3.000-Meter-Hindernisläufer Frederik Ruppert hat am Dienstagabend bei den Paavo Nurmi Games im finnischen Turku aus deutscher Sicht für das Highlight gesorgt: In 8:15,58 Minuten stürmte der 25-Jährige auf Platz neun der ewigen deutschen Bestenliste, zuletzt lief der Deutsche Rekordler Damian Kallabis im Jahr 2000 schneller. International glänzten Diskus-Olympiasieger Daniel Ståhl und der britische 800-Meter-Läufer Max Burgin.
Für die größte deutsche Überraschung bei den Paavo Nurmi Games in Turku (Finnland) hat am Dienstagabend 3.000-Meter-Hindernisläufer Frederik Ruppert (SC Myhl LA) gesorgt: Der 25-Jährige pulverisierte seinen Ende Mai in Oordegem (Belgien) aufgestellten Hausrekord um fast acht Sekunden und stürmte mit in die Höhe gereckten Armen als Zweiter ins Ziel. Mit seinem bestechenden Finish saugte sich Ruppert auf der letzten halben Runde noch an den Äthiopier Abraham Seme heran, der in 8:14,87 Minuten jedoch den Sieg ins Ziel brachte.
In 8:15,58 Minuten blieb der U23-Europameister von 2019 nicht nur deutlich unterhalb der WM-Norm für Eugene (USA; 15. bis 24. Juli), für die 8:22 Minuten verlangt waren, sondern lief auch die schnellste Zeit eines deutschen Hindernisläufers seit 2000. Damals hatte der Europameister von 1998 Damian Kallabis in Rom (Italien) 8:14,53 Minuten auf die Bahn gebracht. Frederik Ruppert reiht sich mit seiner neuen Bestzeit nun auf Platz neun in der ewigen deutschen Bestenliste ein. Der deutsche Rekord, von Kallabis gehalten, steht bei 8:09,48 Minuten.
Oliver Helander überrascht die Favoriten
Über einen Überraschungserfolg durften sich auch die finnischen Gastgeber freuen: Speerwerfer Oliver Helander setzte sich dank einer neuen Bestleistung von 89,83 Metern an die Spitze des Feldes. Dahinter warf Olympiasieger Neeraj Chopra (Indien) mit 89,30 Metern Landesrekord. Weitengleich mit Keshorn Walcott aus Trinidad und Tobago gab es für Julian Weber (USC Mainz) mit 84,02 Metern diesmal Rang fünf. Der Mannheimer Andreas Hofmann musste mit 76,19 Metern bereits nach dem Vorkampf die Segel streichen.
In einem engen 800-Meter-Rennen belegte Katharina Trost (LG Stadtwerke München) in 2:00,80 Minuten Rang drei. Die Olympia-Halbfinalistin behauptete sich im Gerangel und wurde mit einer neuen Saisonbestzeit belohnt. Einzig die Italienerin Maria Bello (1:59,84 min) blieb knapp unter der Zwei-Minuten-Marke. Zwischen die Siegerin und die Deutsche Vizemeisterin des vergangenen Jahres schob sich Ellie Baker (Großbritannien; 2:00,66 min).
Bei den Männern brillierte der Brite Max Burgin mit einer neuen Weltjahresbestzeit (1:43,52 min) vor dem Niederländer Tony van Diepen (1:44,24 min), der einen Hauch vor dem Franzosen Gabriel Tual (1:44,30 min) ins Ziel kam.
Wieder 70 Meter für Daniel Ståhl
Ein hochkarätiges Starterfeld trat am Dienstagabend in den Diskusring von Turku. Mit Daniel Ståhl, Simon Petterson (beide Schweden) und dem Österreicher Lukas Weißhaidinger war das gesamte Podium der Olympischen Spiele von Tokio (Japan) vertreten. Herausgefordert wurden sie von Europameister Andrius Gudzius (Litauen) und dem Weltjahresbesten aus Slowenien Kristjan Ceh.
Doch es war der Olympiasieger, der dem Wettkampf gleich im ersten Durchgang seinen Stempel aufdrückte: Auf 70,62 Meter segelte der Diskus von Daniel Ståhl – eine Weite, die kein Athlet mehr überbieten sollte. Im sechsten Versuch schoben sich Gudzius (68,09 m) und Ceh (67,76 m) noch an Weißhaidinger (67,16 m) vorbei. Für Ståhl war es der erste 70-Meter-Wurf in diesem Jahr, der ihm zudem Platz zwei in der Weltjahresbestenliste hinter Kristjan Ceh (71,27 m) einbrachte.
Die erhofften 17-Meter-Flüge der Dreispringer blieben aus; der Brasilianer Almir dos Santos musste sich als Sieger mit 16,90 Metern zufrieden geben. Für Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz) gingen auf Platz vier 16,42 Meter in die Ergebnislisten ein. Auch der zweimalige Olympiasieger Christian Taylor aus den USA tat sich nach seiner langen Verletzungspause mit 16,04 Metern noch schwer. Disziplin-Kollegin Neele Eckhardt-Noack (LG Göttingen) näherte sich mit 13,90 Metern der 14-Meter-Marke an, konnte sie aber diesmal nicht überbieten und wurde Sechste. Mit einer Serie von sechs 14-Meter-Sprüngen und einem Satz auf 14,35 Meter ging der Sieg an Shanieka Ricketts aus Jamaika.
Carolina Krafzik macht kleinen Schritt nach vorne
Ihre Bestform des vergangenen Jahres hat Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen) nach Fußproblemen noch nicht erreicht. Doch in Turku sprang über 400 Meter Hürden in 57,05 Sekunden zumindest eine neue Saisonbestzeit heraus. Die schnellste Langhürdlerin kam mit Ayomide Folorunso (54,73 sec) aus Italien. Einen neuen nationalen Rekord für Estland bejubelte über dieselbe Strecke Rasmus Mägi, der sich in 47,82 Sekunden auf Platz drei der Welt und, während Weltrekordler Karsten Warholm aus Norwegen eine Verletzung auskuriert, an Europas Spitzenposition katapultierte.
100-Meter-Sprinterin Yasmin Kwadwo (LC Paderborn) konnte als Vierte (11,63 sec) bei leichtem Gegenwind (-0,6 m/s) nicht mit der überlegenen Siegerin und Olympia-Finalistin Daryll Neita (11,10 sec) sowie deren Landsfrau Imani Lansiquot (11,36 sec) mithalten. Im Vorlauf war Neita gar noch eine Hundertstel schneller gewesen. Der Olympia-Zweiten im Hochsprung Nicola Olyslagers (Australien) reichten 1,96 Meter zum Sieg vor Italiens Elena Vallortigara und der WM-Zweiten von 2017 Yuliya Levchenko (Ukraine), die beide 1,94 Meter meisterten.
Schnelle Hürdenzeiten trommelten zum Abschluss der Paavo Nurmi Games Aaron Mallett (USA; 13,22 sec) über 110 und Nigerias Tobi Amusan (12,57 sec), die sich über 100 Meter knapp vor der Jamaikanerin Britany Anderson (12,59 sec) behauptete, auf die Laufbahn von Turku.
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