Für den Höhepunkt des achten Wettkampftages bei der WM in Eugene hat Sydney McLaughlin gesorgt: Die US-Amerikanerin stürmte über 400 Meter Hürden zu einem Fabel-Weltrekord. In der Nacht von Freitag auf Samstag deutscher Zeit qualifizierten sich zudem die beiden deutschen Stabhochspringer Oleg Zernikel und Bo Kanda Lita Baehre für das WM-Finale. Annika Marie Fuchs belegte in ihrem ersten internationalen Finale Rang zwölf.
Bereits im Juni 2021 war das Hayward Field in Eugene Schauplatz eines Weltrekordes gewesen: Sydney McLaughlin unterbot über 400 Meter Hürden als Erste die 52-Sekunden-Barriere (51,90 sec). Nach ihrem zweiten Weltrekord bei ihrem Olympiasieg in Tokio (Japan) folgte eine weitere Steigerung auf 51,41 Sekunden im Juni 2022 – erneut im Hayward Field. Und kaum einen Monat später war es am Freitagabend (Ortszeit) ein weiteres Mal das Stadion im US-Bundesstaat Oregon, in dem die 22-jährige US-Amerikanerin ein Stück Leichtathletik-Geschichte schrieb und ihre eigene Marke pulverisierte.
In der letzten Entscheidung des achten Wettkampftages stürmte McLaughlin endgültig in neue Dimensionen. Bei 50,68 Sekunden stoppte die Uhr, die zweitplatzierte Niederländerin Femke Bol (52,27 sec) hatte trotz einer Weltklassezeit mehr als anderthalb Sekunden Rückstand auf die neue Weltmeisterin, die ihre Zeit im Ziel selbst kaum fassen konnte. Das Podium komplettierte Titelverteidigerin Dalilah Muhammad (USA; 53,13 sec), bisher die einzige Langhürdlerin neben McLaughlin, die über diese Strecke je unter 52 Sekunden geblieben ist.
400-Meter-Siege für Miller-Uibo und Norman
Zuvor hatte über 400 Meter flach bereits eine Athletin Gold abgeräumt, der ein WM-Titel trotz zweier Olympiasiege bislang verwehrt geblieben war: Shaunae Miller-Uibo (Bahamas) führte in Weltjahresbestzeit (49,11 sec) einen karibischen Triumph an. Auf den Silberrang sprintete wie bei den Olympischen Spielen in Tokio Marileidy Paulino (49,60 sec) aus der Dominikanischen Republik, Bronze sicherte sich Sada Williams mit Landesrekord (49,75 sec) für Barbados.
Bei den Männern ging der Titel an die USA, die damit in Eugene das neunte Gold einfuhren. Der Weltjahresbeste Michael Norman siegte in 44,29 Sekunden vor dem Olympiasieger von 2012 Kirani James (Grenada; 44,48 sec). Dritter wurde in 44,66 Sekunden der Brite Matthew Hudson-Smith. Zuletzt hatte es 2011 in Daegu (Südkorea) ein Europäer über 400 Meter aufs WM-Treppchen geschafft, damals gewann der Belgier Kévin Borlée die Bronzemedaille.
Im erstmals ausgetragenen 35-Kilometer-Gehen holte sich die Peruanerin Kimberly Garcia Léon ihr zweites WM-Gold nach dem Sieg über 20 Kilometer eine Woche zuvor. In 2:39:16 Stunden setzte sie sich gegen Katarzyna Zdzieblo (Polen; 2:40:03 h) und Shijie Qiyang (China; 2:40:37 h) durch.
Zwei DLV-Stabis im Finale
Über die geglückte Titelverteidigung durfte sich Australiens Speerwerferin Kelsey-Lee Barber freuen, die wie bereits 2019 in Doha (Katar) nicht zu schlagen war. Mit 66,91 Metern gelang ihr der weiteste Wurf der bisherigen Freiluftsaison. Silber schnappte sich mit 64,05 Metern im letzten Durchgang Kara Winger (USA). Bronze ging an Haruka Kitaguchi (Japan), die ihr bestes Resultat (63,27 m) ebenfalls in Runde sechs erzielte und sich um zwei Zentimeter an Chinas Olympiasiegerin Shiying Liu vorbeischob. Die Potsdamerin Annika Marie Fuchs belegte in ihrem ersten WM-Finale mit 56,46 Metern Platz zwölf.
Zwei deutsche Stabhochspringer werden am Sonntag im WM-Finale Anlauf nehmen. Besonders souverän präsentierte sich in der Qualifikation Oleg Zernikel (ASV Landau), der als Einziger neben Weltrekordler Armand Duplantis (Schweden) und dem Olympia-Zweiten Christopher Nilsen (USA) bis 5,75 Meter ohne Fehlversuch blieb. Spannender machte es der Deutsche Meister Bo Kanda Lita Baehre (TSV Bayer 04 Leverkusen): Er überwand die für den Finaleinzug geforderten 5,75 Meter erst im dritten Anlauf und buchte damit ebenfalls das Final-Ticket. Seinem Leverkusener Vereinskollegen Torben Blech gelang hingegen kein gültiger Versuch.
Frauenstaffel schafft die direkte Finalqualifikation
Mit einem großen Q ins Finale eingezogen ist am Freitagabend die 4x100-Meter-Staffel der Frauen. Das Quartett mit Tatjana Pinto (TV Wattenscheid), Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen), Gina Lückenkemper (SCC Berlin) und Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar) rannte im Vorlauf in 42,44 Sekunden auf Platz drei – in der Gesamtkonkurrenz die viertschnellste Zeit. Im Finale am frühen Sonntagmorgen deutscher Zeit wollen die Sprinterinnen noch mehr riskieren.
Das vorzeitige Aus ereilte hingegen die 4x100-Meter-Auswahl der Männer – Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar), Joshua Hartmann (ASV Köln), Owen Ansah und Lucas Ansah-Peprah (beide Hamburger SV) verfehlten in 38,83 Sekunden den dritten Platz, der ihnen das Final-Ticket beschert hätte.
Die Deutsche 800-Meter-Meisterin Christina Hering konnte auf der ersten Runde ihres Halbfinals noch gut mit der hochkarätigen Konkurrenz mithalten, doch dann zogen die Kontrahentinnen nach und nach an ihr vorbei. In 2:01,57 Minuten lief die Münchnerin wie im Vorlauf eine solide Zeit, die jedoch nur für Platz acht in ihrem Lauf reichte. Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler), in ihrem Semifinale mit der langsamsten Zeit gemeldet, schlug sich wacker und verpasste in 2:01,36 Minuten ihre Saisonbestmarke nur um 15 Hundertstel. Die Olympia-Zweite Keely Hodgkinson (Großbritannien) holte sich in 1:58,51 Minuten den Laufsieg, noch schneller waren im dritten und letzten Halbfinale Olympiasiegerin Athing Mu (USA; 1:58,12 min) und die Kenianerin Diribe Welteji (1:58,16 min).