Talea Prepens hatte die schnellsten Beine über 100 Meter und krönte sich am ersten Tag der Deutschen U23-Meisterschaften in Bochum-Wattenscheid zur neuen Sprintkönigin. Im Dreisprung kratzte Kira Wittmann an der 14-Meter-Marke und im Hammerwerfen meldete sich Samantha Borutta nach ihrem frühen WM-Aus zurück.
Zur neuen U23-Sprintkönigin über 100 Meter krönte sich am Samstag im Wattenscheider Lohrheidestadion erstmals Talea Prepens (TV Cloppenburg), die in 11,42 Sekunden nur hauchdünn ihren Hausrekord verpasste. „Das Ziel war auf jeden Fall eine gute Zeit und ein Platz unter den ersten Drei. Dass es am Ende der Sieg geworden ist, das ist einfach nur mega“, jubelte sie über ihren DM-Erfolg auf der Bahn. Dabei lief in dieser Saison über diese Strecke nicht immer alles so perfekt. „Der Titel bedeutet mir schon viel und mir ist im Ziel ein Stein vom Herzen gefallen. Über die 100 Meter war in diesem Sommer ein bisschen der Wurm drin und heute hat einfach alles gepasst. Der Titel krönt das Ganze nochmal.“
Bereits in den ersten beiden Runden hatte sie einen tollen Eindruck hinterlassen. Sie blieb fokussiert und konzentriert. „Ich weiß, wie kompliziert die 100 Meter sind, ein Fehler am Start oder ein Fehler zwischendurch kann direkt den Sieg kosten. Je kürzer die Strecke, desto mehr machen die Fehler aus. Ich weiß, ich bin nicht die Stärkste am Start, das ist mein schwächster Bereich. Dementsprechend weiß ich, dass ich es von hinten aufholen kann. Das hat super funktioniert.“ Große Freude herrschte auch auf den weiteren Medaillenplätzen. Zweite wurde Tina Benzinger (LG Stadtwerke München; 11,60 sec) und Chiara Schimpf (Dresdner SC 1898) belegte in 11,71 Sekunden Rang drei.
Marlene Meier wird Rolle der Favoritin gerecht
Sie kam als Schnellste durch den Hürdenwald: Marlene Meier (TSV Bayer 04 Leverkusen). In Berlin war ihr DM-Titel noch eine Überraschung, in Wattenscheid war sie eine der Titelfavoritinnen und setzte sich über 100 Meter Hürden in 13,49 Sekunden durch. Dementsprechend groß war die Freude bei ihr über die beiden Meistertitel. „Das hört sich ganz schön cool an. Ich bin sehr zufrieden und stolz damit.“
Sie traf auf extrem starke und schnelle Konkurrenz wie auf die DM-Dritte Franziska Schuster (TSV Bayer 04 Leverkusen) oder Gesa Tiede (USC Mainz), die bereits in den Vorläufen einen guten Eindruck hinterließen. „Ich habe gehofft auf den Titel. Ich wusste, dass meine Trainingskollegin [Franziska Schuster], die Titelverteidigerin aus dem letzten Jahr, eine starke Konkurrentin ist. Ebenso wie die Wattenscheiderin Malecki. Es war nach Berlin alles noch sehr offen und ein spannendes Rennen“, erklärte Marlene Meier, die die ersten Glückwünsche von ihren Eltern Heike Henkel und Paul Meier erhielt.
Die Zielzeit löste bei ihr nicht die ganz große Freude aus. Bei der Aktiven-DM stellte sie mit 13,15 Sekunden ihre persönliche Bestleistung auf. Jetzt blieb sie deutlich darüber. „Ich hatte mir schon eine Zeit unter 13,30 Sekunden vorgestellt. Das wäre nochmal gut gewesen, um Punkte für München zu sammeln. Muss man jetzt mit dem arbeiten, was man hat. Ich bin noch nicht sicher dabei in München, weshalb eine gute Zeit so wichtig gewesen wäre, um weniger bangen zu müssen.“ Auf den weiteren Plätzen folgten in einem engen Finish Madleen Malecki (TV Wattenscheid 01; 13,68 sec) und Franziska Schuster (TSV Bayer 04 Leverkusen; 13,69 sec).
Olivia Gürth legt Hindernisstrecke in unter 10 Minuten zurück
Relativ schnell hatte sich mit Olivia Gürth (Diezer TSK Oranien) und Kim Bödi (VfL Sindelfingen) ein Spitzen-Duo über 3.000 Meter Hindernis gebildet. „Ich hatte mich mit einer Mitläuferin [Kim Bödi] abgesprochen. Wir wollten beide kein rein taktisches Rennen. Von daher hieß es halbzügig angehen und hinten raus wollte ich einfach nur durchlaufen“, erklärte Olivia Gürth die Renntaktik – die aufging: Auf den letzten zweieinhalb Runden hatte sie dann zu ihrer Mitläuferin eine kleine Lücke gerissen und versuchte sich immer mehr von ihr zu lösen.
Als Olivia Gürth dann auf die Zielgerade einbog und die Zeit sah, legte sie noch einen fulminanten Schlussspurt ein, so dass sie als Einzige in 9:59,13 Minuten unter der 10-Minuten-Marke blieb. „Damit bin ich schon zufrieden“, sagte die U20-Europameisterin. Auf den Silberrang lief Kim Bödi (10:14,49 min). Dahinter entbrannte ein heißer Kampf um Bronze, den Inken Siebert (SCC Berlin) in 10:20,94 Minuten für sich entschied.
Bianca Stichling lässt den nächsten Titel folgen
In diesem Jahr konnte Bianca Stichling (TSV Bayer 04 Leverkusen) bereits beide Titel bei den Aktiven abräumen. Jetzt ließ die Hochspringerin ihren nächsten DM-Titel in der U23-Klasse folgen. „Es hört sich ein bisschen unglaubwürdig an. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass ich in dieser Saison alle deutschen Meistertitel mitnehme. Innerhalb von der Freiluftsaison habe ich schon ein wenig mit den Titeln geliebäugelt, dass es jetzt auch geklappt hat, das ist natürlich mega.“
In der Konkurrenz hinterließ sie einen starken Eindruck und meisterte alle Höhen vom Einstieg (1,74 m) bis 1,85 Meter ohne einen Fehlerversuch. Gern wollte sie nochmals die 1,90 Meter angreifen, leistete sich aber bei 1,88 Meter drei Fehlversuche. „Ich wollte eigentlich gern nochmal über 1,90 Meter springen, um meine Konstanz in hohen Höhen zu zeigen. Es war eigentlich kein schlechter Wettkampf, aber schade, dass es nicht mehr geklappt hat.“ Ihre Saison geht noch ein bisschen weiter und und soll bei der Heim-EM ihren Höhepunkt finden. „Ich habe noch Wettkämpfe und hoffe, dass es mit der EM doch noch klappt.“ Zu Silber flog Blessing Enatoh (TSV Spandau 1860; 1,81 m) und Bronze sicherte sich Lavinja Jürgens (LG Stadtwerke München; 1,78 m).
Im Dreisprung nähert sich Kira Wittmann (LG Göttingen) immer mehr der 14-Meter-Marke an. In Wattenscheid fehlten am Ende zehn Zentimeter für die magische Marke. Sie gewann die Konkurrenz mit 13,90 Meter vor Caroline Joyeux (LG Nord Berlin; 13,57 m) und Aliena Juliette Heinzmann (TV Eppingen; 13,11 m).
Antonia Kinzel verteidigt ihren Titel
Die alte und neue Deutsche U23-Meisterin im Diskuswurf heißt Antonia Kinzel (MTG Mannheim). „Ich bin sehr zufrieden, dass ich meinen Titel aus dem Vorjahr verteidigen konnte. Ich bin ein bisschen schwer in den Wettkampf reingekommen. Ich hatte meine Beine heute etwas schwer. So richtig kann ich gar nicht sagen, woran es lag. Der Physio hat vorher noch ein bisschen die Waden gelockert. Manchmal klappt es mit der Technik auch nicht so gut, weil man sich zur sehr verkopft“, erklärte sie.
Mit all ihren Weiten aus fünf gültigen Versuchen hätte sie den Titel gewonnen. Vorgelegt hatte sie mit 55,19 Meter und konnte sich im weiteren Verlauf auf 57,88 Meter steigern. „Die 57,88 Meter habe ich letzten Jahr schon bei der U23- DM geworfen. Da wollte ich schon gern drüberwerfen. Das ist mir im letzten Versuch auch gelungen“, freute sie über 58,83 Meter aus der letzten Runde.
In dieser Saison hatte sie bereits die 60-Meter-Marke übertroffen und hatte diese Marke auch für die U23-DM angepeilt. „Ich hätte gern nochmal die 60 Meter geworfen. Dass ich diese Weiten einfach konstanter werfe. Aber mit den 58,83 Meter bin ich wieder ein gutes Stück an die 60 Meter herangekommen. Jetzt versuche ich die 60 Meter in den nächsten Wettkämpfen zu bestätigen. Ich fahre heute Abend nach Hause und starte morgen bei den Süddeutschen Meisterschaften in Ludwigshafen.“ Ein enger Kampf um die Medaillen entwickelte sich hinter der Titelverteidigerin. In der fünften Runde schob sich Sandy Uhlig (SV Halle) mit 54,85 Meter auf den Silberrang vor. Rang drei belegte Jule Gipmann (SV Viktoria Goch; 53,13 m).
Samantha Borutta wieder im Hammerwurfring
Vor einigen Tagen stand Hammerwerferin Samantha Borutta (Eintracht Frankfurt) noch bei den Weltmeisterschaften in Eugene, Oregon (USA) im Ring. Für die 21-Jährige war es nur ein kurzer Auftritt, sie scheiterte bereits in der Qualifikation. Die Entscheidung für einen Start bei den Deutschen U23-Meisterschaften fiel sehr kurzfristig. „Ich war am Hadern, ob ich an den Meisterschaften überhaupt teilnehme, gerade weil es auch vom Jetlag extrem schwer ist. Gestern habe ich mir gesagt, das ist meine letzte U23-Meisterschaft – da muss ich einfach teilnehmen“, sagte die Titelverteidigerin.
Im Nachgang ein guter Entschluss. Die Hessin hatte aus dem ersten Durchgang eine Weite von 65,39 Meter im Protokoll stehen. In der dritten Runde nahm der Wettkampf richtig an Fahrt auf, als Esther Imariagbee (Berliner TSC) ihre persönliche Bestleistung auf 65,12 Meter verbesserte. Samantha Borutta wusste sich ebenfalls zu steigern und schickte ihr Arbeitsgerät auf 67,85 Meter. Ihre Tagesbestweite hob sie sich dann für den sechsten und letzten Durchgang auf, wo sie mit 69,42 Meter knapp an die 70-Meter-Marke warf und ihren Titel aus dem Vorjahr erfolgreich verteidigte.
„Mit der Weite bin ich am Ende relativ zufrieden. Von der Serie hat man gemerkt, dass es noch nicht ganz so läuft, wie es soll, aber ich bin trotzdem zufrieden. Eine 70 wäre natürlich immer schöner, aber den Umständen entsprechend finde ich die 69 Meter auf jeden Fall gut“, ordnete die alte und neue Deutsche U23-Meisterin ihren Wettkampf ein. Es war zugleich ihr letzter vor der Heim-EM (München; 15. bis 21. August). „Jetzt wird im Training nochmal härter gearbeitet. Einfach die Technik nochmal verfeinern, weil sich ein paar Sachen eingeschlichen haben, die da nicht hingehören.“ Das Podest komplettierten Esther Imariagbee (65,12 m) und Aileen Kuhn (LAZ Ludwigsburg; 61,92 m).