| Diskuswurf

Daniel Jasinski setzt alles auf eine Karte

Eine Rückenverletzung bremste Diskus-Ass Daniel Jasinski im Vorjahr aus. Es folgte das Saison-Aus für den Wattenscheider, sogar das Karriereende stand im Raum. Bei den Deutschen Winterwurfmeisterschaften in Halle/Saale meldete er sich am vergangenen Wochenende gestärkt, schmerzfrei und konkurrenzfähig zurück. Er holte den deutschen Winterwurf-Meistertitel mit einer Topweite von 66,75 Metern.
Sandra Arm

Ein wenig Geduld brauchte es an jenem Samstagnachmittag, um mit Daniel Jasinski nach seinem erfolgreichen Comeback ins Gespräch zu kommen. Der Glückwunsch-Marathon wollte einfach kein Ende nehmen. Da ein Händeschüttler, dort eine Umarmung. Zwischendurch noch ein Telefonat mit der Familie, die beiden Kinder und seine Frau drückten von daheim die Daumen. „Sie haben mich angefeuert. Natürlich ist die Zeit, wo man weg ist, die Entbehrung groß. Sie vermissen mich und ich sie, aber meine Frau unterstützt mich in vollem Maße. Sie waren total happy. Sie haben geschrien und gejubelt. Da freut man sich einfach doppelt“, freute er sich über diese Unterstützung.

Daniel Jasinski genoss diese Aufmerksamkeit sichtlich. Das Diskus-Ass des TV Wattenscheid 01 hatte wenige Minuten zuvor andere und sich selbst doch ein wenig überrascht. Nach seinem Saisonstart beim ISTAF Indoor in Berlin, „wo ich noch nicht richtig in den Wettkampf gefunden habe“, lief es bei den Deutschen Winterwurfmeisterschaften umso besser. Der 33-Jährige überzeugte mit einer stabilen Serie, vier seiner sechs Versuche gingen über die 63-Meter-Marke. Der weiteste Versuch wurde mit 66,75 Meter vermessen.

„Mit dieser Weite habe ich noch nicht gerechnet. Angepeilt haben wir so 64, 65 Meter, die angesichts der Bedingungen auch nicht einfach gewesen wären. Es war die viertbeste Weite, die ich bis jetzt geworfen habe, und über den ersten deutschen Winterwurfmeister freue ich mich natürlich auch sehr“, sagte er über seine herausragende Leistung. Zumal die Bedingungen für die Winterwerfer an diesem Wochenende nicht einfach waren. Es gab Temperaturen um den Gefrierpunkt, mal Schnee, mal ein bisschen Regen, dazu böiger Wind. „Der Wettkampf hat sich super entwickelt. Alle sind irgendwer schwer und zitternd reingekommen. Wir haben uns dann in Form geworfen und gegenseitig hochgeschaukelt. Das sind auch die Wettkämpfe, die am meisten Spaß machen.“

Probleme aus 2022 überwunden

Dass er richtig Freude am Werfen hatte, das sah man ihm deutlich an. Dieser Wettkampf war zugleich ein deutlicher Fingerzeig an die Konkurrenz: Daniel Jasinski ist wieder da – und wie. Im Vorjahr dominierte eine andere Schlagzeile die sportlichen Titelseiten: Saison-Aus für Daniel Jasinski. Ihn bremsten hartnäckige Rückenbeschwerden aus. Er warf weder bei der DM, WM noch bei der Heim-EM. „Das letzte Jahr war wirklich hart, wo das Weitermachen auch so ein bisschen von der Ärzteseite in Frage gestellt wurde“, sagte er und atmete dabei tief durch.

Bis zur endgültigen Diagnose verging viel Zeit. Nach einer Reha bei der Sportmedizin der Bundeswehr in Warendorf, wo man zunächst von Problemen an der Wirbelsäule ausging und den Fokus auf die körperliche Genesung und Wiederherstellung der Belastungsfähigkeit legte, fand letztlich eine Physiotherapeutin, „sie kennt mich seit über 15 Jahren bei uns in Wattenscheid“, das Problem. „Es waren die letzten zwei Rippen auf der rechten Seite, die gereizt waren, und das schon über einen längeren Zeitraum. Diese Probleme habe ich mir bereits im DLV-Trainingslager vor den Olympischen Spielen in Miyazaki zugezogen. Anschließend bin ich zu unserem Vereinsarzt Dr. Andreas Falarzik in Behandlung gegangen“, erklärte Daniel Jasinski. Seit September haben sie nun einen Weg gefunden, dass die Verletzung ausheilen konnte.

Laufbahn bis 2024 fortsetzen

Für ihn war dieser Verlauf eine große Erleichterung, denn es stand sogar ein mögliches Karriereende im Raum – gewiss nicht von seiner Seite. „In der Reha wurde es teilweise schon so kommuniziert, weil die Probleme einfach zu groß waren. Ich selbst habe das nicht wirklich so gesehen, weil ich noch nicht fertig mit diesem Lebensabschnitt bin und noch zeigen will, was in mir steckt. Ich freue mich sehr, dass alles so geklappt hat und wir es wieder hinbekommen haben, dass der Körper mitmacht und ich nicht die zweite Karten ziehen musste. Das wäre extrem bitter gewesen.“ Er zog stattdessen die erste Karte und setzte seine Karriere fort.

Daniel Jasinski hat noch genug Energie, um seine aktive Laufbahn mindestens bis zu den Olympischen Spielen in Paris 2024 fortsetzen zu wollen. „Das ist das ganz große Ziel, darauf arbeiten wir hin.“ Seinen größten sportlichen Triumph feierte er mit Bronze bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio. Bei seinen zweiten Spielen in Tokio lief es mit den Problemen im Vorfeld nicht optimal, er wurde Zehnter. „Ich konnte einfach nicht das zeigen, was zuvor in der Saison möglich war. Das war ziemlich bitter, weil die Spiele auch nur aller vier Jahre stattfinden“, erklärte er sein Abschneiden.

Mit der Schmerzfreiheit kehrte er nun zu alter Stärke zurück. Die Grundlagen legte er außerdem in der Wärme. Einmal im Dezember privat, dann im Januar mit der Trainingsgruppe um seinen Vater und Trainer Miroslaw Jasinski, reiste er ins Trainingslager nach Fuerteventura. „Das Training in der Wärme tat dem Körper richtig gut. Ich habe jetzt alle Karten auf diese und nächste Saison gesetzt, in der Hoffnung, das alles hält und ich dann richtig gut durchkomme.“ Auf diesem Weg meisterte er den ersten Schritt bei der Winterwurf-DM in Halle/Saale souverän, wo er zum Ende des Wettkampfs nochmal richtig gefordert wurde.

Vom Nachwuchs gefordert

Nämlich von den „jungen Wilden“ wie dem amtierenden U20-Weltmeister Marius Karges (Eintracht Frankfurt) und U20-Weltrekordler Mika Sosna (TSG Bergedorf) als U20-Vize-Weltmeister, die sich in ihrem ersten Männerjahr befinden. „Die Jungs sind der Wahnsinn. Mikas Leistung [65,57 m], ich war begeistert. Die Bedingungen waren extrem schwer. Marius, Steven [Richter] und Henrik [Janssen] haben ebenfalls super Leistungen gebracht“, zollte er der Konkurrenz großen Respekt.

Noch lagen die stark auftrumpfenden U23-Talente hinter ihm. Wenn es nach Daniel Jasinski geht, könnte dies auch noch ein Weilchen so bleiben. „Vorbei lassen will ich sie noch nicht“, sagte er laut lachend. Nach diesen Spitzenleistungen im Winterwurf wächst die Vorfreude auf die Freiluftsaison umso mehr. „Ich freue mich schon sehr auf den Sommer und bin echt gespannt, was unser Nachwuchs noch so auspackt.“ Auf die kommenden Auftritte von Daniel Jasinski selbst darf man nach seinem erfolgreichen Comeback in Halle/Saale ebenfalls sehr gespannt sein.

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​​​​​​​Daniel Jasinski meldet sich eindrucksvoll zurück

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