| Internationales Läufermeeting Pliezhausen

Lisa Nippgen knackt zwei Meetingrekorde

Die krummen Strecken von Pliezhausen haben ihren Status als Rekordschmiede zum Saisonauftakt untermauert. Bei der 32. Auflage des Internationalen thallos Läufermeetings fielen zwei Meetingrekorde, darunter auch die Bestmarke der Weitsprung-Olympiasiegerin Malaika Mihambo aus dem Vorjahr.
David Köndgen

Gleich zwei Meetingrekorde gingen am Sonntag in Pliezhausen auf das Konto von Lisa Nippgen (MTG Mannheim). Erst setzte sie sich in 9,32 Sekunden auf der kürzesten Sprintdistanz von 80 Metern durch und jagte Weitsprung-Olympiasiegerin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz), die krankheitsbedingt nicht starten konnte, die Rekordmarke um drei Hundertstelsekunden ab.

90 Minuten später folgte schon ihr zweiter Streich: Denn auch über 150 Meter lief die 26-Jährige zum Meetingrekord von 17,03 Sekunden. Die alte Bestzeit von Melanie Paschke hatte zuvor seit Nippgens Geburtsjahr 1997 Bestand gehabt. Rosina Schneider (TV Sulz, 17,23 sec) wurde vor Holly Okuku (Sprintteam Wetzlar; 17,31 sec) Zweite. 

„Natürlich hatte ich mir vorgenommen, in Richtung des Meetingrekords zu laufen. Vor dem Lauf hatte ich mich allerdings gar nicht so gut gefühlt. Mein nächstes Ziel ist jetzt die WM in Budapest“, sagte Lisa Nippgen nach ihrem zweiten Stadionrekord.

Alina Reh knapp am Meetingrekord vorbei

Bereits am späten Vormittag bestritt Alina Reh (SCC Berlin) ihr 3.000 Meter-Rennen, wurde im Männerfeld in 8:53,37 Minuten Dritte und blieb damit nur fünf Sekunden über ihrem eigenen Meetingrekord (8:48,05 min). Ihr Fazit nach der zweitbesten Zeit in der Geschichte des Läufermeetings: „Das Rennen hat Spaß gemacht! Lockerheit ist der Schlüssel zum Erfolg. Ich genieße den Stellenwert hier in Pliezhausen. Wenn ich ins Stadion komme, erkennen mich die Leute. Ich spüre, dass die Leute hier auf meiner Seite sind.“

Für den zweiten Kracher hatte Lokalmatadorin Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen) am frühen Nachmittag gesorgt, sie siegte in 39,13 Sekunden über 300 Meter Hürden – der zweitschnellsten jemals im Schönbuchstadion gelaufenen Zeit. Für Krafzik jedoch kein Grund für Jubelstürme: „Der Lauf war besser als gedacht. Ich wollte von vorne Gas geben und konnte meinen Rhythmus bis zur fünften Hürde gut durchlaufen.“

Bei den Männern schnappte sich der EM-Fünfte Joshua Abuaku (Eintracht Frankfurt) in 35,40 Sekunden den Sieg vor Sinan Ören (Türkei, 35,91 sec) und Emil Agyekum (SCC Berlin, 35,97 sec). Der Frankfurter lief am Nachmittag auch noch die „flachen“ 300 Meter und belegte in 33,18 Sekunden vor Constantin Preis (VfL Sindelfingen, 33,31 sec) Rang vier.

Zweitschnellste Zeit des Meetings durch Grønstad

Tobias Grønstad (Norwegen) sorgte bei seinem ersten Start in Pliezhausen für die zweitschnellste Zeit des Läufermeetings über 600 Meter: 1:15,33 Minuten. Den angepeilten Landesrekord verpasste der 20-Jährige jedoch um vier Hundertstelsekunden: „Das war sehr knapp, es war aber ein tolles Rennen. Am Ende musste ich richtig beißen, ich habe seinen Atem im Nacken gespürt.“ Denn: Der Hallen-DM-Fünfte Luis Oberbeck (LG Göttingen) war nur eine Hundertstelsekunde langsamer (1:15,34 min). Auf dem dritten Platz folgte der mehrfache tschechische Landesmeister und EM-Teilnehmer Filip Snejdr (1:16,53 min). 

Mutig von vorne gelaufen, im Zielsprint besiegt: So lässt sich der zweite Platz von Christina Hering (LG Stadtwerke München) auf der kürzeren „krummen“ Mittelstrecke von 600 Metern zusammenfassen. Die 14-malige Deutsche Meisterin sorgte bis zur Zielkurve gemeinsam mit Jennifer Hauke (SCC Berlin) für ein schnelles Rennen. Die Gunst der Sekunde nutzte schließlich die Polin Adrianna Topolnicka, die sich auf den letzten Metern doch noch an der Münchnerin vorbeischob und in 1:26,84 Minuten durchsetzte.

Hering (1:27,03 min) und Lucia Sturm (TSV Moselfeuer Lehmen, 1:28,11 min) folgten auf den Plätzen. „Ich hätte natürlich schon gern gewonnen, gerade weil ich letztes Jahr auch schon knapp geschlagen wurde“, sagte Christina Hering.

Kolberg gewinnt nationalen Dreikampf gegen Trost und Granz

Nach dem 1.000 Meter-Meetingrekord (2:34,11 min) durch die Olympia-Sechste Habitam Alemu (Äthiopien) im Vorjahr sorgten in diesem Jahr drei DLV-Mittelstrecklerinnen für ein fast genauso schnelles Rennen: Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler) vorweg, verfolgt von Katharina Trost (LG Stadtwerke München) und Caterina Granz (LG Nord Berlin). Kolberg hatte das bessere Ende für sich: Die Achte der Hallen-EM 2023 siegte in der zweitschnellsten Zeit des Läufermeetings von 2:37,85 Minuten vor der Münchnerin (2:38,04 min) und Caterina Granz (2:42,27 min).

Das erwartete Spektakel über die Hindernisse wurde vom Regen etwas ausgebremst: Der Italiener Osama Zoghlami, EM-Dritter von München, sicherte sich mit einem starken Endspurt nicht nur den Sieg, sondern lief in 5:29,26 Minuten auch die drittbeste Zeit im Schönbuchstadion – sein Zwillingsbrüder Ala (5:32,24 min) machte den Doppelsieg perfekt. Auf Rang drei folgte mit Bestzeit Nick Jäger (LSC Höchstadt/Aisch; 5:33,54 min).

Meetingrekordhalterin Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald) startete nicht wie geplant über die Hindernisse, sondern im 1.000-Meter-Lauf, und kam dort mit ihrer Zeit von 2:47,88 Minuten als Fünfte ins Ziel. In ihrer Abwesenheit setzte sich Olivia Gürth (Diezer TSK Oranien) in 6:21,38 Minuten auf der 2.000 Meter-Hindernisstrecke durch.

Tim Holzapfel lässt sich Heimsieg nicht nehmen

Tim Holzapfel (Unterländer LG) sorgte bei seinem Heimspiel dafür, dass für „Stammgast“ Christoph Kessler (LG Region Karlsruhe) über 1.000 Meter erneut „nur“ Rang zwei blieb. In 2:21,81 Minuten rettete der amtierende Deutsche 800 Meter-Meister seinen Vorsprung knapp ins Ziel. Kessler (2:22,07 min) lief nach zwei zweiten Plätzen 2018, 2019 und Rang drei (2021) wieder einmal als Zweiter über die Ziellinie. Meetingrekordler Timo Benitz (LG farbtex Nordschwarzwald) zeigte, dass er weiterhin über immense Spurtqualitäten verfügt, und sicherte sich auf der Zielgeraden noch den Platz auf dem Podium.

Über 150 Meter konnte Samuel García (Spanien) seinen Vorjahressieg nicht wiederholen. Der EM-Vierte über 400 Meter hatte 15,65 Sekunden vorgelegt – der Bronzemedaillengewinner antwortete: Alex Haydock-Wilson (Großbritannien) siegte in 15,34 Sekunden und blieb nur eine Zehntel hinter dem Meetingrekord zurück. Rang drei ging an James Adebola (SCC Berlin, 15,75 sec). Über 300 Meter folgte das zweite Duell García gegen Haydock-Wilson: Erneut setzte sich der Brite (32,39 sec) gegen den Spanier durch. Bei den Frauen gewann die Deutsche Hallenmeisterin Skadi Schier (37,47 sec). 

Den 3.000-Meter-Laufsieg sicherte sich Kevin Kamenschak (Österreich) in 8:04,51 Minuten. Dahinter setzte Tim Assmann (TV Villingen) mit Bestleistung (8:07,39 min) ein Ausrufezeichen. Auf Rang drei folgte der „Altmeister“ Simon Stützel (LG Region Karlsruhe, 8:09,87 min) – vor genau zehn Jahren Sieger an selbem Ort über dieselbe Distanz.

U20-EM-Norm für Sprintstaffel

Inklusion im Fokus: Einige der besten Para-Sportler der Welt (Startklassen T35-T38) waren nach der Premiere vor genau zehn Jahren erneut mittendrin im Programm des Läufermeetings. Traditionell standen für sie zwei 100-Meter-Läufe an. Im schnelleren davon setzte sich Katrina Hart (Großbritannien) im Duell der paralympischen Finalteilnehmerinnen in 14,65 Sekunden gegen Nicole Nicoleitzik (LA Team Saar; 14,69 sec) durch. Auf Rang drei landete die fünffache paralympische Medaillengewinnerin Isabelle Foerder (HSC Erfurt e.V., 15,61 sec).

Für schnelle Sprints sorgten wieder einmal die DLV-Staffeln der weiblichen U20 über 4x100 Meter: Die von Bundestrainer Alex Seeger betreuten Athletinnen hakten nach einer dreitägigen Kadermaßnahme souverän die Norm für die U20-Europameisterschaften in Jerusalem (Israel, 7. bis 10. August) ab: 44,60 Sekunden lautete die Siegerzeit von Carolin Schlung, Chelsea Kadiri, Rosina Schneider und Holly Okuku. Und auch die zweite DLV-Staffel (Ksenia Helios, Laura Mier, Charlotte Riedel, Nele Jaworski) unterbot die Norm (45,70 sec) in 45,19 Sekunden.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...

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