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LANGSPRINT MÄNNER | Patrick Schneider läuft nach vorn

Es war ein intensives Jahr für die Leichtathletik. Weltmeisterschaften in den USA. Europameisterschaften im eigenen Land. Und auch der Nachwuchs war international gefordert. Was bleibt in Erinnerung? Wir werfen einen Blick zurück auf dieses besondere Jahr 2022. Heute: Männer-Langsprint.
Martin Neumann

Das ist 2022 passiert

Für die Top-Ergebnisse auf der Stadionrunde aus nationaler Sicht sorgte in der abgelaufenen Saison Patrick Schneider. Der Wattenscheider stürmte sowohl in der Halle (46,44 sec) als auch im Freien (45,44 sec) zur neuen Bestzeit. Die Freiluft-Zeit des 29-Jährigen ist der Top-Wert eines deutschen Langsprinters seit 2004. Damals war Ingo Schultz als amtierender Europameister in Madrid 45,07 Sekunden gelaufen.

Natürlich zählte Patrick Schneider auch zur deutschen 4x400-Meter-Staffel, die im Münchner EM-Finale mit 3:02,51 Minuten auf Platz sieben lief. Zusammen mit Marvin Schlegel (LAC Erdgas Chemnitz), Marc Koch (LG Nord Berlin) und Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund) ging es im Vorlauf sogar noch schneller zur Sache. Dort wurden 3:01,80 Minuten fürs DLV-Quartett gestoppt. Dies war gleichbedeutend mit der drittbesten Vorlaufzeit und zeigt, dass die deutsche Staffel sich auf einem gehobenen kontinentalen Niveau bewegt.

Ebenfalls neue Bestzeiten in der Halle (46,57 sec) und im Freien (45,76 sec) stellte Marvin Schlegel auf. Gleichzeitig stellte der Chemnitzer sein breites Leistungsfundament unter Beweis. Denn der 24-Jährige blieb im Sommer viermal unter der 46-Sekunden-Marke. Was lediglich noch fehlte, war der deutliche Ausreißer wie bei Patrick Schneider.

Generell ist die Breite in der Spitze bei den deutschen 400-Meter-Läufern deutlich ausgeprägter geworden. So blieben 2022 gleich 17 Läufer unter der 47-Sekunden-Marke. Das sind mehr als doppelt so viele wie 2021, als dies nur acht Athleten schafften. In der ersten Corona-Saison 2020 waren es lediglich sechs.

Neu im „46er-Club“ ist seit August auch Friedrich Rumpf. Der 18-Jährige steigerte sich als Deutscher Jugendmeister um fast eine Sekunde auf 46,63 Sekunden. Auch über 200 Meter machte der Berliner das Rennen. Nur sieben deutsche Läufer waren 2022 schneller als das Langsprint-Talent. Eine achtbare Visitenkarte für die ersten Starts in der Männerklasse ab dem kommenden Jahr.

Internationale Erfolge

  Medaille Finalplatzierung
Hallen-WM  –   – 
EYOF  –  – 
U18-EM  –  – 
U20-WM  – 6. Platz: 4x400 m Mixed (Leege, Schmitt, Kroll, Srumf)
 
EM  –  7. Platz: 4x400 m (Schlegel, Schneider, Koch, Sanders)
WM  –  – 

Unser "Ass des Jahres"

Patrick Schneider (TV Wattenscheid 01)
Mit 45,44 Sekunden schnellster Deutscher seit Ingo Schultz (2004)
EM-Halbfinalist
Deutscher Hallenmeister

Unser "Talent des Jahres"

Friedrich Rumpf (VfL Fortuna Marzahn)
Jahresschnellster in der U20 (46,64 sec)
Deutscher U20-Meister 400 und 200 Meter
Zweiter U20- Hallen-DM

Die deutschen Top Ten 2022

400 Meter

Zeit Name Jahrgang Verein
45,44 sec Patrick Schneider 1992 TV Wattenscheid 01
45,76 sec Marvin Schlegel 1998 LAC Erdgas Chemnitz
45,99 sec Manuel Sanders 1998 LG Olympia Dortmund
46,29 sec Marc Koch 1994 LG Nord Berlin
46,51 sec Torben Junker 1993 TV Wattenscheid 01
46,53 sec Joshua Abuaku 1996 Eintracht Frankfurt
46,54 sec Fabian Dammermann 1997 LG Osnabrück
46,63 sec Friedrich Rumpf 2003 VfL Fortuna Marzahn
46,66 sec Henrik Krause 1996 LG Olympia Dortmund
46,74 sec Maximilian Kremser 2000 Solinger LC

Statistik – Das sagen die Zahlen

Das deutsche Top-Niveau: 400 Meter

Jahr =/< 45,40* Schnitt
Top 3
Schnitt
Top 5
Schnitt
Top 10
2005  –  46,12 46,27 46,65
2006  –  45,72 45,80 46,10
2007  –  45,65 45,91 46,29
2008  –  45,65 45,81 46,03
2009  –  45,94 45,99 46,27
2010  –  46,08 46,23 46,43
2011  –  46,03 46,17 46,41
2012  –  46,14 46,27 46,54
2013  –  45,79 46,01 46,40
2014  –  45,95 46,14 46,53
2015  –  46,05 46,14 46,33
2016  –  46,01 46,14 46,44
2017  –  46,00 46,18 46,51
2018  –  45,82 45,91 46,34
2019  –  46,08 46,18 46,46
2020  –  45,98 46,23 46,68
2021  –  45,92 46,21 46,57
2022  –  45,73 46,00 46,31

Jahresbestleistungen im internationalen Vergleich

Jahr Deutschland Europa Diff. Welt Diff.
2005 45,80 (S. Kirch) 44,56 (Benjamin/GBR) 1,24 43,93 (Wariner/USA) 1,87
2006 45,47 (K. Gaba) 44,91 (Djhone/FRA) 0,56 43,62 (Wariner/USA) 1,85
2007 45,44 (B.Swillims) 44,46 (Djhone/FRA) 0,98 43,93 (Wariner/USA) 1,99
2008 45,57 (S. Kirch) 44,60 (Rooney/GBR) 0,97 43,75 (Merritt/USA) 1,82
2009 45,88 (K. Gaba) 44,74 (Bingham/GBR) 1,14 44,06 (Merritt/USA) 1,82
2010 45,92 (K. Gaba) 44,71 (J. Borlee/BEL) 1,21 44,13 (Wariner/USA) 1,79
2011 45,56 (T. Schneider) 44,74 (K. Borlee/BEL) 0,82 44,35 (Merritt/USA) 1,21
2012 45,97 (E. Krüger) 44,43 (J. Borlee/BEL) 1,54 43,94 (James/GRN) 2,03
2013 45,72 (D. Gollnow) 44,73 (J. Borlee/BEL) 0,99 43,74 (Merritt/USA) 1,98
2014 45,63 (K. Gaba) 44,71 (Rooney/GBR) 0,92 43,74 (James/GRN) 1,89
2015 45,96 (A. Gladitz) 44,45 (Rooney/GBR) 1,51 43,48 (van Niekerk/RSA) 2,48
2016 45,94 (A. Gladitz) 44,48 (Hudson-Smith/GBR) 1,46 43,03 (van Niekerk/RSA) 2,91
2017 45,81 (J. Trefz) 44,74 (Hudson-Smith/GBR) 1,07 43,62 (van Niekerk/RSA) 2,19
2018 45,70 (J. Trefz) 44,63 (Hudson-Smith/GBR) 1,07 43,61 (Norman/USA) 2,09
2019 45,86 (M. Sanders) 44,77 (Re/ITA) 1,09 43,45 (Norman/USA) 2,41
2020 45,80 (M. Schlegel) 45,05 (Warholm/NOR) 0,75 44,91 (Robinson/USA) 0,89
2021 45,74 (M. Sanders) 44,48 (Bonevacia/NED) 1,26 43,85 (Ross/USA) 1,89
2022 45,44 (P. Schneider) 44,35 (Hudson-Smith/GBR) 1,09 43,56 (Norman/USA) 1,88

Das fällt auf:

  • Das Durchschnittsniveau der Top Drei, Fünf und Zehn hat sich im Vergleich zur Vorsaison klar verbessert. Grund dafür: Gleich 17 deutsche 400-Meter-Läufer unterboten 2022 die 47-Sekunden-Marke, 2021 waren es lediglich acht.
  • Patrick Schneider hat 2022 einen deutlichen Leistungsschritt gemacht. Der Wattenscheider lief mit 45,44 Sekunden die schnellste Zeit eines deutschen Langsprinters seit 2004 Ingo Schultz.
  • Mit Friedrich Rumpf hat sich ein U20-Läufer in den deutschen Top 10 des Jahres platziert.
  • Zum sechsten Mal in Folge kommt der schnellste 400-Meter-Läufer der Welt aus den USA. Mit 43,56 Sekunden führt Michael Norman die Weltbestenliste an, für ihn ist es die dritte globale Poleposition nach 2018 und 2019.
  • Doppel-Europameister Matthew Hudson-Smith ist die klare Nummer eins des Kontinents. Der 27-Jährige füht mit 44,35 Sekunden und britischem Rekord die europäische Bestenliste an. Lediglich Europarekordler Thomas Schönlebe (44,33 sec) war bei seinem WM-Triumph 1987 in Rom im europäischen Vergleich schneller.

leichtathletik.TV-Clips zum Langsprint

400 Meter

Zu den weiteren Disziplin-Checks:

Sprint Frauen
Sprint Männer
Langsprint Frauen

* als Referenzwert dienen die WM-Normen des Jahres 2017

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