| Disziplin-Check

HAMMERWURF MÄNNER | Merlin Hummel erobert die deutsche Spitze

Es war ein intensives Jahr für die Leichtathletik. Weltmeisterschaften in den USA. Europameisterschaften im eigenen Land. Und auch der Nachwuchs war international gefordert. Was bleibt in Erinnerung? Wir werfen einen Blick zurück auf dieses besondere Jahr 2022. Heute: Hammerwurf der Männer.
Silke Bernhart

Das ist passiert in 2022

Der große Wermutstropfen gleich vorweg: Es fehlen nach wie vor einige Meter bis zur europäischen oder gar Weltspitze. Das machte sich im Jahr 2022 besonders darin bemerkbar, dass bei den Heim-Europameisterschaften in München kein deutscher Hammerwerfer vertreten war.

Hoffnung darauf, dass sich das in Zukunft ändern dürfte, macht besonders die Entwicklung eines jungen Werfers: Merlin Hummel (UAC Kulmbach) schaffte nahtlos den Durchmarsch von der U20 bis an die deutsche Spitze. Mit dem 7,26 Kilogramm schweren Männer-Hammer steigerte er sich innerhalb eines Jahres um viereinhalb auf 75,66 Meter – in der Weltrangliste findet sich vor ihm nur ein jüngerer Athlet. National eroberte Merlin Hummel damit erstmals Platz eins der deutschen Bestenliste, und den ersten DM-Titel gab's in Berlin oben drauf.

Für internationale Startplätze reichte das allerdings noch nicht, auch weil dem 20-Jährigen für eine entsprechende Platzierung im World Ranking weitere hochklassige Männer-Wettkämpfe aus dem Vorjahr fehlten. Die konnte der Deutsche Meister aus 2021 Tristan Schwandke (TV Hindelang) in die Waagschale werfen und sich somit eine Teilnahme an der WM in Eugene, Oregon (USA) erkämpfen, wo jedoch nach 72,87 Metern in der Qualifikation Endstation war.

Die einzige internationale Finalplatzierung des Jahres feierte beim EYOF in Banska Bystrica (Slowakei) der Zweibrücker Timo Port, der sich mit dem Fünf-Kilo-Hammer in seinem besten Wettkampf bis auf 73 Zentimeter der 70-Meter-Marke näherte. Insgesamt fünf 70-Meter-Wettkämpfe mit dem Sechs-Kilo-Hammer zeigte 2022 der Deutsche U20-Meister Kai Hurych (KSV Fürth 09). Leider gelang ihm ein Wurf über diese Marke bei der U20-WM nicht, sodass er den Einzug ins Finale verpasste.

Beide Athleten führen mit deutlichem Abstand die nationale Rangliste ihrer Altersklasse an. Mehr Talente tummeln sich dagegen in der U23, zu der ja auch noch Merlin Hummel zählt. So konnte Sören Klose nach dem Wechsel zu Eintracht Frankfurt und Michael Deyhle wieder zeigen, welches Potenzial in ihm steckt: Ihm gelang eine Steigerung um fast fünf Meter auf 69,79 Meter, Platz drei in Deutschland. Mit Torben Schaper (VfL Eintracht Hannover; 65,12 m) kann ein weiterer Werfer des Jahrgangs 2002 im kommenden Jahr mit einem Start bei der U23-EM liebäugeln.
 

Internationale Erfolge

  Medaille Finalplatzierung
U20-WM
U18-EM 7. Platz (Timo Port)
EYOF
WM
EM


Unser "Ass des Jahres"

Merlin Hummel (UAC Kulmbach)
Deutscher Meister
Deutschlands Jahresbester

Unser "Talent des Jahres"

Kai Hurych (KSV Fürth 09)
Deutscher U20-Meister
U20-WM-Teilnehmer


Die deutschen Top Ten 2022

Weite Name Jahrgang Verein
75,66 m Merlin Hummel 2002 UAC Kulmbach
75,25 m Tristan Schwandke 1992 TV Hindelang
69,79 m Sören Klose 2002 Eintracht Frankfurt
67,52 m Christoph Gleixner 1999 Eintracht Frankfurt
67,06 m Fabio Heßling 1999 SV GO! Saar 05
65,89 m Konstantin Steinfurth 1997 LG Eppstein-Kelkheim
65,12 m Torben Schaper 2002 VfL Eintracht Hannover
63,14 m Michael Burger 2000 SV Thurn u.Taxis Dischingen
62,27 m Corsin Wörner 1994 LAG Obere Murg
62,19 m Raphael Winkelvoss 2001 TSV Bayer 04 Leverkusen


Statistik – Das sagen die Zahlen

Das deutsche Top-Niveau

Jahr > 76,00* Schnitt
Top 3
Schnitt
Top 5
Schnitt
Top 10
2005  3 79,56 77,59 73,65
2006  5 79,61 78,33 74,20
2007  3 78,44 76,95 72,46
2008  2 77,56 76,34 73,87
2009  3 77,87 76,65 74,07
2010  3 78,17 76,62 73,90
2011  1 75,36 74,17 71,95
2012  1 75,65 74,07 72,03
2013  1 75,11 73,00 70,40
2014  2 74,84 73,09 71,16
2015  – 73,92 72,68 71,06
2016  – 72,53 71,98 70,26
2017  – 72,64 71,85 68,30
2018  – 70,69 69,83 66,32
2019  – 71,64 70,31 67,53
2020  – 69,91 68,01 65,16
2021  1 72,05 69,71 66.95
2022  – 73,57 71,06 67,39

Die Entwicklung der Jahresbestleistungen im internationalen Vergleich

Jahr Deutschland Europa Diff. Welt Diff.
2005 80,00 (Esser) 86,73 (Tikhon/BLR) 6,73 86,73 (Tikhon/BLR) 6,73
2006 81,10 (Esser) 82,95 (Devyatovskiy/BLR) 1,85 82,95 (Devyatovskiy/BLR) 1,85
2007 80,68 (Esser) 83,63 (Tikhon/BLR) 2,95 83,63 (Tikhon/BLR) 2,95
2008 79,97 (Esser) 84,51 (Tikhon/BLR) 4,54 84,51 (Tikhon/BLR) 4,54
2009 79,43 (Esser) 82,58 (Kozmus/SLO) 3,15 82,58 (Kozmus/SLO) 3,15
2010 78,98 (Litvinov) 80,59 (Charfreitag/SVK) 1,61 80,99 (Murofishi/JPN) 2,01
2011 79,69 (Esser) 81,89 (Pars/HUN) 2,20 81,89 (Pars/HUN) 2,20
2012 77,93 (Esser) 82,81 (Tikhon*/BLR) 4,87 82,81 (Tikhon*/BLR) 4,87
2013 77,99 (Esser) 82,40 (Pars/HUN) 4,41 82,40 (Pars/HUN) 4,41
2014 76,64 (Esser) 83,48 (Fajdek/POL) 6,84 83,48 (Fajdek/POL) 6,84
2015 74,71 (Ziegler) 83,93 (Fajdek/POL) 9,22 83,93 (Fajdek/POL) 9,22
2016 73,22 (Ziegler) 82,47 (Fajdek/POL) 9,25 82,47 (Fajdek/POL) 9,25
2017 73,54 (Ziegler) 83,44 (Fajdek/POL) 9,90 83,44 (Fajdek/POL) 9,90
2018 71,67 (Bichler) 81,85 (Nowicki/POL) 10,18 81,85 (Nowicki/POL) 10,18
2019 74,03 (Schwandke) 81,74 (Nowicki/POL) 7,71 81,74 (Nowicki/POL) 7,71
2020 72,23 (Schwandke) 80,28 (Nowicki/POL) 8,05 80,70 (Winkler/USA) 8,47
2021 76,71 (Schwandke) 82,98 (Fajdek/POL) 6,27 82,98 (Fajdek/POL) 6,27
2022 75,66 (Hummel) 82,00 (Nowicki/POL) 6,34 82,00 (Nowicki/POL) 6,34

 * positiver Nachtest der Doping-Probe von Athen (GRE) 2004

Das fällt auf:

  • Merlin Hummel hat Tristan Schwandke an der Spitze der deutschen Bestenliste abgelöst, nachdem diesem zuletzt drei Jahre in Folge der weiteste Wurf des Jahres gelungen war.
  • Dass beide in diesem Jahr die 75-Meter-Marke übertreffen konnten, führt zu einem recht deutlichen Anstieg des nationalen Top-Drei-Durchschnitts – dem besten seit 2015.
  • Das tiefste Tal, als mehr als zehn Meter zwischen der nationalen und internationalen Spitze klafften, scheint aber durchschritten. Und besonders Merlin Hummel könnte diese Lücke in Zukunft weiter schließen.
  • Dahinter gilt es, die wenigen, aber hoffnungsvollen Talente weiter aufzubauen, sodass die deutsche Spitze auf einer breiteren Basis steht als in den vergangenen Jahren. Dafür könnte bald auch Sören Klose sorgen.
  • International war im Jahr 2022 wieder einmal ein herausragendes polnisches Werfer-Duo das Maß der Dinge: In Eugene holte sich Pawel Fajdek mit 81,98 Metern sein fünftes WM-Gold in Folge. In München übernahm Wojciech Nowicki den EM-Thron – und das mit Weltjahres-Bestweite von 82,00 Metern.
  • Seit 2014 wechseln sich Nowicki und Fajdek an der Spitze der europäischen Ranglisten ab und unterstreichen damit Jahr um Jahr Polens Extraklasse im Hammerwurf.
  • Es ist 15 Jahre her, dass ein Deutscher zuletzt die 80-Meter-Marke überbieten konnte: 2007 schleuderte Markus Esser den Hammer auf 80,86 Meter.

leichtathletik.TV-Clips:

Hammerwurf

Die Disziplin-Analysen im Überblick:

Sprint Frauen
Sprint Männer
Langsprint Frauen
Langsprint Männer
Hürdensprint Frauen
Hürdensprint Männer
Langhürden Frauen
Langhürden Männer
Mittelstrecke Frauen
Mittelstrecke Männer
Langstrecke Frauen
Langstrecke Männer
Hindernis Frauen
Hindernis Männer
Gehen Frauen
Gehen Männer
Hochsprung Frauen
Hochsprung Männer
Weitsprung Frauen
Weitsprung Männer
Dreisprung Frauen
Dreisprung Männer
Stabhochsprung Frauen
Stabhochsprung Männer
Kugelstoßen Frauen
Kugelstoßen Männer
Diskuswurf Frauen
Diskuswurf Männer
Hammerwurf Frauen

* als Referenzwert dient die WM-Norm des Jahres 2017

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024