| Porträt

Auf dem Weg nach oben: Tom Förster startet durch

Er sorgte für eine der großen Überraschungen bei der Langstrecken-DM in Pliezhausen: Tom Förster lief über 10.000 Meter zur Goldmedaille in der U23. Bereits am kommenden Wochenende in Karlsruhe möchte der 20-Jährige erneut angreifen.
Uli Hörnemann

Ein Athlet, der klare Ziele vor Augen hat. Tom Förster (LG Vogtland), 20 Jahre jung, ist einer der hoffnungsvollen Nachwuchsläufer in Deutschland. Sein letzter großer Coup war die Goldmedaille bei den Deutschen 10.000-Meter-Meisterschaften in der U23-Klasse. „Pliezhausen war ein erfolgreicher Saisonstieg. Mein nächstes Rennen folgt am Samstag in Karlsruhe.“

Bei der „Langen Laufnacht“, die am 21. Mai zum sechsten Mal ausgetragen wird, will Förster die DM-Norm für Berlin (23. bis 26. Juni) attackieren. „Das sollte machbar sein“, meint er optimistisch, „meine Bestzeit steht bei 14:06,51 Minuten.“ Die A-Norm für einen Auftritt im Olympiastadion liegt bei 14:07,50 Minuten, die B-Norm bei 14:30,00 Minuten.

Seit nunmehr sechs Jahren wird Tom Förster von Udo Hendel betreut, dem Vater von Sebastian Hendel, der 2018, ebenfalls in Pliezhausen, zu Meisterehren über 10.000 Meter kam und den jetzigen Titelträger Simon Boch schlug. Hendel senior trainiert seinen Junior, außerdem seine Schwiegertochter Kristina, die früher für ihr Heimatland Kroatien gestartet ist und mittlerweile die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen hat. „Tom gehört auch zu meiner Gruppe“, erzählt der 55-jährige Erfolgscoach, „er ist ehrgeizig, diszipliniert und fleißig. Tom weiß genau, was er will!“

Corona und Magen-Darm-Probleme als Hindernisse

In Pliezhausen wäre möglicherweise sogar noch mehr drin gewesen, wenn ihn nicht das Corona-Virus erwischt hätte. „Vier Tage habe ich flach gelegen“, erinnert sich Tom Förster. „Fieber, kein Geschmack, Kopfschmerzen, die üblichen Symptome.“ Der Trainingsausfall hat Kraft und Energie gekostet. „Und bei der DM kamen noch Magen-Darm-Probleme hinzu“, berichtet Udo Hendel, „Tom hat sich aber durchgebissen.“ Ansonsten, so Hendels Prognose, wäre „eine tiefe 29-er Zeit“ möglich gewesen.

Der erste Auftritt über 25 lange Runden hat dem Vogtländer Spaß gemacht und Lust auf mehr. „Irgendwann werde ich mich auf die 10.000 Meter konzentrieren“, schaut Förster verheißungsvoll in die Zukunft, „mein Fokus liegt jetzt allerdings auf den 5.000 Metern.“ Auf der Straße ist er auch schon die 10 Kilometer gelaufen: in Berlin 2021 in 30:51 Minuten. Da war Tom Förster in Pliezhausen deutlich schneller unterwegs. „Mal schauen, was in Karlsruhe passieren wird.“ Auch wenn er nicht davon spricht, könnte dort die 14-Minuten-Schallmauer fallen.

Mit acht Jahren fing Tom Förster mit der Leichtathletik in seinem Heimatort Glauchau an, eine Kreisstadt im sächsischen Landkreis Zwickau. „Da ich beim Schulsport recht gut war, hat man mir geraten, in einen Verein zu gehen.“ Angelika Pöhlmann war damals seine Trainerin beim SV Sachsenring Hohenstein/Ernstthal, dann wechselte er zum LAV Reichenbach, der zur LG Vogtland gehört, wo er schnell Fortschritte machte.

Opa Heiner und Mama Andrea helfen aus

„Momentan absolviere ich zwei Einheiten pro Tag“, erzählt Förster, „morgens stehen meistens Dauerläufe zwischen 8 bis 16 Kilometer auf dem Programm.“ Im Rümpferwald, einem beliebten Ausflugsgebiet mit ausgedehntem Wegenetz, rauscht er dann mit langen Schritten an den Spaziergängern vorbei.

„Und abends ist Bahntraining angesagt.“ Da er noch die Fahrschule in Lichtenstein besucht, um in Kürze seinen Führerschein zu erwerben, ist Tom Förster derzeit noch auf eine Mitfahrgelegenheit angewiesen. Opa Heiner hilft aus oder auch Mama Andrea, die ihn von Glauchau nach Lengenfeld zum „Stadion am Waldkirchner Weg“ bringen, wo er unter Udo Hendels Regie seine Tempoläufe bewältigt.

„Ich laufe lieber im Freien“

Aktuell kann sich Tom Förster, Mitglied im DLV-Perspektivkader, zu hundert Prozent auf seine sportlichen Ambitionen konzentrieren. Mit dem Abitur, das er 2021 erfolgreich abgelegt hat, hat sich Förster um einen Ausbildungsplatz bei der Sportfördergruppe von Polizei und Bundeswehr beworben. „Den Eignungstest habe ich bestanden“, freut er sich, „am 4. Oktober geht es los.“ Ob bei der Bundeswehr oder der Polizei, steht indes noch nicht fest.

Tom Förster bringt Vieles mit, um in Zukunft ein erfolgreicher Langstreckler zu werden. Im Sommer 2021 wurde er bereits Deutscher U20-Vizemeister über 5.000 Meter hinter dem ein Jahr jüngeren Benjamin Dern, U23-Fünfter in Pliezhausen über 5.000 Meter in 15:07,05 Minuten. Im Winter 2021 wurde er zudem Deutscher Crossmeister in Sonsbeck. Auf die Hallensaison hatte Tom Förster aus freien Stücken verzichtet. „Halle ist nicht so meins“, begründete er seine Entscheidung, „ich laufe lieber im Freien.“

Mo Farah und Jakob Ingebrigtsen gibt Tom Förster als seine Vorbilder an. „Die Beiden finde ich gut.“ Dem Briten und dem Norweger möchte er auch in Zukunft nacheifern und weiter hart an sich arbeiten.

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