Es war ein intensives Jahr für die Leichtathletik. Weltmeisterschaften in den USA. Europameisterschaften im eigenen Land. Und auch der Nachwuchs war international gefordert. Was bleibt in Erinnerung? Wir werfen einen Blick zurück auf dieses besondere Jahr 2022. Heute: Speerwurf der Männer.
Das ist 2022 passiert
Da ist sie, die langersehnte internationale Medaille für Julian Weber (USC Mainz). Im vergangenen Jahr war der 28-Jährige mit dem vierten Platz bei den Olympischen Spielen nur haarscharf daran vorbei geschrammt, und auch bei der WM in Eugene (USA) sollte es in diesem Jahr wieder nur der ´undankbare´ vierte Platz werden. In München folgte schließlich die Erlösung: Bei den Europameisterschaften schleuderte der Mainzer sein Arbeitsgerät auf 87,66 Meter und sorgte für Ekstase auf den Rängen. Damit bleibt der EM-Titel für die kommenden zwei Jahre in deutscher Hand – 2018 hatte Thomas Röhler (LC Jena) triumphiert.
Auch seinen deutschen Meistertitel verteidigte Julian Weber souverän. Diesmal packte er sogar mehr als sechs Meter auf seine Siegweite von 2021 drauf, 86,61 Meter waren nicht zu schlagen. Doch nicht nur bei den Jahreshöhepunkten lieferte Julian Weber ab: Beim Meeting in Hengelo (Finnland) näherte er sich mit 89,54 Metern weiter der 90-Meter-Marke und schloss das Jahr mit dieser Weite als unangefochtene deutsche Nummer eins ab.
Mit Andreas Hofmann (MTG Mannheim) kehrte in diesem Jahr zudem der Vize-Europameister von 2018 auf die Wettkampfbühne zurück. Die Saison 2021 hatte der 30-Jährige verletzungsbedingt zum Großteil verpasst – doch es schien zu Saisonbeginn 2022 so, als wäre er nie weg gewesen. Auf 86,52 Meter in Offenburg folgten 87,32 Meter in Eisenstadt. Fortan kam der Mannheimer an diese Form nicht mehr heran. Bei der WM schied er ohne gültigen Versuch in der Qualifikation aus, in München wurde er mit 74,75 Metern Elfter.
Johannes Vetter (LG Offenburg), der dominierende deutsche Speerwerfer der vergangenen beiden Jahre, musste 2022 dagegen kürzertreten. Nach einem starken Saisonauftakt beim Heim-Meeting in Offenburg mit 85,64 Metern folgten keine weiteren Wettkämpfe mehr. Der Grund: Schmerzen in der Schulter. Die gute Nachricht: Mittlerweile hat Johannes Vetter mit seinem betreuenden Team einen Behandlungsweg gefunden, mit dem die Entzündung in der Schulter wieder im Griff ist.
Zu den deutschen 80-Meter-Werfern gesellte sich 2022 auch Maurice Voigt von der LG Ohra Energie. Auf 80,46 Meter schraubte er im Mai seine Bestleistung. Seine großen Ambitionen unterstrich er mit dem deutschen Vize-Meistertitel sowie dem Titel in der U23. Und der womöglich nächste deutsche 80-Meter-Werfer steht schon am Anlauf: Der Deutsche U20-Meister Max Dehning (TSV Bayer 04 Leverkusen) ist mittlerweile bei 79,13 Metern angekommen. Nachdem er 2021 bei der U20-EM noch mit Problemen zu kämpfen hatte und in der Qualifikation ausschied, zeigte er sich diesmal nervenstark: Mit seiner Silbermedaille bei der U20-WM in Kolumbien bewies er, dass er zur absoluten Weltspitze seiner Altersklasse gehört.
Ein weiteres Comeback feierte im Jahr 2022 der Olympiasieger von 2016 Thomas Röhler (LC Jena). Seit 2019 hatte der 31-Jährige lediglich einen Wettkampf absolviert, an die Leistungen vor seiner Auszeit aufgrund langwieriger Rückenprobleme will er sich nun langsam wieder heranarbeiten. Bei der DM in Berlin wurde er Fünfter. Bei der EM durfte er sich als Titelverteidiger mit einer Wild Card präsentieren, schied jedoch mit 71,31 Metern in der Qualifikation aus.
Neben Max Dehning überzeugte auch Jan Spieker (DJK Arminia Ibbenbüren) im Nachwuchs-Bereich. Der 17-Jährige wurde zunächst bei der U18-EM Sechster und lieferte wenige Tage später bei der Jugend-DM nochmals ab. Mit neuer Bestleistung von 74,33 Metern holte er sich den U18-Titel. Samuel Wolter (1. LAV Rostock) näherte sich ebenfalls der 70-Meter-Marke (69,15 m), bei der U18-EM schied er jedoch vorzeitig aus. Mit dem Deutschen U20-Vizemeister Simon Schmitt (TSV Pfungstadt) hätte es zudem planmäßig einen weiteren deutschen Nachwuchs-Starter auf internationaler Bühne gegeben – kurzfristig konnte er verletzungsbedingt bei der U20-WM aber nicht starten.
Internationale Erfolge
Medaille | Finalplatzierung | |
---|---|---|
WM | – | 4. Platz Julian Weber |
EM | Gold Julian Weber | 11. Platz Andreas Hofmann |
U20-WM | Silber Max Dehning | – |
U18-EM | – | 6. Platz Jan Spieker |
EYOF | – | – |
Unser "Ass des Jahres"
Julian Weber (USC Mainz)
Europameister
WM-Vierter
Deutscher Meister
Führender der deutschen Jahresbestenliste
Unser "Talent des Jahres"
Max Dehning (TSV Bayer 04 Leverkusen)
U20-Vize-Weltmeister
Deutscher U20-Meister
Führender der deutschen U20-Jahresbestenliste
Die deutschen Top Ten 2022
Weite | Name | Jahrgang | Verein |
---|---|---|---|
89,54 | Julian Weber | 1994 | USC Mainz |
87,32 | Andreas Hofmann | 1991 | MTG Mannheim |
85,64 | Johannes Vetter | 1993 | LG Offenburg |
80,46 | Maurice Voigt | 2000 | LG Ohra Energie |
79,13 | Max Dehning | 2004 | TSV Bayer 04 Leverkusen |
76,10 | Niklas Sagawe | 2000 | Polizei SV Eutin |
76,05 | Niklas Kaul | 1998 | USC Mainz |
75,37 | Linus Limmer | 2000 | LG Stadtwerke München |
74,96 | Nico Rensmann | 1996 | TSV Bayer 04 Leverkusen |
74,42 | Simon Schmitt | 2004 | TSV Pfungstadt |
Statistik – Das sagen die Zahlen
Das deutsche Top-Niveau: Speerwurf
Jahr | < = 83,00* | Schnitt Top 3 | Schnitt Top 5 | Schnitt Top 10 |
---|---|---|---|---|
2005 | 3 | 83,72 | 82,73 | 79,71 |
2006 | 3 | 84,32 | 82,81 | 79,48 |
2007 | - | 82,49 | 81,61 | 80,05 |
2008 | 2 | 83,16 | 82,54 | 79,90 |
2009 | 2 | 82,87 | 81,58 | 79,67 |
2010 | 1 | 83,60 | 81,60 | 79,02 |
2011 | 2 | 85,09 | 82,82 | 79,94 |
2012 | 2 | 81,74 | 81,36 | 79,75 |
2013 | 2 | 83,52 | 82,55 | 80,45 |
2014 | 2 | 84,83 | 82,91 | 78,89 |
2015 | 4 | 86,94 | 85,24 | 81,56 |
2016 | 4 | 89,71 | 88,07 | 82,22 |
2017 | 6 | 93,14 | 90,39 | 83,99 |
2018 | 5 | 92,18 | 89,67 | 82,33 |
2019 | 5 | 89,58 | 88,32 | 82,01 |
2020 | 2 | 86,00 | 81,15 | 76,25 |
2021 | 2 | 88,20 | 84,13 | 78,65 |
2022 | 3 | 87,50 | 84,42 | 79,90 |
Entwicklung der internationalen Jahresbestleistungen
Jahr | Deutschland | Europa | Diff. | Welt | Diff. |
---|---|---|---|---|---|
2005 | 84,88 (M. Frank) | 91,53 (Pitkämäki/FIN) | 6,65 | 91,53 (Pitkämäki/FIN) | 6,65 |
2006 | 85,30 (P. Esenwein) | 91,59 (Thorkildsen/NOR) | 6,29 | 91,59 (Thorkildsen/NOR) | 6,29 |
2007 | 82,78 (P. Esenwein) | 91,23 (Pitkämäki/FIN) | 8,45 | 91,29 (Greer/USA) | 8,45 |
2008 | 83,50 (S. Steding) | 90,57 (Thorkildsen/NOR) | 7,07 | 90,57 (Thorkildsen/NOR) | 7,07 |
2009 | 83,86 (M. Frank) | 91,28 (Thorkildsen/NOR) | 7,42 | 91,28 (Thorkildsen/NOR) | 7,42 |
2010 | 87,81 (M. de Zordo) | 90,37 (Thorkildsen/NOR) | 2,56 | 90,37 (Thorkildsen/NOR) | 2,56 |
2011 | 88,36 (M. de Zordo) | 90,61 (Thorkildsen/NOR) | 2,25 | 90,61 (Thorkildsen/NOR) | 2,25 |
2012 | 82,10 (T. Häber) | 88,34 (Vesely/CZE) | 6,24 | 88,34 (Vesely/CZE) | 6,24 |
2013 | 84,20 (L. Hamann) | 89,03 (Pitkämäki/FIN) | 4,83 | 89,03 (Pitkämäki/FIN) | 4,83 |
2014 | 87,63 (T. Röhler) | 88,01 (Ruuskanen/FIN) | 0,38 | 89,21 (El Sayed/EGY) | 1,58 |
2015 | 89,27 (T. Röhler) | 89,27 (Röhler/GER) | 0,00 | 92,72 (Yego/KEN) | 3,45 |
2016 | 91,28 (T. Röhler) | 91,28 (Röhler/GER) | 0,00 | 91,28 (Röhler/GER) | 0,00 |
2017 | 94,44 (J. Vetter) | 94,44 (Vetter/GER) | 0,00 | 94,44 (Vetter/GER) | 0,00 |
2018 | 92,70 (J. Vetter) | 92,70 (J. Vetter/GER) | 0,00 | 92,70 (J. Vetter/GER) | 0,00 |
2019 | 90,03 (J. Vetter) | 90,61 (Kirt/EST) | 0,58 | 90,61 (Kirt/EST) | 0,58 |
2020 | 97,76 (J. Vetter) | 97,76 (J. Vetter/GER) | 0,00 | 97,76 (J. Vetter/GER) | 0,00 |
2021 | 96,29 (J. Vetter) | 96,29 (J. Vetter/GER) | 0,00 | 96,29 (J. Vetter/GER) | 0,00 |
2022 | 89,54 (J. Weber) | 90,88 (Vadlejch/CZE) | 1,34 | 93,07 (Peters/GRN) | 3,53 |
Das fällt auf:
- Erstmals seit 2019 gab es in diesem Jahr wieder drei deutsche Speerwerfer, die ihr Arbeitsgerät über 83 Meter warfen. Der Schnitt der Top Drei ist im Vergleich zum vergangenen Jahr dennoch etwas zurückgegangen, befindet sich mit 87,50 Metern aber immer noch auf einem sehr starken Niveau.
- In der Breite ist das Niveau der deutschen Speerwurf-Männer wieder angestiegen: Sowohl die Top Fünf- als auch die Top Zehn-Werte sind so stark wie seit dem WM-Jahr 2019 nicht mehr.
- Fünf Jahre lang stand Johannes Vetter zum Abschluss des Jahres an der Spitze der deutschen Bestenliste. 2022 wird diese erstmals von Julian Weber angeführt.
- Insgesamt ist Julian Weber der fünfte deutsche Europameister im Speerwurf. Neben Thomas Röhler (2018) hatten zuvor Klaus Tafelmeier (1986), Uwe Hohn (1982) und Michael Wessing (1978) gewonnen.
- Weltmeister wurde 2022 Anderson Peters aus Grenada, der das Jahr auch an der Spitze der Weltjahresbestenliste abschloss.
- Max Dehning wurde in diesem Jahr U20-Vize-Weltmeister. Das ist das beste Abschneiden eines deutschen Speerwerfers bei einer U20-WM seit 2010. Till Wöschler gewann damals in Moncton (Kanada) Gold.
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Zu den weiteren Disziplin-Checks:
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Sprint Männer
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Langsprint Männer
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Hürdensprint Männer
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Speerwurf Frauen
* als Referenzwert dient die WM-Norm des Jahres 2017