Mit Brimin Misoi und Selly Kaptich hat es am Sonntag einen kenianischen Doppelsieg beim Frankfurt-Marathon gegeben. Hendrik Pfeiffer wurde als bester Deutscher in 2:11:28 Stunden Siebter.
Die Kenianer Brimin Misoi und Selly Kaptich haben den 39. Frankfurt-Marathon gewonnen. Während dem 33-Jährigen ein Überraschungssieg mit einer persönlichen Bestzeit von 2:06:11 Stunden gelang, setzte sich mit die 37-jährige Selly Kaptich als eine der Top-Favoritinnen in 2:23:11 Stunden durch. Eine hervorragende Platzierung erreichte Hendrik Pfeiffer (TV Wattenscheid 01), der als Siebter ins Ziel lief, jedoch mit 2:11:28 Stunden die angestrebte Zeit unter 2:10 Stunden verpasste. Bessere deutsche Platzierungen im Frankfurter Männerrennen erreichte in diesem Jahrtausend lediglich Arne Gabius, der 2015 auf Rang vier und zwei Jahre später auf Platz sechs lief.
Wie Misoi, Kaptich und Pfeiffer konnten fast alle Eliteläufer ihr Tempo im letzten Viertel des Rennens aufgrund von Temperaturen von über 20 Grad nicht mehr halten und verloren deutlich Zeit. Nicht ins Ziel kamen Filimon Abraham und Thea Heim (beide LG Telis Finanz Regensburg). Laura Hottenrott (PSV Grün-Weiß Kassel) hatte zuvor krankheitsbedingt kurzfristig passen müssen.
Nach der zweijährigen coronabedingten Zwangspause meldete sich der Frankfurt-Marathon mit vielen Zuschauern an der Strecke und insgesamt 20.551 Läufern zurück. 11.708 von ihnen waren für den Marathon gemeldet, sodass Frankfurt seine Position als zweitgrößter deutscher Marathonlauf bestätigte.
Brimin Misoi wird ab Kilometer 37 langsamer
Die Temperaturen waren am Sonntag eindeutig zu hoch, um als ideal gelten zu können. Umso bemerkenswerter war, dass die drei Erstplatzierten der Männer dennoch persönliche Bestleistungen erzielen konnten. Lange Zeit lief eine große Spitzengruppe ein Tempo für eine Zeit um 2:06 Stunden. Kurz nach Kilometer 25 übernahm Brimin Misoi gemeinsam mit Samuel Mailu (Kenia) die Initiative. Dieser Tempoverschärfung konnte niemand folgen. Es schien sogar eine Endzeit von 2:04 Stunden möglich.
Die steigenden Temperaturen bremsten Brimin Misoi jedoch ab Kilometer 37, er lief aber ungefährdet als umjubelter Sieger nach 2:06:11 Stunden in der Festhalle ins Ziel. „Ich habe erwartet, dass ich gewinnen werde. Meine Form war gut. Die Strecke ist hervorragend, ich kann hier sicher noch schneller laufen“, sagte er. Seine bisherige persönliche Bestzeit von 2:08:41 Stunden, die er in diesem Jahr beim Marathon in der Höhenlage von Nairobi (Kenia) erzielte, konnte er um zweieinhalb Minuten verbessern.
Misois Vorsprung auf den zweitplatzierten Samuel Mailu war deutlich. Dieser jubelte nach 2:07:19 Stunden über ein glänzendes Marathondebüt. Mehr als 30 Kilometer weit hatte er für Brimin Misoi und die Spitzengruppe perfekte Arbeit als Tempomacher geleistet. Ab dann lief er sein eigenes Rennen und brachte ein starkes Ergebnis ins Ziel. Der Äthiopier Derese Ulfata komplettierte an dritter Stelle in 2:07:30 Stunden das Siegespodest mit einer Bestzeit.
Hendrik Pfeiffer mit kontrolliertem Auftritt
Hendrik Pfeiffer lief ein gutes und kontrolliertes Rennen, in dem er lange auf Kurs für eine Zeit unter 2:10 Stunden lag. Nach einer Halbmarathon-Zwischenzeit von 64:46 Minuten deutete auch seine 30-Kilometer-Zeit (1:32:18 h) noch auf ein solches Ergebnis hin. Doch obwohl er noch etliche Athleten überholte – nach 10 Kilometern hatte er auf Rang 22 gelegen –, konnte auch er sein Tempo bei den hohen Temperaturen nicht halten. Als Siebter lief Hendrik Pfeiffer nach 2:11:28 Stunden ins Ziel.
„Ich bin megaglücklich und zufrieden. Es war ein tolles Erlebnis. Das rundet ein schönes Marathon-Jahr ab“, sagte Hendrik Pfeiffer, der bei den Europameisterschaften in München im August Platz 24 belegte und dabei mit dem deutschen Team die Silbermedaille in der Europa-Cup-Wertung gewann. „Auf der zweiten Hälfte habe ich Zeit verloren, aber ich habe nicht resigniert, weil ich immer wieder Läufer überholt habe. Das hat mich motiviert. Es wurde von Kilometer zu Kilometer wärmer. Da kann man nichts dagegen tun. Die letzten 10 Kilometer haben sehr weh getan. Über den siebten Platz in diesem starken Feld freue ich mich sehr. Die Form für 2:09 Stunden war da, leider hat das Wetter heute nicht mitgespielt. Aber die 2:11 Stunden sind immer noch gut und meine drittbeste Zeit.“
Filimon Abraham war zunächst gemeinsam mit Hendrik Pfeiffer auf Kurs zu einer Zeit unter 2:10 Stunden. Er verlor jedoch in der zweiten Rennhälfte den Anschluss an Pfeiffer und musste nach der 30-Kilometer-Marke aufgeben.
Frauenrennen zunächst auf Streckenrekord-Kurs
Die Frauen liefen lange Zeit ein sehr hohes Tempo, sodass sich die Zwischenzeiten zeitweise im Bereich des Streckenrekordes und sogar auch deutlich darunter bewegten. Die Kenianerin Valary Aiyabei hatte die Kursbestzeit von 2:19:10 Stunden vor drei Jahren aufgestellt und damit die nach wie vor einzige Zeit unter 2:20 Stunden in Frankfurt erreicht. Selly Kaptich, die mit einer Bestzeit von 2:21:06 die Läuferin mit der schnellsten Bestzeit im Feld war, lief von Beginn an unmittelbar hinter den drei Tempomachern und erreichte die Halbmarathonmarke nach 69:40 Minuten. Zu diesem Zeitpunkt hielten noch die Äthiopierinnen Atalel Anmut Dargie und Yoshi Chekole mit.
Doch schon wenige Kilometer später änderte sich das Bild an der Spitze und es gab eine Vorentscheidung. Zunächst konnte Dargie nicht mehr Schritt halten und als dann Kaptich das Tempo ab der 25-Kilometer-Marke (1:22:27 h) erhöhte, war auch Chekole geschlagen. Den folgenden 5-Kilometer-Abschnitt lief Selly Kaptich in schnellen 16:18 Minuten – ein Tempo das gut wäre für eine Zeit von unter 2:18 Stunden.
Doch kurz darauf sah es so aus, als hätte man Selly Kaptich den Stecker gezogen. Sie konnte ihr Tempo nicht mehr halten und wurde immer langsamer. Da sie jedoch einen großen Vorsprung hatte und auch ihre Verfolgerinnen bei den nun hohen Temperaturen Schwierigkeiten bekamen, rettete sie den Vorsprung trotz Kilometerzeiten am Ende nahe von vier Minuten noch ins Ziel. Hinter ihr hatte sich auf den letzten Kilometern noch Helah Kiprop auf Rang zwei geschoben. Die Kenianerin lief am Ende nach 2:24:40 Stunden vor ihrer drittplatzierten Landsfrau Jackline Chepngeno (2:25:14 h) ins Ziel.
Corinna Coenning beste Deutsche
„Es war ein großer Tag für mich. Die Stimmung an der Strecke war hervorragend. Ich denke, ich könnte hier den Streckenrekord brechen, wenn ich im nächsten Jahr noch einmal starten könnte und das Wetter etwas kühler ist“, sagte Selly Kaptich.
Nach den Ausfällen von Laura Hottenrott kurz vor dem Rennen und Thea Heim während des Laufes – sie gab das Rennen bei Kilometer 30 aufgrund eines Schwindelanfalls auf – wurde überraschend Corinna Coenning (TSV Glems) auf Rang zehn mit einer persönlichen Bestzeit von 2:40:48 Stunden beste Deutsche. „Ich hätte natürlich nie erwartet, dass ich hier beste deutsche Läuferin sein würde. Ich bin super zufrieden und freue mich über meine Bestzeit“, sagte die 31-Jährige, die als Lehrerin in Vollzeit arbeitet und nun erst ihren dritten Marathon lief.