Am Wochenende kämpfen im Stadtteil Bernhausen von Filderstadt bei Stuttgart die Mehrkampf-Asse der Aktiven, U23 und U20 um die deutschen Meistertitel. Bei den Aktiven heißen die Führenden nach dem ersten Tag Anna-Lena-Obermaier und Nico Beckers. In Person von Mareike Rösing und Manuel Eitel ist ihnen die Konkurrenz jedoch dicht auf den Fersen.
Vor den 400 Metern hatte der Wettergott Erbarmen mit den Zehnkämpfern: Nachdem es am Samstag immer wieder Regenschauer gegeben hatte und die 100 Meter sogar verspätet gestartet wurden, klarte der Himmel auf und die Sonne ließ sich blicken. Eine Stadionrunde später stand fest: Der Sieger der letzten Disziplin des ersten Tages ist derselbe wie der Gewinner der ersten – und obendrein bei seinem Comeback bereits wieder sehr stark unterwegs.
Die Rede ist von Manuel Eitel (SSV Ulm 1846). Seit 2019 hatte er keinen Zehnkampf mehr absolviert. Doch bereits am Samstagmorgen nach den 100 Metern tönte sein Jubel durch das Fleinsbachstadion. 10,48 Sekunden waren lediglich sieben Hundertstel langsamer als bei seinem besten Zehnkampf und bei nasskalten Bedingungen bereits ein erstes Ausrufezeichen. Auch der Zweitplatzierte der kurzen Sprintdistanz stieß Freudenschreie aus: Der U23-Europameister des vergangenen Jahres Andreas Bechmann (Eintracht Frankfurt) verbesserte seinen Hausrekord um acht Hundertstel auf 10,65 Sekunden.
Der Jubel währte beim Frankfurter jedoch nicht lange, denn bereits im Weitsprung meldete er sich nach einem durchgelaufenen ersten Versuch wieder vom Zehnkampf ab. Manuel Eitel hingegen erwischte den Absprung nicht perfekt – 7,12 Meter wurden für ihn gemessen. Im Kugelstoßen schlug dann die Stunde von Nico Beckers (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen): Er wuchtete sein Arbeitsgerät auf 15,97 Meter und distanzierte damit die Konkurrenz um den Ulmer, der mit 14,32 Metern die drittbeste Weite des Tages stieß, deutlich. Anschließend meisterte er im Hochsprung 2,00 Meter und stufte diese beiden Disziplinen als seine persönlichen Highlights des ersten Tages ein. Zuvor hatte er 10,94 Sekunden über 100 Meter und 7,28 Meter im Weitsprung abgeliefert.
Nico Beckers schnappt sich die Halbzeitführung
Nach den 400 Metern stand fest: Beckers, bekannt für seinen starken ersten Tag, genügten 49,14 Sekunden, um als Führender (4.262 Pkt) in den Sonntag zu gehen. Manuel Eitel war in 48,66 Sekunden dicht an seiner Allzeit-Bestmarke (48,34 sec) dran. Dazwischen schob sich der Leverkusener Nils Laserich (48,79 sec), der hinter Eitel (4.196 Pkt) mit 4.112 Zählern als Dritter übernachtet. Er hatte mit 7,41 Metern den Weitsprung gewonnen. Der Abstand zum viertplatzierten Marvin Bollinger (SV Halle; 3.869 Pkt), der als Einziger 2,03 Meter im Hochsprung überquerte, wuchs in der finalen Disziplin noch einmal deutlich.
„Der zweitbeste erste Tag, den ich je gemacht habe“, rechnete Nico Beckers nach einer „Achterbahn der Gefühle“. „Unter dem Strich bin ich super zufrieden.“ Ein Endresultat im Bereich seines Zehnkampf-Rekordes (7.940 Pkt) hält der Athlet des LAV Bayer Uerdingen/Dormagen noch für möglich, im Mai in Ratingen hatte er zur Halbzeit 4.320 Zähler auf dem Konto gehabt.
Für Manuel Eitel, der einen Hausrekord von 8.128 Punkten vorweisen kann, wird es am Sonntag darum gehen, sich in den verbleibenden fünf Disziplinen möglichst gut zu präsentieren und vielleicht in der einen oder anderen, wie bereits am Samstag, wieder an alte Stärken anknüpfen zu können. Bei seinem besten Zehnkampf in Götzis 2019 war er in allen fünf Disziplinen des ersten Tages einen Hauch stärker gewesen. In der Zwischenwertung der männlichen U23 führt mit 3.744 Punkten Martin Kratz (TV Gelnhausen), dem die Konkurrenz bereits am Samstag nicht das Wasser reichen konnte: 342 Punkte trennen ihn vom zweitplatzierten Jan Volkmar (Eschweger TSV).
Anna-Lena Obermaier und Mareike Rösing fast gleichauf
„Es war ein Tag mit Höhen und Tiefen – und am Ende passte doch alles“, bilanzierte Anna-Lena Obermaier (LG Telis Finanz Regensburg) am Ende des ersten Siebenkampf-Tages von Bernhausen. Mit 3.346 Punkten holte sie sich mit knappen 13 Punkten Vorsprung auf Mareike Rösing (USC Mainz) die Führung nach vier Disziplinen. In 14,13 Sekunden über die Hürden hatte Obermaier den Tag als Schnellste begonnen und ihren beim Thorpe Cup in Dallas, Texas (USA) aufgestellten Hausrekord (14,01 sec) nur knapp verfehlt.
Doch dann öffnete der Himmel seine Schleusen und im Fleinsbachstadion musste eine Regenpause eingelegt werden. So geriet der Hochsprung für die Regensburgerin zur Zitterpartie: Zwar ging am Ende mit 1,71 Metern ein zufriedenstellendes Resultat in die Ergebnislisten ein, doch bereits ab der Höhe von 1,65 Metern musste Obermaier jedes Mal in den dritten Versuch. „Das war doch ein bisschen kräftezehrend“, konstatierte sie.
Besser machte es Mareike Rösing, die als einzige Athletin die 1,77 Meter überwand und anschließend vielversprechende Versuche über 1,80 Meter zeigte. Seit 2016 war sie nicht mehr so hoch gekommen. Mit der Kugel blieben dann beide Athletinnen ein Stück von ihren Bestleistungen entfernt: Anna-Lena Obermaier hatte hier mit 12,58 Metern das bessere Ende für sich, während Rösing die 12-Meter-Marke knapp verfehlte (11,95 m). „Ich denke immer, das Wetter macht mir nicht so viel aus, aber wenn dann der Ring so rutschig ist beim Kugelstoßen, lässt man sich doch schnell rausbringen“, meinte Anna-Lena Obermaier, die schließlich über 200 Meter in 25,75 Sekunden die Spitzenposition von Rösing (25,97 sec) zurückeroberte.
Spannung an Tag zwei vorprogrammiert
Bereits deutlichen Rückstand auf das führende Duo hat Laura Voß (LAZ Soest; 3.242 Pkt), die am Samstag gute Leistungen im Hochsprung (1,74 m) und über 200 Meter (25,43 sec) zeigte. Mitfavoritin Janina Lange (SC Poppenbüttel) musste dagegen nach drei Disziplinen ihren Siebenkampf vorzeitig beenden.
Der zweite Tag verspricht ein spannendes Duell um den Sieg – Rösing ist die bessere Weitspringerin, Obermaier wiederum die etwas schnellere 800-Meter-Läuferin. Im Speerwurf bringen beide Athletinnen ähnliche Vorleistungen mit. Bei ihrem Siebenkampf-Hausrekord (5.809 Pkt) im Vorjahr in Wesel hatte Mareike Rösing nach Tag eins nur vier Zähler mehr auf dem Konto, für die Mainzerin könnte also am Sonntag eine neue Gesamt-Bestmarke drin sein. Obermaier kann derzeit die stärkere Siebenkampf-Bestleistung (5.936 Pkt) vorweisen, verlor jedoch am Samstag in Summe mehr Punkte auf ihren Bestwert als die U23-Meisterin des Vorjahres.
Für Sonntag hat sich die Regensburgerin vorgenommen, weniger verkopft zu sein – eine genaue Punktzahl hat sie noch nicht im Blick. In der U23-Wertung liegt die Achte der letztjährigen U20-EM Lara Siemer (TSV Bayer 04 Leverkusen) mit 3.262 Punkten vor Vereinskollegin Pauline Hillebrand (3.217 Pkt) in Front.
Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...
Alle News zur Mehrkampf-DM:
Samstag: Aktive/U23 in Bernhausen
Samstag: U20 in Bernhausen
Samstag: U18/U16 in Halle an der Saale
Sonntag: Aktive/U23 in Bernhausen
Sonntag: U20 in Bernhausen
Sonntag: U18/U16 in Halle an der Saale