| Interview der Woche

Domenika Mayer: „Ich musste quasi mit dem Herzen laufen“

© Theo Kiefner
Starke Konkurrenz, Wind und Kälte sowie eine nicht optimale Vorbereitung: Die DM-Titelverteidigung war für Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg) am Sonntag beim ADAC Marathon Hannover ein hartes Stück Arbeit. Wie sie es trotzdem geschafft hat, bis auf eine halbe Minute an ihre Bestzeit heranzulaufen, das und mehr berichtete die Olympia-Teilnehmerin anschließend im Interview.
Martin Neumann / Birte Grote

Domenika Mayer, herzlichen Glückwunsch zum Sieg beim Hannover-Marathon und der erfolgreichen Titelverteidigung bei den Deutschen Meisterschaften.

Domenika Mayer:
Vielen Dank.

Schon vergangenes Jahr haben Sie in Hannover gewonnen. Wie haben Sie diesmal die Strecke erlebt?

Domenika Mayer:
Die unfassbare Zuschauerkulisse nahezu an der kompletten Strecke hat mich total geflasht. Das war noch einmal deutlich mehr als in den vergangenen Jahren; ein absoluter Wahnsinn! Speziell bei Kilometer 37, 38, wenn es richtig hart wird. Da sind die Straßen durch die Wohngebiete recht eng und die Fans tragen dich weiter. Es ist einfach ein guter Mix zwischen Abschnitten, auf denen man es ganz fokussiert rollen lassen kann, und Abschnitten mit vielen Fans, die alle Läufer anfeuern und noch einmal motivieren.

Dabei lief Ihre Marathon-Vorbereitung nicht optimal. Sie konnten durchschnittlich etwa 20 Wochenkilometer weniger absolvieren als geplant...

Domenika Mayer:
Ja, das stimmt. Ich bin daher unheimlich dankbar, Hannover erleben zu dürfen. Leider bin ich hinten raus etwas eingebrochen. Aber wir hatten unterwegs eine top strukturierte Gruppe, die unheimlich gut funktioniert hat.

Trotz der Probleme in der Vorbereitung sind Sie mit 2:24:22 Stunden nur knapp eine halbe Minute über Ihrer Bestzeit geblieben. Sind Sie zufrieden mit der Zeit?

Domenika Mayer:
Ich freue mich unglaublich über den Sieg, gleichzeitig habe ich damit schon die Kadernorm abgehakt. Vergangenes Jahr war die Konkurrenz nicht so stark wie heute. So durfte ich mich nicht hängen lassen. Leider wurde es schon ab Kilometer 30 ziemlich hart. Und dann ist es noch ein weiter Weg bis ins Ziel. Man kann auch nicht in jedem Marathon eine neue Bestzeit laufen.

Wie haben sich die Probleme bemerkbar gemacht?

Domenika Mayer:
Ich habe meine Beine gar nicht mehr richtig gespürt. Die Oberschenkel waren richtig hart. So musste ich quasi mit dem Herzen laufen. Mir war aber auch klar, dass es ein Privileg ist, hier zu laufen. Schon aufgrund der Probleme in der Vorbereitung.

Hatten Sie denn befürchtet, dass die Konkurrentinnen auf den letzten zehn Kilometern noch einmal aufschließen würden?

Domenika Mayer:
Der Vorsprung war natürlich mit zwei Minuten ziemlich groß. Aber im Marathon kann viel passieren. Darum war ich froh, als ich auf der Zielgeraden angekommen war. Obwohl der Zielspurt aufgrund der muskulären Probleme wohl etwas komisch aussah.

Heute war es ziemlich windig, haben Sie das auf der Strecke gespürt?

Domenika Mayer:
Ja, der Wind war überraschend stärker als angesagt, gleichzeitig habe ich als Frau natürlich den Luxus einer Männergruppe, die mich etwas abschirmen.

Sie haben im Ziel Männer-Sieger Samuel Fitwi kurz in den Arm genommen und mit ihm gesprochen. Was haben Sie ihm gesagt?

Domenika Mayer:
Ich mag Samuel sehr gern. Er ist so höflich und nett. Da wollte ich einfach wissen, wie es bei ihm gelaufen ist und ob alles geklappt hat. Ich freue mich mit ihm über seinen Erfolg und bin beeindruckt von seiner Leistung, besonders weil er doch ziemlich lange alleine vorne im Wind im gelaufen ist.

Mehr:
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