| München 2022

EM Tag 4 | Konstanze Klosterhalfen schreibt Gold-Geschichte

Konstanze Klosterhalfen erobert die Lauf-Spitze Europas. Die 25-jährige Leverkusenerin ist am Donnerstagabend im Finale der Europameisterschaften in München über 5.000 Meter in 14:50,47 Minuten zur Goldmedaille geflogen. Es ist die erste EM-Medaille einer Deutschen über die 5.000 Meter überhaupt.
Alexandra Dersch

Das Olympiastadion bebte. Und mitten drin hüpfte Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen) auf der Kunststoffbahn auf und ab, umarmte gefühlt jeden, der unten an der Bande stand, und tanzte mit der Deutschlandfahne. Die 25-Jährige hatte sich soeben einen ihrer größten Träume erfüllt. Gold bei einer großen internationalen Veranstaltung. Und nebenbei hatte sie auch deutsche Geschichte geschrieben, denn nie zuvor hat eine deutsche Frau über 5.000 Meter bei einer EM eine Medaille gewonnen. „Ich kann es nicht fassen, mir fehlen die Worte“, sprudelte die Leverkusenerin kurz darauf ins TV-Mikrofon. Ein deutsches Lauf-Märchen.

Dabei war bis kurz vor dem Rennen nicht klar, ob Konstanze Klosterhalfen überhaupt an den Start gehen würde. Die Saison war hart gewesen, eine Corona-Infektion hatte sie zusätzlich geschwächt, über 10.000 Meter hatte sie sich bei dieser EM dennoch einiges ausgerechnet, war aber nicht über Platz vier hinaus gekommen. „Ich wollte für mich und die Leute hier laufen“, sagte sie.

Und wie sie lief. Der erste Kilometer des Rennens, er war meisterschaftswürdig und bummelig. Doch dann suchte die 10.000-Meter-Europameisterin Yasemin Can eine frühe Entscheidung mit dem Wissen, dass sie die Konkurrenz nicht im Spurt schlagen würde. Die Taktik der Türkin schien erst aufzugehen. Sie zog das Feld auseinander, das Tempo nach und nach an, die jahresschnellste Europäerin Karoline Bjerkeli Grovdal (Norwegen) stieg gar aus, doch Eilish McColgan (Großbritannien) und Konstanze Klosterhalfen ließen sich nicht abschütteln.

Getragen vom Publikum

Das Publikum feierte jeden Schritt, der Geräuschpegel stieg von Meter zu Meter. Ein magischer Moment – auf der Weitsprunganlage versuchte Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) sich zu sammeln, an der Hochsprungmatte hatte Tobias Potye (LG Stadtwerke München) seine erste internationale Medaille vor Augen und auf der Laufbahn schloss Konstanze Klosterhalfen auf zu Can und zog zwei Runden vor Schluss an dieser starken Läuferin vorbei. Getragen von einer Welle der Emotionen, die durch das Stadion wogte. Klarer Blick, starker Schritt – so löste sich Konstanze Klosterhalfen Meter um Meter von der großen Favoritin. In Berlin vor vier Jahren war sie noch Vierte geworden, in München lief sie als Siegerin in 14:50,47 Minuten über die Ziellinie und schlug dort fassungslos die Hände über dem Kopf zusammen. „Ich bin heute nicht alleine gelaufen. Ich wurde getragen. Das Publikum hat so einen großen Anteil an dieser Medaille“, sagte sie im Anschluss.

Yasemin Can blieb in 14:56,91 Minuten Silber vor der Britin Eilish McColgan (14:59,34 min). Auf Platz elf einlaufend stellte die Rehlingerin Sara Benfares in 15:20,94 Minuten eine neue Bestleistung auf. Die Ulmerin Alina Reh konnte das Rennen leider aufgrund von Magenproblemen nicht beenden, die sie bereits im Finale über 10.000 Meter gequält hatten.

Stimmen zum Wettbewerb

Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen; 14:50,47 min):
„Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich hier eine Medaille gewinnen kann. Es ist unfassbar schön. Die letzten zwei Jahre waren nicht einfach, ich war so oft verletzt, aber ich bin habe diese Zeit durchgestanden und bin so dankbar für all die Menschen, die mich dabei begleitet habe und dass ich heute hier stehen darf. Dafür hat sich der ganze Weg gelohnt.

Sara Benfares (LC Rehlingen; 15:20,94 min):
„Ich habe alles gegeben. Die Stimmung war unglaublich, ich habe das Publikum sehr gefühlt und gemerkt, dass Konstanze hier etwas Großes leistet. Sie hat es so verdient, ich freue mich sehr für sie. Ich wäre gerne noch schneller gewesen, aber es war meine erste Heim-EM und die habe ich sehr genossen.“

EM 2022 München

 

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