Der dritte und letzte Wettkampftag der Deutschen Jugendmeisterschaften in Ulm sorgte noch einmal für mächtig Stimmung im Stadion. Die beiden Siebenkämpferinnen Tabea Eitel und Libby Buder lieferten sich ein hochklassiges Duell im Weitsprung. Hawa Jalloh überflog die Hürden förmlich und stellte in 13,23 Sekunden eine neue Bestmarke auf.
Weibliche Jugend U20
Der Weitsprung der U20 sorgte am Sonntag für eines der vielen Stimmungshighlights im Ulmer Donaustadion. Ein Jubel jagte den nächsten. Insbesondere zwei Siebenkämpferinnen sorgten für Aufsehen. Mit einem sprunggewaltigen Satz im letzten Durchgang entschied Mehrkämpferin Tabea Eitel den Weitsprung-Wettbewerb bei den Deutschen Jugendmeisterschaften für sich. Sie flog auf 6,48 Meter und setzte damit gleichzeitig eine deutliche neue persönliche Bestmarke.
Silbermedaillen-Gewinnerin Libby Buder (SC Potsdam) brachte das Stadion mehrere Male zum Jubeln. Die Mehrkämpferin verbesserte ihre Bestweite direkt im ersten Versuch und toppte diese im vierten Durchgang noch einmal, sodass am Ende des Wettkampfs 6,37 Meter für eine neue persönliche Bestweite, die Silbermedaille und die Teilnahme an der U20-WM in Cali stehen.
Die deutsche Jahresbeste Helena Börner (SG Adelsberg), die mit einer Bestweite von 6,73 Meter angereist war, sprang am Sonntag 6,24 Meter weit und musste sich am Ende mit dem Bronzerang zufriedengeben.
Zweimal Gold und einmal Silber für Marlene Körner
Die letzte Disziplin eines langen Leichtathletik-Wochenendes bildete in Ulm das 200-Meter-Rennen. Und das hatte es noch einmal in sich: Marlene Körner (SV Halle), Nele Jaworski (VfL Wolfsburg) und Vanessa Baldé (Hamburger SV) lieferten sich bis zur Hälfte des Rennens einen starken Dreikampf. Die Hamburgerin musste schließlich jedoch abreißen lassen – doch Marlene Körner und Nele Jaworski lieferten sich bis zum Schluss einen Zentimeter-Krimi. Mit dem besseren Ausgang für die Hallenserin, die sich in 23,67 Sekunden durchsetzte. Nele Jaworski und Vanessa Baldé komplettierten das Podium in 23,72 und 24,03 Sekunden.
„Ich bin mit dem ganzen Wochenende zufrieden. Ich habe mir ganz schön viel vorgenommen – das habe ich auch alles geschafft. Und gerade heute, dass ich dann im Einzel noch einmal die Goldmedaille gewinnen konnte, finde ich super und ich bin glücklich und zufrieden“, sagte Marlene Körner, die am ersten Wettkampftag bereits Gold mit der Staffel holte und am Vortag Zweite über 100 Meter geworden war.
Cosima Ermert kontert mit starkem Endspurt
Einen engen Schlagabtausch gab es auf den zwei Stadionrunden. Lisa Lankes (SCW Regensburg) führte das Teilnehmerfeld lange Zeit an, doch ab etwa 200 Metern vor dem Ziel zog Nele Göhl (LG Eckental) mit einem energischen Finish an der bisher Führenden vorbei. Aber Lisa Lankes steckte nicht auf, blieb dran und konnte sich die Führungsposition 100 Meter vor dem Ziel zurückerobern. Das Rennen schien entschieden zu sein – wäre da nicht Cosima Ermert gewesen.
Die Athletin vom TSV Schott Mainz hatte sich ihre Kräfte am besten eingeteilt, hatte sich den überwiegenden Teil des Rennens im Mittelfeld aufgehalten und stürmte nun mit einem fulminanten Endspurt auf den letzten Metern zum 800-Meter-Titel. Mit 2:08,36 Minuten trug sie sich in die Ergebnislisten ein. Lisa Lankes (2:08,74 min) und Helena Schenk (TSG Bruchsal; 2:09,09 min) folgten auf den Plätzen.
Nach dem Rennen blickt die Goldmedaillen-Gewinnerin zurück: „Es ist überwältigend, ich hätte nicht damit gerechnet, habe es noch gar nicht verarbeitet. Hintenraus ist es bei mir tendenziell immer etwas besser und ich dachte während des Rennens, dass ich da noch etwas rausholen kann, aber zwischendurch hatte ich auch meine Zweifel. Ich wollte hier heute einfach mein Bestes geben – mit der gleichen Einstellung fahre ich jetzt nach Kolumbien und schaue, was dort so geht.“
Souveräner Sieg für Kira Weis
Über 3.000 Meter der U20 dominierte Kira Weis (KSG Gerlingen) das Rennen und führte das Feld bereits früh an. 200 Meter vor Schluss kam noch einmal ein schneller Antritt der U18-Meisterin aus dem vergangenen Jahr und Deutschen U20-Hallenmeisterin.
Souverän brachte Kira Weis den Sieg in 9:32,27 Sekunden ins Ziel und führte somit ihre Sammlung an deutschen Meistertiteln fort. Mit Abstand blieb ihr Linda Meier (LAC Passau) auf den Fersen und sicherte sich in 9:36,67 Sekunden die Silbermedaille. Dritte wurde Carolina Schäfer (TG Schwalbach), die nach 9:40,33 ins Ziel kam.
Hawa Jalloh ist nicht zu bremsen
Hürdensprinterin Hawa Jalloh (Wiesbadener LV) schockte die Zuschauer im Ulmer Donaustadion mit einem fulminanten Rennen über 100 Meter Hürden. Die 19-Jährige setzte sich bereits ab der vierten Hürde ab und pulverisierte ihren erst bei der DM der Aktiven in Berlin aufgestellten persönlichen Rekord (13,32 sec). Auf der Anzeigentafel stand es weiß auf schwarz: 13,23 Sekunden für Hawa Jalloh.
Selbst sprachlos nach dieser Leistung sagte Hawa Jalloh: „Ich konnte es erst gar nicht glauben. Ich wollte einfach locker und sauber laufen. Als ich dann auf die Uhr geguckt habe und da eine 24 stand – ich weiß gar nicht, was ich da dachte – ich hätte auf jeden Fall nicht damit gerechnet. Ich war einfach sprachlos und bin es jetzt immer noch.“
Vivienne Morgenstern in neuer PB zu Gold
Einen starken Tag hatte auch Naomi Krebs (Hannover 96), die, nach Siegen in ihrem Vorlauf und ihrem Halbfinale, im Finale auf Rang zwei und in 13,49 ganz nah an ihre persönliche Bestleistung heranlief. Die drittplatzierte Lia Flotow (1. LAV Rostock) nutzte die Klasse dieses Finals und stellte in 13,54 Sekunden eine deutliche neue persönliche Bestmarke auf.
Im Rennen über 400 Meter Hürden hatte Vivienne Morgenstern die schnellsten Beine. Die Dresdnerin überquerte die drittletzte Hürde in etwa zeitgleich mit ihrer ärgsten Konkurrentin Lara-Noelle Steinbrecher (SC Magdeburg), doch auf den letzten Metern hatte sie die besseren Reserven und setzte sich letztlich souverän in 58,36 Sekunden durch. Titelverteidigerin Lara-Noelle Steinbrecher, die kürzlich noch bei der Junioren-Gala in Mannheim gewonnen hatte, musste sich mit 59,15 Sekunden und Platz zwei zufriedengeben. Rang drei ging an Viktoria Heising (TLV Germania Überruhr; 59,33 sec).
Mit Selbstvertrauen wirft Alyssa John zu Gold
Freudentränen flossen bei der neuen Deutschen U20-Meisterin im Speerwurf Alyssa John (SC Potsdam). Im vierten Durchgang gelang ihr ein Wurf wie in keinem Wettkampf zuvor: Ihr Speer flog auf 53,02 Meter, was eine Steigerung der persönlichen Bestleistung um gut eineinhalb Meter bedeutete. Neben Alyssa John konnte auch Christina Lahrs (TSV Wehdel) die 50-Meter-Marke übertreffen und sicherte sich mit 51,59 Metern die Silbermedaille und das zweite Ticket zur U20-WM in Cali (Kolumbien; 1. bis 6. August).
Groß war hingegen die Enttäuschung bei der Titelverteidigerin und deutschen U20-Jahresbesten Josefa Schepp (TSV Bayer o4 Leverkusen). Die 19-Jährige, die in diesem Jahr schon über 55 Meter geworfen hatte, konnte ihr Leistungspotenzial im Ulmer Donaustadion nicht abrufen und wurde mit 48,33 Metern Dritte.
Alyssa John sagte nach dem Wettkampf: „Meine Tränen sind schon geflossen. Ich war ja als Fünfte gemeldet und ich wusste, dass ich das Potenzial dazu habe und habe einfach an mich selbst geglaubt., das hat mir in den letzten Wochen ein bisschen gefehlt. Jetzt habe ich einfach alles auf eine Karte gesetzt, habe das Ding getroffen und gewonnen.“ Auch die Siegerin darf in wenigen Tagen ihren Koffer für Cali packen: „Ich bin immer noch sprachlos. Ich will einfach einen guten Wettkampf machen und meine wichtigen Leute – vor allem meine Mama – stolz machen.“
Weibliche Jugend U18
Ihren langen Schritten konnte niemand folgen: Holly Okuku (GSV Eintracht Baunatal) hatte über 200 Meter bereits nach wenigen Metern ihre beiden Konkurrentinnen auf der Außenbahn überspurtet und bog auch als Führende auf die Schlussgerade ein. Dort vergrößerte sie ihren Vorsprung nochmals und flog dem Sieg schließlich in 24,11 Sekunden entgegen. Annika Just (LAC Passau; 24,57 sec) und Elena Schernhardt (LG Festina Rupertiwinkel; 24,84 sec) folgten.
Über 800 Meter der U18 ließ Jana Becker (LG Wettenberg) ihrer Konkurrenz keine Chance. Unbeirrt brachte die U18-Vize-Europameisterin ihren früh erarbeiteten Vorsprung ins Ziel und krönte sich wenige Tage nach ihrem internationalen Erfolg, dem Gewinn der Silbermedaille bei der U18-EM in Jerusalem (Israel), zur neuen Deutschen U18-Meisterin. Hannah Odendahl (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) verfolgte Jana Becker und lief in 2:10,71 Minuten zur Vize-Meisterschaft im Ulmer Donaustadion. Mit einem beherzten Finish lief Jasmin Kühnast (SC Potsdam) in 2:12,78 Minuten auf den Bronzerang.
Doppelcoup von Adia Budde
Franziska Drexler (LG Telis Finanz Regensburg), die U18-EM-Vierte aus Jerusalem, führte das Feld über 3.000 Meter lange couragiert an. In Lauerstellung dahinter: Adia Budde (TSV Altenholz), die frisch gekürte Deutsche U18-Meisterin über 2.000 Meter Hindernis. Auf der letzten Runde liefen Franziska Drexler und Adia Budde lange Schulter an Schulter bis Adia Budde mit Einbiegen auf die Zielgerade noch einmal ordentlich Dampf machte.
Sie zog an Franziska Drexler vorbei und brachte in 9:54,50 Minuten den Doppelsieg an diesem Wochenende ins Ziel. Franziska Drexler lief in 9:57,33 auf den Silberrang. Dritte und damit Bronzemedaillen-Gewinnerin hinter den beiden Ausreißerinnen wurde Vanessa Mikitenko (SSC Hanau-Rodenbach; 10:07,27).
Anouk Krause-Jentsch überrascht
Über 400 Meter Hürden der U18 sah es zunächst nach einem kleinen Vorsprung für Emmy Lisanne Steinbrecher (Rukeli Trollmann) aus. Das Feld blieb dicht beisammen, bis Anouk Krause-Jentsch (Neuköllner SF) auf die Zielgerade einbog und nicht mehr zu bremsen war. Sie stürmte über die letzte Hürde ins Ziel und pulverisierte in 60,73 Sekunden ihre bisherige Bestmarke nahezu, die zuvor bei 62,47 Sekunden lag.
„Ich kann es selbst noch nicht so richtig glauben. Ich hätte das auch wirklich nicht erwartet, weil meine Bestzeit vorher ja wirklich zwei Sekunden langsamer war und die ganze Saison noch nicht so gelaufen ist, wie ich es mir erhofft hatte, aber das ist jetzt natürlich ein guter Abschluss. Es fühlt sich sehr gut an“, blickt die glückliche Siegerin auf ihren Überraschungslauf zurück.
Ihr dicht auf den Fersen war Laura Kuhn (TSV Schott Mainz), die in 60,82 Sekunden zur Silbermedaille lief. Emmy Lisanne Steinbrecher wurde in 62,38 Sekunden Dritte und sicherte sich die Bronzemedaille.
Mirja Lukas kontert im letzten Durchgang
Die Teilnehmerinnen des Speerwurf-Wettkampfs der U18 brauchten ein paar Versuche, um im Ulmer Donaustadion anzukommen. Im fünften Versuch ging es dann für Lorena Frühn (LG Offenburg; 49,13 m) und Svenja Hübner (LV 90 Erzgebirge; 48,89 m) in Richtung der 50-Meter-Marke, die sich damit zwischenzeitlich an die Spitze des Feldes setzten.
Im letzten Durchgang packte jedoch Mirja Lukas (LG Coesfeld) ihr Potenzial aus und beförderte den Speer kurzerhand auf 50,37 Meter, was für sie die Goldmedaille und somit den deutschen U20-Meistertitel bedeuten sollte. Siebenkämpferin Pia Meßing (TV Gladbeck 1912) steigerte sich nach einem guten Wettkampf im letzten Versuch auf 49,16 Meter und sicherte sich damit die Vize-Meisterschaft. Lorena Frühn wurde schlussendlich Dritte.