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Hallen-EM Istanbul 2023 | Die große Vorschau auf die Wettbewerbe der Männer

Die Ataköy Arena im Westen Istanbuls bereitet im Jahr 2023 die Bühne für Europas beste Leichtathleten: Bei der Hallen-EM werden vom 2. bis zum 5. März in insgesamt 26 Wettbewerben die neuen Hallen-Europameister und -Europameisterinnen gesucht. Wir blicken voraus auf die Entscheidungen der Männer, in denen auch 15 DLV-Athleten an den Start gehen.
Svenja Sapper / Silke Bernhart

Hallen-EM 2023 Istanbul

60 METER

Marcell Jacobs in Gold-Form?

In Topform sollte niemand den 100-Meter-Olympiasieger und Titelverteidiger Marcell Jacobs gefährden können. Doch der Hallen-Europarekordler (6,41 sec) aus Italien hat in dieser Hallensaison noch keine absoluten Spitzenzeiten angeboten. Mit einer Saisonbestmarke von 6,55 Sekunden rangiert er auf Platz drei der Meldeliste hinter Großbritanniens EM-Finalisten von München Reece Prescod und seinem Landsmann Samuele Cecccarelli, der Jacobs bei den italienischen Hallenmeisterschaften eine empfindliche Niederlage beibrachte.

Eine ganze Reihe weiterer Athleten bringt Ergebnisse im Bereich von Prescods Jahresbestzeit mit, darunter der EM-Dritte Jeremiah Azu (Großbritannien), der Schwede Henrik Larsson und Dominik Kopec aus Polen. Für den DLV geht nach der Absage des Deutschen Hallenmeisters Aleksandar Askovic aus München ein Debütanten-Duo an den Start. Yannick Wolf hat mit seiner Saisonbestleistung von 6,60 Sekunden sicherlich Halbfinal-Ambitionen. Für den Mannheimer Robin Ganter ist die Premiere im deutschen Trikot schon ein Erfolg. svs

Jahresbester: Reece Prescod (Großbritannien; 6,49 sec)
Titelverteidiger: Marcell Jacobs (Italien; 6,47 sec)
DLV-Starter: Robin Ganter (MTG Mannheim; 6,65 sec), Yannick Wolf (LG Stadtwerke München; 6,60 sec)


400 METER

Oscar Husillos: Keine Angst vor Warholm

Über 400 Meter treffen die Titelträger der beiden letzten Hallen-Europameisterschaften aufeinander: Karsten Warholm, Inhaber des Hallen-Europarekordes (45,05 sec), der vor vier Jahren triumphierte, und der Sieger von 2021, Oscar Husillos, der in diesem Winter bereits einen neuen spanischen Rekord (45,58 sec) aufstellte. Er freue sich auf das Duell mit Warholm, ließ der Titelverteidiger jüngst verlauten, und werde dem 400-Meter-Hürden-Weltrekordler selbstbewusst entgegentreten.

Ansprüche auf eine Medaille haben vier weitere Athleten mit Saisonbestzeiten unter 46 Sekunden angemeldet, allen voran das niederländische Duo Isayah Boers und Liemarvin Bonevacia. Der Deutsche Hallenmeister Marvin Schlegel hat sich in diesem Winter auf 46,25 Sekunden verbessert. In einem starken Feld rangiert er auf Platz 14 der Meldeliste; der Halbfinal-Einzug ist nicht unmöglich. svs

Jahresbester: Karsten Warholm (Norwegen; 45,31 sec)
Titelverteidiger: Oscar Husillos (Spanien; 46,22 sec)
DLV-Starter: Marvin Schlegel (LAC Erdgas Chemnitz; 46,25 sec)
 

800 METER

Spanisches Trio mischt vorne mit

Geschlossen stark präsentiert sich über 800 Meter das spanische Trio: Auch ohne Hallen-Weltmeister Mariano Garcia haben die Südeuropäer mit Saul Ordonez, Javier Miron und Adrian Ben eine erstklassige Mannschaft für die Hallen-EM gemeldet. Der Jahresschnellste Tibo de Smet, bisher noch ohne internationale Meriten, darf sich nicht von großen Namen beeindrucken lassen, will er den Sprung aufs Podest schaffen. Unter 1:46 Minute blieben auch der Schwede Andreas Kramer (SB: 1:45,90 min) und Italiens Catalin Tecuceanu (1:45,99 min).

Keineswegs außer Acht lassen sollte man im Medaillenkampf den Niederländer Tony van Diepen, der mit der 4x400-Meter-Staffel bereits Edelmetall auf globalem Parkett errungen hat. Mit Saisonbestzeit von 1:46,36 Minute und seinen Unterdistanzleistungen sind die Medaillenränge für ihn nicht außer Reichweite. Titelverteidiger Patryk Dobek aus Polen ist nicht am Start. svs

Jahresbester: Tibo de Smet (Belgien; 1:45,04 min)
Titelverteidiger: Patryk Dobek (Polen; 1:46,81 min)
DLV-Starter: keine


1.500 METER

Neil Gourley fordert Jakob Ingebrigtsen

Keine Frage: Der Favorit heißt Jakob Ingebrigtsen. Der Norweger ist Titelverteidiger, Hallen-Weltrekordler und Olympiasieger auf dieser Strecke. Aber nicht unschlagbar – das hat vergangenen Sommer seine WM-Niederlage gegen den Briten Jake Wightman gezeigt. Und auch diesmal kommt der wohl stärkste Kontrahent mit Neil Gourley (3:32,48 min) aus Großbritannien. Er war in dieser Hallensaison nur eine Zehntelsekunde langsamer als Ingebrigtsen, der erst ein Rennen bestritten hat. Mit George Mills (SB: 3:35,88 min), dem Sieger des Indoor Meetings in Karlsruhe, haben die Briten noch ein zweites Ass im Ärmel.

In Schlagdistanz zu den Führenden bewegt sich neben dem Iren Andrew Coscoran (3:33,49 min) auch der Deutsche Hallenmeister Amos Bartelsmeyer. Sein erklärtes Ziel ist zunächst der Finaleinzug. Doch der Frankfurter traut sich auch noch mehr zu: "Wenn ich im Finale bin, dann ist alles möglich, auch eine Medaille und mit der liebäugele ich. Ich bin dieses Jahr schon gut gelaufen, daher weiß ich, es ist möglich", sagte er nach seinem Sieg bei der Hallen-DM. svs

Jahresbester: Jakob Ingebrigtsen (Norwegen; 3:32,38 min)
Titelverteidiger: Jakob Ingebrigtsen (3:37,56 min)
DLV-Starter: Amos Bartelsmeyer (Eintracht Frankfurt; 3:34,72 min)


3.000 METER

Sam Parsons mit Chancen

An der Spitze der Meldeliste thront der Name von Sam Parsons. Der Deutsch-Amerikaner hat in diesem Winter mit einem deutschen Hallen-Rekord über 5.000 und einer starken Bestzeit über 3.000 Meter geglänzt. Mitte Februar blieb der EM-Sechste von München erstmals unter 7:40 Minuten. Doch seine Vorbereitung verlief nicht ganz rund; die Deutschen Hallenmeisterschaften musste er zuletzt absagen.

Dazu kommt, dass mehrere Konkurrenten noch nicht alle Karten auf den Tisch gelegt haben – allen voran Titelverteidiger Jakob Ingebrigtsen, der den Hattrick schaffen will, aber mit je zwei 1.500- und 3.000-Meter-Rennen bei der Hallen-EM ein straffes Programm vor sich hat. Auch Spaniens Hallen-Europameister von 2017 Adel Mechaal, dessen Bestzeit bei 7:30,82 Minuten steht, kann sicherlich noch etwas zulegen. Belgien schickt mit Robin Hendrix und John Heymans zwei aussichtsreiche Läufer ins Rennen. Der Serbe Elzan Bibic und Bastien Augusto aus Frankreich bringen ebenfalls Saisonbestzeiten um 7:42 Minuten mit. Trotzdem gilt: Ist Sam Parsons fit, kann er weit nach vorne laufen. svs

Jahresbester: Mohamed Katir (Spanien; 7:24,68 min)
Titelverteidiger: Jakob Ingebrigtsen (7:48,20 min)
DLV-Starter: Sam Parsons (SCC Berlin; 7:39,94 min)


60 METER HÜRDEN

Schweizer in der Poleposition

Die schnellste Zeit der Hallensaison geht auf das Konto eines Schweizers: Jason Joseph führt die Meldeliste mit 7,44 Sekunden an. Nach seinem vierten Platz bei der EM in München möchte er diesmal sicherlich das Podium erklimmen. Auf den Fersen ist dem 24-Jährigen der Siebte der Europameisterschaften Enrique Llopis (Spanien; 7,48 sec), der das Finale beim Indoor Meeting Karlsruhe knapp für sich entscheiden konnte.

Immer für eine Medaille gut ist auch Frankreichs Europameister von 2018 Pascal Martinot-Lagarde, der zeitgleich mit seinem Landsmann, dem EM-Dritten Just Kwaou-Mathey, und dem Polen Jakub Szymanski (7,53 sec) auf Rang drei der Meldeliste liegt. Auch Zyperns Sieger von 2019 Milan Trajkovic kann vorne mitmischen. Freiluft-Europameister Asier Martinez hat seinen Start wegen Rückenbeschwerden abgesagt.

Eine schöne Überraschung in diesem Winter war die Leistungsexplosion von Tim Eikermann. Der Leverkusener, vor der Hallensaison noch mit einer Bestzeit von 7,89 Sekunden ausgestattet, steigerte sich bei den Deutschen Hallenmeisterschaften bis auf 7,63 Sekunden. Es ist sein erster internationaler Start bei den Aktiven, den er ohne Druck angehen kann. Ruft er sein Potenzial noch einmal ab, ist das Halbfinale in Reichweite. svs

Jahresbester: Jason Joseph (Schweiz; 7,44 sec)
Titelverteidiger: Wilhem Belocian (Frankreich; 7,42 sec)
DLV-Starter: Tim Eikermann (TSV Bayer 04 Leverkusen; 7,63 sec)


HOCHSPRUNG

Zwei DLV-Asse auf den Fersen von Andriy Protsenko

Nur ein Athlet auf der Teilnehmerliste von Istanbul hat in diesem Jahr schon die 2,30-Meter-Marke überquert – und das ist Andriy Protsenko. Der 34 Jahre alte Ukrainer ist reif für seinen ersten Titel in einer langen, erfolgreichen Karriere, die ihn schon in der Jugend mehrmals aufs internationale Podium führte und zuletzt 2022 sowohl WM- als auch EM-Bronze einbrachte. Gold fehlt ihm noch. Wer könnte es ihm bei der Hallen-EM streitig machen? Titelverteidiger Maksim Nedasekau aus Belarus ist nicht am Start, ebenso wenig der Olympiasieger und Hallen-EM-Titelträger von 2019 Gianmarco Tamberi (Italien).

So sind es nach der verletzungsbedingten Absage von Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen) noch zwei DLV-Athleten, die dem Favoriten gefährlich werden könnten: Vize-Europameister Tobias Potye (LG Stadtwerke München) und Jonas Wagner (Dresdner SC 1898). Mit 2,28 und 2,27 Metern liegen sie auf Platz zwei und drei der Meldeliste aussichtsreich, besonders wenn man die Konstanz ihrer bisherigen Wettkämpfe betrachtet, denn Potye hat drei Auftritte mit 2,25 Metern und höher beendet, Wagner zwei. Andriy Protsenko dagegen ließ bisher nur einmal seine ganze Klasse aufblitzen. Der Kampf um die Medaillen dürfte eng und spannend werden, denn in der Kategorie der DLV-Athleten springen zum Beispiel auch Stefano Sottile (Italien) oder der junge Belgier Thomas Carmoy, Dritter der Hallen-EM von 2021. sb

Jahresbester: Andriy Protsenko (Ukraine; 2,32 m)
Titelverteidiger: Maksim Nedasekau (2,37 m)
DLV-Starter: Tobias Potye (LG Stadtwerke München; 2,28 m), Jonas Wagner (Dresdner SC 1898; 2,27 m)
 

STABHOCHSPRUNG

Wer ergreift die einmalige Chance?

Man sollte Vorschauen nicht unbedingt mit jenen beginnen, die nicht am Start sind – und doch ist im Stabhochsprung der Männer genau diese Lücke entscheidend für den Charakter des Wettbewerbs: Es fehlt Ausnahmekönner Armand Duplantis (Schweden), der jüngst seinen Weltrekord weiter auf 6,22 Meter gesteigert hat. Und damit wird erstmals seit 2019 wieder ein internationaler Titel an einen anderen Höhenjäger gehen. Mit Sprüngen über die 5,90-Meter-Marke haben zuletzt besonders Menno Vloon (Niederlande; 5,91 m) und Sondre Guttormsen (Norwegen; 5,90 m) Ansprüche auf Gold angemeldet. Höhen von 5,83 und 5,86 Meter lassen auch Emmanouil Karalis (Griechenland) vom großen Coup träumen.

Der DLV kann gleich drei Stabhochspringer ins Rennen schicken, besonders Bo Kanda Lita Baehre und Torben Blech (beide TSV Bayer 04 Leverkusen) darf man dabei auch als Anwärter aufs Podium bezeichnen. Bei Vize-Europameister Lita Baehre wird es darum gehen, nach einem Standort- und Trainerwechsel die neuen Impulse in Höhe umzumünzen, dann kann auch er über 5,90 Meter fliegen. Der zweimalige Deutsche Hallenmeister Torben Blech hat zuletzt größere Konstanz und Sicherheit bewiesen und bei einem Sprung über 5,82 Meter noch Potenzial für mehr. Seine internationale Premiere feiert in Istanbul Gillian Ladwig (Schweriner SC). Mit neuer Bestleistung von 5,72 Metern braucht er sich in dem Feld keineswegs zu verstecken – das Finale ist das Ziel. sb

Jahresbester: Armand Duplantis (Schweden; 6,22 m)
Titelverteidiger: Armand Duplantis (Schweden; 6,05 m)
DLV-Starter: Torben Blech (TSV Bayer 04 Leverkusen; 5,82 m), Bo Kanda Lita Baehre (TSV Bayer 04 Leverkusen; 5,74 m), Gillian Ladwig (Schweriner SC; 5,72 m)
 

WEITSPRUNG

Miltiadis Tentoglous nächster Streich?

Nur drei der gemeldeten Weitspringer haben in diesem Jahr die Acht-Meter-Marke überboten. Einer ragt heraus: Olympiasieger Miltiadis Tentoglou. Der Grieche konnte schon auf dem Weg zur Hallen-EM einen ersten kuriosen Triumph feiern. "Ich kann 8,40 Meter springen, wann immer ich will", hatte er verlauten lassen, nachdem seine 8,40 Meter vom Meeting in Toruń (Polen) gestrichen wurden, weil er nicht zulässige Schuhe getragen hatte. Nur eine Woche später flog er in Liévin (Frankreich) auf 8,41 Meter. Es steht außer Frage, dass der immer noch erst 24 Jahre junge Seriensieger in Istanbul Anlauf auf den Titel-Hattrick nehmen wird. 2019 hatte er mit 8,38 Metern gewonnen, 2021 mit 8,35 Metern.

Tentoglous Verfolger Nummer eins heißt wohl erneut Thobias Montler. Vier Mal schon gab's für den Schweden eine internationale Silbermedaille hinter dem Griechen, davon zwei bei Hallen- und eine bei Freiluft-Europameisterschaften. Mit vier Acht-Meter-Wettkämpfen, davon der beste mit 8,19 Metern, konnte Thobias Montler bereits seine gute Form unterstreichen. Eine Steigerung auf 8,08 Meter hat zuletzt auch den Spanier Jaime Guerra in den Kreis der Podiumsanwärter befördert. Gespannt sein darf man zudem auf zwei ganz junge Athleten: U20-Weltmeister Erwan Konaté (Frankreich), im Freien schon auf 8,12 Meter geflogen, und der erst 18-jährige Mattia Furlani (Italien; PB: 8,03 m) könnten schon jetzt bei den Großen vorne mitmischen. DLV-Athleten sind nicht am Start. sb

Jahresbester: Miltiadis Tentoglou (Griechenland; 8,41 m)
Titelverteidiger: Miltiadis Tentoglou (Griechenland; 8,35 m)
DLV-Starter: keine
 

DREISPRUNG

Max Heß im engen Feld aussichtsreich

Zehn Teilnehmer bringen Freiluft-Bestmarken jenseits der 17 Meter mit. Doch in der bisherigen Hallensaison waren Weiten in diesen Regionen rar gesät. So gestaltet sich die Ausgangslage spannend und die zentrale Frage lautet: Wer bringt sein Potenzial in die Grube, wenn's drauf ankommt? Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz) ist das mit drei Bronzemedaillen der zurückliegenden drei Titelkämpfe zuletzt bestens gelungen. Und auch 2023 ist der Sprung aufs Podium für den Deutschen Hallenrekordler, der in dieser Saison 16,87 Meter zu Buche stehen hat, in Reichweite. "Im Training stelle ich aktuell regelmäßig Bestleistungen auf. Ich bin also guter Dinge im Hinblick auf die Hallen-EM. Die Sachen, die heute noch nicht ganz passten und zu den ungültigen Sprüngen geführt haben, das sind Kleinigkeiten, die kann ich noch abschalten", lautete sein Fazit nach der Hallen-DM.

Die Favoritenrolle aber gehört jemand anderem, und zwar Pedro Pablo Pichardo. Der Portugiese ist einer von insgesamt sieben Olympiasiegern von Tokio (Japan), die in Istanbul um Hallen-EM-Gold kämpfen. Und er ist der einzige Athlet im Feld, der im Freien gar schon die 18-Meter-Marke überboten hat. Bei nur einem einzigen Wettkampf in dieser Saison, den er mit 17,12 Metern beendete, konnte er sein Ausnahme-Talent allerdings bisher nur andeuten. Die letzte internationale Medaille von Benjamin Compaoré (Frankreich) liegt sieben Jahre zurück, zuletzt katapultierte sich der 35-Jährige mit 16,95 Metern aber wieder zurück in den Kreis der Podest-Anwärter für Istanbul. sb

Jahresbester: Jordan Díaz (Spanien; 17,59 m)
Titelverteidiger: Pedro Pablo Pichardo (Portugal; 17,30 m)
DLV-Starter: Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz; 16,87 m)
 

KUGELSTOSSEN

Bob Bertemes kann Geschichte schreiben

Noch nie gab es bei Hallen-Europameisterschaften eine Medaille für Luxemburg. Bob Bertemes könnte das in Istanbul ändern. Und wenn's für den 29-Jährigen richtig gut läuft, wird Gold daraus. Denn mit einer Steigerung seiner Hallen-Bestmarke um fast einen Meter auf 21,93 Meter führt er sogar die Meldeliste für Istanbul an. Allerdings gelang ihm ein Vorstoß in diese Dimension nur in einem einzigen Versuch, sein zweitbester Stoß des Jahres wurde mit 21,06 Metern gemessen – sodass wohl andere eher zu den Titelkandidaten zu zählen sind.

Der Tscheche Tomáš Staněk zum Beispiel, der mit vier Wettkämpfen jenseits von 21,40 Metern und einer Saison-Bestleistung von 21,69 Metern den Weg zur Titelverteidigung geebnet hat. Oder die Italiener Leonardo Fabbri, Nick Ponzio und Zane Weir, die im Freien alle schon an der 22-Meter-Marke gekratzt haben. Der Ukrainer Roman Kokoshko hat trotz des Krieges in seiner Heimat den nächsten Leistungsschritt gemacht und sich auf 21,66 Meter gesteigert. Und Konrad Bukowiecki (Polen), in diesem Jahr mit 21,55 Metern notiert, will zurück aufs internationale Podium, wo er besonders in der U20 und U23 Dauergast war.

Die Weltjahres-Bestmarke wird für sie alle aber ganz sicher außer Reichweite bleiben. Denn die markiert zugleich den neuen Weltrekord: Mit 23,38 Metern ist der zweimalige Olympiasieger Ryan Crouser (USA) eine Klasse für sich und stößt fast in seiner eigenen Liga. sb

Jahresbester: Bob Bertemes (Luxemburg; 21,93 m)
Titelverteidiger: Tomas Stanek (21,62 m)
DLV-Starter: keine
 

SIEBENKAMPF

Duell der Ausnahmekönner

Ein Blick auf das Siebenkampf-Feld lässt die Herzen von Mehrkampf-Fans höher schlagen. Denn mit Kevin Mayer (Frankreich) und Simon Ehammer (Schweiz) haben sowohl der Zehnkampf-Weltrekordler und Titelverteidiger als auch der Hallen-Vize-Weltmeister und Aufsteiger des Jahres 2022 gemeldet. Sie könnten sich in der Ataköy Arena ein hochklassiges Duell liefern, bei der die europäische Jahresbestleistung des Schweizers gewaltig wackeln dürfte. Mit ihren Bestleistungen von 6.479 (Hallen-Europarekord) und 6.363 Punkten sind sie die Aushängeschilder des Wettbewerbs, in dem sich der pfeilschnelle und sprunggewaltige Ehammer zunächst absetzen wird, bevor Mayer zum Beispiel im Kugelstoßen oder später im Stabhochsprung seine Stärken ausspielen kann.

Aber auch dahinter hat es das Feld in sich. Elf Teilnehmer des auf 14 Starter limitierten Feldes haben in ihrer Karriere schon die 6.000-Punkte-Marke überboten, sechs von ihnen in diesem Jahr. Und mit Sander Skotheim (Norwegen; 6.255 pt) hat sich dabei ein 20-Jähriger direkt in den Kreis der Medaillenanwärter katapultiert, dicht gefolgt von den erfahrenen Jorge Ureña (Spanien; 6.173 pt), Hallen-Europameister von 2019, und Maicel Uibo (Estland; 6.120 pt), Dritter der Hallen-WM von 2018.

Damals nur 27 Punkte hinter Uibo auf Platz vier der Hallen-WM: Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied). Der 32-Jährige ist in einem deutschen Trio der am stärksten einzuschätzende Siebenkämpfer und in guter Form, was seine Hürdenzeit von 8,08 Sekunden bei der Hallen-DM unterstrich. Auch die Versuche im Weitsprung, wo er noch mit Ungenauigkeiten im Anlauf zu kämpfen hatte, deuteten sein Potenzial an. Bringt er alles zusammen, kann auch er vorne mitmischen. Für Manuel Eitel geht es darum, die guten Leistungen seiner Comeback-Saison 2022 auch in der Halle in einen gelungenen Mehrkampf umzumünzen, Tim Nowak (beide SSV Ulm 1846) will nach zwei unglücklich abgebrochenen Zehnkämpfen 2022 seine Position im Kreise der besten Mehrkämpfer Europas zurückerobern. sb

Jahresbester: Simon Ehammer (Schweiz; 6.292 pt)
Titelverteidiger: Kevin Mayer (Frankreich; 6.392 pt)
DLV-Starter: Manuel Eitel (SSV Ulm 1846; 5.750 pt), Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied; n.a.), Tim Nowak (SSV Ulm 1846; n.a.)
 

4x400 METER

Spanien auf Augenhöhe mit den Favoriten

Die Staffel aus Großbritannien ist Freiluft-Europameister – bringt allerdings nur einen der Athleten mit, die in München Gold holten. Die Niederlande reisen als Titelverteidiger an. Belgien stellte die Hallen-Europameister der Jahre 2019 und 2015. Und Spanien? Hat in dieser Hallensaison gleich drei Sprinter in den Top Ten der europäischen Jahresrangliste. Da scheint nur eins klar: Das Rennen um Gold wird hart umkämpft sein. Und in dem Feld mit sechs Staffeln, das Frankreich und die Türkei komplettieren, ist eigentlich für alle alles drin! sb

Jahresbeste: Ungarn (3:08,58 min)
Titelverteidiger: Niederlande (3:06,06 min)
DLV-Starter: keine
 

Hallen-EM 2023 Istanbul

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