Am zweiten Tag der Deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften in Dortmund hat sich die große Favoritin Johanna Göring souverän den Hochsprung-Titel gesichert. Nach ihrem Triumph über 60 Meter Hürden am Vortag entschied Rosina Schneider am Sonntag auch die 200 Meter für sich.
Nach dem 200-Meter-Finale schlug Rosina Schneider (TV Sulz) ungläubig die Hände vors Gesicht: Die Hürden-Siegerin des Vortages hatte soeben ihren Hausrekord (24,63 sec) um fast eine Sekunde pulverisiert und war in 23,70 Sekunden zum Titel gesprintet – mit einer Zeit, die ihr auch bei den Deutschen Hallenmeisterschaften der Aktiven eine Medaille beschert hätte. Line Schröder (Hamburger SV), am Samstag ebenfalls über die Hürden im Einsatz und auf Platz drei, landete diesmal in 23,97 Sekunden einen Platz weiter vorne. Bronze gewann in 24,50 Sekunden Carolin Schlung (SSC Bad Sooden-Allendorf).
„Ich bin in die 200 Meter gegangen mit der Einstellung: Du bist gestern Hürde gelaufen, jetzt schaust du erst mal, was geht“, berichtete Rosina Schneider anschließend. Nach dem Vorlauf habe sie dann bereits gemerkt, dass ihre Beine wieder schnelle Zeiten produzieren konnten. „Im Finale wollte ich dann schon gewinnen. Ich glaube, der Wille hat es ausgemacht.“ Trotzdem habe sie im Ziel gar nicht fassen können, dass sie tatsächlich ihren zweiten Titel abgeräumt hatte. „Und als ich dann die Zeit gesehen habe, hätte ich gleich noch mal die Hände über dem Kopf zusammenschlagen können. Ich konnte das gar nicht glauben.“
Johanna Göring bis 1,87 Meter ohne Fehlversuch
Im Hochsprung waren es die beiden U18-EM-Starterinnen des Vorjahres, die sich herzlich umarmten. Denn hinter der großen Favoritin, der Deutschen Vize-Meisterin Johanna Göring (SV Salamander Kornwestheim), überquerte auch die U18-EM-Siebte des Vorjahres Joana Herrmann (SV Teuto Riesenbeck) 1,81 Meter und sicherte sich Platz zwei – mit persönlicher Bestleistung. Bronze ging mit 1,78 Meter an Ella Obeta (LG Eckental), die auch in diesem Jahr noch der U18 angehört.
Johanna Göring führte ihren makellosen Wettkampf auch bei den folgenden Höhen ohne Fehlversuche fort und schraubte sich erst über 1,85 und dann über 1,87 Meter – einen Zentimeter höher als bei ihrer Silbermedaille bei den Deutschen Hallenmeisterschaften am vergangenen Wochenende in derselben Halle. An 1,90 Meter scheiterte sie hauchdünn. „Die Sprünge haben sich schön angefühlt“, sagte die U18-Vize-Europameisterin anschließend. „Es ärgert mich nur ein bisschen, dass die 1,90 Meter so knapp waren. Ich habe das so oft probiert in dieser Hallensaison und es hat immer haarscharf nicht gereicht.“
Drei U18-Vize-Europameisterinnen mit Gold dekoriert
Neben Johanna Göring konnten am Sonntag noch zwei weitere Silbermedaillengewinnerinnen der letztjährigen U18-EM in Jerusalem (Israel) glänzen. Mit einer Bestzeit von 2:04,72 Minuten war Jana Becker (Königsteiner LV) als klare Favoritin ins 800-Meter-Finale gegangen. Und die noch 16 Jahre alte Läuferin wurde dieser Rolle vollauf gerecht: Auf den ersten Runden sortierte sie sich auf Position drei ein, bevor sie auf den letzten 400 Metern das Tempo anzog. Die U18-Vize-Europameisterin wusste mit einer 400-Meter-Bestzeit von 55,67 Sekunden unter dem Hallendach um ihre Stärke am Schluss. In 2:08,41 Minuten war sie am Ende unangefochten. Silber und Bronze schnappten sich Helena Schenk (TSG Bruchsal; 2:10,46 min) und Hannah Odendahl (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen; 2:10,48 min).
Das Feld der 3.000-Meter-Läuferinnen teilte sich schnell in zwei Gruppen. Fünf Athletinnen sorgten zunächst gemeinsam für Tempo, ehe mit Sonja Lindemann (LG Wedel-Pinneberg) die Erste abreißen lassen musste. Das verbliebene Quartett machte schließlich die Medaillen unter sich aus – mit dem besten Ende für die U18-Vize-Europameisterin über die Hindernisse Adia Budde (TSV Altenholz), die in 9:34,06 Minuten triumphierte.
Über Silber durfte sich Linda Meier (LAC Passau; 9:35,74 min) freuen, U18-Athletin Franziska Drexler (LG Telis Regensburg; 9:37,38 min) belegte den Bronze-Rang. Eine Sekunde dahinter (9:38,39 min) blieb Kira Weis (KSG Gerlingen) der vierte Platz.
Carolin Hinrichs erläuft sich den Titel
Die erfolgreiche Titelverteidigung glückte Carolin Hinrichs (VfL Löningen) über 1.500 Meter. Doch die U20-WM-Neunte über die Hindernisse konnte sich ihres Sieges keineswegs sicher sein. Nachdem sie zunächst im Pulk gelaufen war, zog sie viereinhalb Runden vor Schluss das Tempo an – stets belauert von einer starken Konkurrentin: Emie Lotta Berger (TSV Bayer 04 Leverkusen), Fünfte der U18-EM, heftete sich an die Fersen der Favoritin. Erst auf den letzten Metern gelang es Hinrichs, sich zu lösen und in 4:34,40 Minuten den Titel zu erobern. Nach 4:34,93 Minuten stürmte Berger als Zweite ins Ziel, Dritte wurde Bianca Böhnke (VfL Waiblingen; 4:37,58 min).
„Das war ein versöhnliches Ende mit der Hallensaison“, meinte Carolin Hinrichs. Ihre Trainingsleistungen waren gut gewesen, trotzdem war der Winter bisher nicht nach Wunsch verlaufen. Aktuell bewältigt die Läuferin des VfL Löningen nämlich noch eine Doppelbelastung und befindet sich mitten im Abiturstress. Der Schützling von Armin Beyer, der auch die heutige Hindernis-Vize-Europameisterin Lea Meyer läuferisch ausbildete, freut sich, wenn im Sommer neben den Mittelstrecken-Distanzen auch wieder die Hindernisse auf dem Wettkampfplan stehen.
Johanna Martin fängt Lena Leege ab
Den 400-Meter-Sieg holte sich mit Johanna Martin (1. LAV Rostock) die U18-EM-Finalistin des Vorjahres. Sie hatte sich auf den letzten Metern noch an der bis dahin führenden Lena Leege (LAC Berlin) vorbeigeschoben. Eine neue Hallen-Bestzeit von exakt 55 Sekunden gab’s obendrauf. Paula Pelzer vom ASC Darmstadt errang in 55,21 Sekunden noch Silber vor Leege (55,42 min).
Eine Stabhochspringerin schaffte es über vier Meter: Lilly Samanski (TSV Gräfelfing). Die U18-EM-Fünfte war erst bei 3,80 Meter in den Wettbewerb eingestiegen und meisterte diese Höhe im ersten, die 3,90 Meter im zweiten und den Sprung über die Vier-Meter-Marke dann wiederum im ersten Anlauf. 4,10 Meter waren am Sonntag noch eine Etage zu hoch. Silber und Bronze ergatterte mit 3,90 und 3,80 Meter das württembergische Duo Joy Kessler (LG Neckar-Enz) und Tamineh Steinmeyer (WGL Schwäbisch Hall).
Libby Buder holt Weitsprung-Gold
Im Weitsprung setzte sich die Jahresbeste die Krone auf. Mit 6,31 Metern im fünften Versuch überzeugte die Potsdamerin Libby Buder, deren fünf gültige Sprünge alle über sechs Meter gingen. Silber heimste mit Pia Meßing (TV Gladbeck) die U18-EM-Dritte im Siebenkampf ein. Sie hatte sich mit zwei Sprüngen knapp über sechs Meter auf dem zweiten Platz eingereiht und im letzten Durchgang ihre Tagesbestweite (6,11 m) gezeigt. Samira Attermeyer von der ausrichtenden LG Olympia Dortmund war die dritte Athletin, die über sechs Meter in den Sand legte (6,02 m).
Den krönenden Abschluss des Wettkampf-Wochenendes bildeten die 4x200-Meter-Staffeln. Klare Siegerinnen waren hier die Sprinterinnen Joelina Sophie Miltschus, Mariam Soumah, Mia Besser und Charlotte Riedel vom SC DHfK Leipzig in 1:39,81 Minute. Dahinter trennte weniger als eine Sekunde die Ränge zwei bis sieben. Silber sahnte die Mannschaft der Neuköllner Sportfreunde (1:41,25 min) vor dem VfL Eintracht Hannover (1:41,63 min) ab.