Die Entscheidungen über die Mittel- und Langstreckendistanzen waren am Sonntag bei den Deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften spannungsgeladen. Im Hochsprung durfte sich Julien Pohl das zweite Wochenende in Folge in der Dortmunder Helmut-Körnig-Halle Edelmetall umhängen, diesmal in Gold.
Vor Mittel- und Langstreckenrennen stellt sich häufig die Frage: Welcher Läufer hat die beste Taktik in petto? So auch bei den Deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften. Antworten gab es am Sonntag in Dortmund. Im taktisch geprägten 1.500-Meter-Finale wollte kein Läufer das Zepter in die Hand nehmen, das zwölf Athleten starke Feld blieb lange in einer gemeinsamen Traube. Einer der Favoriten, Tim Kalies (Braunschweiger Laufclub), kam drei Runden vor Schluss in der Kurve zu Fall. Ab da kam das Rennen erst richtig in Fahrt. Vor allem Jan Dillemuth (Athletics Team Karben), Dritter der Deutschen Jugendmeisterschaften im Freien, forcierte das Tempo – gejagt von den Kontrahenten.
Erst griff der Leverkusener Jonas Patri die Führung an, dann spurteten der Münchner Tobias Tent und Glenn Kochmann (TSG Bergedorf) an Patri vorbei und saugten sich an den Führenden heran. Doch Jan Dillemuth hatte sich genug Körner aufgespart, um seine Spitzenposition bis ins Ziel zu wahren. 4:00,90 Minuten betrug seine Siegerzeit, Silber erkämpfte sich mit einer Hundertstel Vorsprung auf Kochmann Tobias Tent (4:01,41 min).
Der Titel über 800 Meter ging an den Neubrandenburger Elija Ziem (1:54,97 min). Der Deutsche Jugendmeister des vergangenen Sommers nahm in der letzten Runde das Heft selbst in die Hand und setzte sich gegen den U20-WM-Halbfinalisten Malik Skupin-Alfa (LG Offenburg; 1:55,95 min) und Louis Buschbeck (Königsteiner LV; 1:56,35 min) durch. Erst 16 Jahre alt ist der neue Deutsche Jugend-Hallenmeister über 3.000 Meter: Tristan Kaufhold (SSC Hanau-Rodenbach) musste bis zur Schlussrunde keine Führungsarbeit leisten, dann jedoch übernahm er das Kommando und löste sich von seinen Konkurrenten. 8:29,33 Minuten genügten zum Titel vor Silas Zahlten (LG Brillux Münster; 8:30,57 min) und Jonas Kulgemeyer (OTB Osnabrück; 8:31,31 min).
Dortmund ist Erfolgsstätte von Julien Pohl
Bronze hatte Julien Pohl vergangenes Wochenende von den Deutschen Hallenmeisterschaften mit nach Hause genommen. Und auch in dieser Woche war es der Potsdamer, der dem Hochsprung seinen Stempel aufdrückte. Mit 2,10 Metern überwand er dieselbe Höhe wie in der Vorwoche an selber Stelle und erklomm den Hochsprung-Thron. Bis einschließlich 2,07 Meter war er fehlerfrei geblieben, bevor er bei seiner Besthöhe im dritten Versuch Nervenstärke bewies.
2,07 Meter überquerte auch der zweitplatzierte Wattenscheider Louis Robertz ohne einen Wackler. Im Kampf um Bronze gaben die Fehlversuche den Ausschlag – zugunsten von Finn Friedrich (WSSV Suhl 1990; 2,04 m). Niklas von Zitzewitz (VfL Eintracht Hannover) musste sich höhengleich mit Rang vier begnügen.
„Es ist auf jeden Falle eine der schönsten Hallen, in denen ich je gesprungen bin“, sagte Julien Pohl nach dem Wettkampf. „Die Stimmung war auch super.“ Der Potsdamer hätte sich auch noch größere Höhen zugetraut. Sein Debüt bei den Aktiven, das mit Bronze endete, empfand er als noch ein wenig schöner als den Jugend-Titel. „Da war es noch ein bisschen lauter. Und es war das erste Mal, dass ich so richtig mit den Besten Deutschlands mitgesprungen bin.“
Simon Plitzko trotz Titel nicht ganz zufrieden
Fünf Sätze über sieben Meter brachten Simon Plitzko (Hamburger SV) den Weitsprung-Titel ein. Der U18-EM-Finalist krönte seine solide Serie im fünften Versuch mit 7,33 Metern und der besten Weite des Tages. Mehrere gelungene Sprünge zeigte auch Noah Fischer (TV Herbolzheim), der im letzten Durchgang mit 7,23 Metern seinen Silberrang bestätigte. Bronze gewann mit 7,17 Metern Fabius Schmitt von der LG Forchheim. Insgesamt erzielten fünf Athleten Weiten jenseits der sieben Meter. Der Jahresbeste Valentin Brenner (LC Top Team Thüringen) hatte sich vor dem Wettkampf kurzfristig abgemeldet.
Wirklich zufrieden war Simon Plitzko jedoch nicht mit seinem Ergebnis: „Ich bin in diesem Winter in jedem Wettkampf über 7,40 Meter gesprungen, da hätte ich mir schon mehr erwartet.“ Woran es gelegen hatte, dass ihm dies an diesem Wochenende nicht glücken wollte, konnte er unmittelbar nach seinem Finale noch nicht genau einschätzen. „Aber ich glaube, das Problem war, dass ich nicht richtig abgesprungen bin.“
Luban Haque nicht zu stoppen
Mit einem Hechtsprung aufs oberste Podest feierte Luban Haque (Cologne Athletics) seinen 200-Meter-Titel. 21,45 Sekunden hatten kurz zuvor als Siegerzeit auf der Uhr aufgeleuchtet. Denyo Schluckwerder (LAC Berlin) gewann in 21,67 Sekunden Silber, Maximilian Achhammer (TSV 1880 Schwandorf) unterbot in 21,79 Sekunden ebenfalls die 22-Sekunden-Marke deutlich.
Ob sich der frischgekürte Deutsche Jugendmeister denn als Favorit gesehen habe? „Ja, klar“, so die selbstbewusste Antwort des Kölners. Auch eine Lebensmittelvergiftung und eine Erkältung, die ihn in diesem Winter ausgebremst hatten, konnten ihn nicht stoppen: „Ich war fest entschlossen.“ Seine nächsten Pläne? „Jetzt mache ich erst mal mein Abitur.“
Sechs Langsprinter unter 49 Sekunden
Wenig später kam für Haque, der am Samstag bereits 60-Meter-Bronze gewonnen hatte, mit Noah Müller, Noah Meier und Timon Dethloff noch der Staffelsieg über 4x200 Meter zur Medaillen-Ausbeute hinzu. In 1:27,38 Minute war das Quartett von Cologne Athletics rund zwei Sekunden schneller als das zweitplatzierte Team der Startgemeinschaft Königstein-Groß-Gerau-Kronberg (1:29,36 min) und die Bronzemedaillengewinner vom SC Potsdam (1:29,63 min).
Der 400-Meter-Sieg war hart umkämpft: Fünf Athleten blieben im A-Finale unter 49 Sekunden, ein weiterer im B-Finale. Der Schnellste von ihnen war am Sonntag Bastian Sundermann (LG Brillux Münster) in 48,23 Sekunden. Er verfehlte damit seinen Hausrekord, den er Ende Januar ebenfalls in Dortmund aufgestellt hatte, nur um fünf Hundertstelsekunden. Zweiter wurde der Schweriner Owe Fischer-Breiholz (48,34 sec), der nach einem Stolperer über die Ziellinie stürzte, aber dem es dennoch gelang, kurz vor Titelverteidiger Maximilian Köhler (LG Region Karlsruhe; 48,47 sec) ins Ziel zu kommen.