LANGSTRECKE FRAUEN | Konstanze Klosterhalfen bereitet magischen EM-Moment

Es war ein intensives Jahr für die Leichtathletik. Weltmeisterschaften in den USA. Europameisterschaften im eigenen Land. Und auch der Nachwuchs war international gefordert. Was bleibt in Erinnerung? Wir werfen einen Blick zurück auf dieses besondere Jahr 2022. Heute: Langstrecke der Frauen.

Das ist 2022 passiert

Über Jahre lief sie als größtes DLV-Talent auf den Langstrecken von Bestzeit zu Bestzeit, von Rekord zu Rekord bis hin zu WM-Bronze 2019 über 5.000 Meter. Für ihre Laufleidenschaft verlagerte die heimatverbundene Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen) ihren Lebensmittelpunkt sogar in die USA. Nur noch unbeschwert nach oben ging die Entwicklung dann aber nicht mehr. Und auch 2022 wurde die 25-Jährige zuerst von einem Sturz beim Aufwärmen für ein Hallenrennen und später von einer Corona-Infektion ausgebremst. Bei der Heim-EM in München reichte es über 10.000 Meter nicht zur erhofften Medaille sondern nur zu Rang vier, so dass Trainer Pete Julian seiner Athletin davon abriet, drei Tage später auch noch über 5.000 Meter an den Start zu gehen.

Doch Konstanze Klosterhalfen wollte die Gelegenheit nicht verstreichen lassen, bei einer internationalen Meisterschaft vor eigenem Publikum zu laufen. Und was dann im Rennen passierte war das, womit die Leverkusenerin sich selbst und die Fans verzauberte. Der DLV-Athletin wuchsen in der Schlussphase regelrecht Flügel, sie setzte sich an die Spitze und lief allen Konkurrentinnen auf und davon zum ersten EM-Gold einer deutschen Läuferin über diese Strecke überhaupt (14:50,47 min). Ein Moment für die Geschichtsbücher, der auch die Enttäuschung der WM in Eugene, Oregon (USA) wettmachte, wo Klosterhalfen ebenso wie die weiteren beiden DLV-Teilnehmerinnen im 5.000 Meter-Vorlauf ausschied.

Ebenfalls ein schwieriges Jahr inklusive Wechselbad der Gefühle hat Alina Reh (SCC Berlin) hinter sich. Nach einer leichten Herzmuskelentzündung fand die 25-Jährige überraschend schnell wieder zurück zu ihrer gewohnten Stärke und lief unter anderem auf Platz zwei beim 10.000-Meter-Europacup (31:39,86 min). Bei der EM in München kam dann mit Rang acht (32:14,02 min) nicht ganz das erhoffte Resultat heraus, ihr EM-Rennen über 5.000 Meter konnte sie nicht beenden.

Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen) war vor allem im Sommer hauptsächlich über 1.500 Meter unterwegs, bewies als Deutsche Hallenmeisterin und Elfte der Hallen-WM über 3.000 Meter sowie mit ihrer ersten 5.000-Meter-Zeit unter 15 Minuten (14:51,71 min) aber auch ihre Qualität auf der Langstrecke. Sara Benfarès (LC Rehlingen) feierte mit 5.000-Meter-Bestzeit (15:20,94 min) als EM-Elfte ihren bisher größten internationalen Erfolg, nachdem sie sich trotz eines Hitzeschlags im WM-Vorlauf ins Ziel gequält hatte. Marathon-Spezialistin Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt; 32:03,88 min) und die Deutsche Meisterin über 10 Kilometer Eva Dieterich (Laufteam Kassel; 32:25,70 min) waren auch auf der Bahn über 10.000 Meter schnell unterwegs.

Bei den internationalen Nachwuchs-Meisterschaften des Sommers kratzte Franziska Drexler (LG Telis Finanz Regensburg) an einer Medaille. Die 16-Jährige belegte bei der U18-EM in Jerusalem (Israel; 9:39,99 min) Rang vier über 3.000 Meter. Mit US-Studentin Emma Heckel machte ein weiteres Regensburger Talent den nächsten Entwicklungsschritt: In 15:41,07 Minuten war die 20-Jährige in der Halle über 5.000 Meter sogar schneller als später im Freien (15:52,78 min) – auf deutschem Boden war sie nach der US-College-Saison dann jedoch nicht mehr ganz so schnell unterwegs.

Internationale Erfolge

Unser "Ass des Jahres"

Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen)
Europameisterin 5.000 Meter
EM-Vierte 10.000 Meter

Unser "Talent des Jahres"

Sara Benfarès (LC Rehlingen)
WM- und EM-Teilnehmerin
Deutsche Vizemeisterin 5.000 Meter
Deutsche Meisterin 10 km Straße
Platz 1 deutsche U23-Bestenliste 3.000 m & 5.000 m

Die deutschen Top Ten 2022

5.000 Meter

10.000 Meter  

Statistik – Das sagen die Zahlen

Das deutsche Top-Niveau: 5.000 Meter Frauen

Das deutsche Top-Niveau: 10.000 Meter Frauen

Entwicklung der internationalen Jahresbestleistungen 5.000 Meter

Entwicklung der internationalen Jahresbestleistungen 10.000 Meter

Das fällt auf:

• 3er, 5er und 10er-Schnitt sind sowohl über 5.000 als auch über 10.000 Meter die besten seit Beginn unserer hier aufgeführten Aufzeichnungen. Der Langstreckenbereich der Frauen im DLV boomt in der Spitze und in der Breite.
• Acht Athletinnen und damit fast die gesamte deutsche Top Ten sind über 5.000 Meter in diesem Jahr unter 16 Minuten geblieben, darunter mit Sara Benfarès und Emma Heckel zwei U23-Talente.
• Konstanze Klosterhalfen kämpft darum, die Leichtigkeit ihrer Aufstiegsjahre wiederzuerlangen. Ihr Lauf zum EM-Gold hat ihr selbst, aber auch ihren Fans und Kritikern bewiesen: Es stecken noch immer magische Momente in ihr.
• Über 10.000 Meter schaffte es Sabrina Mockenhaupt-Gregor (LV Pliezhausen 2002) in 33:37,60 Minuten, als Elfte der deutschen Jahres-Bestenliste an den deutschen Top Ten zu kratzen – im Alter von 41 Jahren und mit neuer deutscher W40-Bestleistung.
• Im nacholympischen Jahr haben einige internationale Stars keine so dominant starke Form gefunden, das gilt vor allem für Doppel-Olympiasiegerin Sifan Hassan. Die internationalen Top-Zeiten über 10.000 Meter sind sowohl auf europäischer als auch auf Welt-Ebene um mehr als eine Minute langsamer geworden.

leichtathletik.TV-Clips:

3.000/5.000 Meter

Zu den weiteren Disziplin-Checks:

Sprint Frauen
Sprint Männer
Langsprint Frauen
Langsprint Männer
Hürdensprint Frauen
Hürdensprint Männer
Langhürden Frauen
Langhürden Männer
Mittelstrecke Frauen
Mittelstrecke Männer

*als Referenzwert dienen die WM-Normen des Jahres 2017