| Indoor Meeting

Armand Duplantis schenkt Karlsruhe Sechs-Meter-Sprung

Mit beeindruckender Leichtigkeit und einem souveränen Flug über 6,02 Meter hat Stabhochspringer Armand Duplantis das Init Indoor Meeting in Karlsruhe am Freitag gekrönt. Aus DLV-Sicht überzeugten unter anderem Katharina Trost und Mohamed Mohumed mit Bestzeiten und Normen für die Hallen-WM.
Jan-Henner Reitze

Indoor Meeting 2022 Karlsruhe

Er war der angekündigte Star des Meetings und er lieferte. In seinem ersten Wettkampf des Jahres hat Stabhochsprung-Olympiasieger Armand Duplantis (Schweden) am Freitagabend zum Auftakt der World Athletics Indoor Tour beim Init Indoor Meeting in Karlsruhe 6,02 Meter überwunden.

Spielerisch hatte der 22-Jährige seinen Stab, die Anlage und die Konkurrenz im Griff. Er meisterte alle seine Höhen inklusive der 6,02 Meter im ersten Anlauf. Erst der Versuch, seinen eigenen Weltrekord um einen Zentimeter auf 6,19 Meter zu steigern, scheiterte dreimal. Eine Höhe, die in diesem Winter durchaus noch drin sein könnte. "Die Versuche haben sich sehr dicht dran angefühlt", sagte er anschließend, "ich hatte einige sehr gute Sprünge, sie waren einfach noch nicht ganz perfekt."

Mit 5,89 Meter konnte der Olympia-Vierte KC Lightfoot am längsten mit dem Überflieger des Abends mithalten. Valentin Lavillenie (Frankreich; 5,71 Meter) wurde vor dem höhengleichen Oleg Zernikel (ASV Landau) Dritter. Als Sechster meisterte auch Bo Kanda Lita Baehre (TSV Bayer 04 Leverkusen) 5,71 Meter.

"Wagt es!"

Sport-Direktor Alain Blondel hatte für den Stabhochsprung-Weltrekord vorgesorgt: Nach dem zweiten Versuch stellte er Armand Duplantis eine Sprühdose an den Anlauf – dieser hatte sich vor dem Wettkampf die Erlaubnis geholt, im Falle des Weltrekords seinen Namen auf die Bahn schreiben zu dürfen. Das muss nun vielleicht auf das nächste Jahr warten.

"Es war ein Ritt auf der Rasierklinge, Veranstaltern wird es in diesen Zeiten nicht leicht gemacht", fasste Meeting-Direktor Martin Wacker die letzten Monate der Vorbereitung zusammen, zog aber nach diesem Ritt ein positives Fazit. "Wir haben gezeigt, dass wir ein solches Meeting sicher ausrichten können, es gab hier vor Ort keine positiven Corona-Fälle, das Hygiene-Konzept hat gut funktioniert. Ich kann nur allen sagen: Wagt es! Es kostet Nerven, aber es gibt Möglichkeiten und man kann positive Bilder in die Welt senden."

Berihu Aregawi läuft auf Rang fünf in der Geschichte

Der Olympia-Vierte über 10.000 Meter Berihu Aregawi machte sich über 3.000 Meter auf die Jagd nach dem mehr als 20 Jahre alten Weltrekord (7:24,90 min) des Kenianers Daniel Komen. Als Tempomacher lief Maximilian Thorwirth (SFD 75 Düsseldorf-Süd) in 3:41 Minuten auf den ersten 1.500 Metern an seine Bestzeit ran.

Als der Äthiopier in der zweiten Hälfte des Rennens auf sich allein gestellt war, wurden seine Beine etwas schwerer. Die Uhr blieb im Ziel bei 7:26,20 Minuten stehen. Damit fehlte ihm nicht nur gut eine Sekunde zum Weltrekord, sondern sogar nur fünf Hundertstel zum Meeting-Rekord seines Landsmanns Haile Gebreselassie (7:26,15 min). In der ewigen Hallenbestenliste rückte Berihu Aregawi auf Rang fünf nach vorne.

Mohamed Mohumed auf neuem Niveau

Das schnelle Rennen nutzte Mohamed Mohumed (LG Olympia Dortmund) für eine deutliche Steigerung seiner Bestzeit. Hinter Adel Mechaal (Spanien; 7:36,57 min) und Jacob Krop (Kenia; 7:38,15 min) lief der Deutsche Meister in 7:41,35 Minuten auf Rang vier und blieb damit deutlich unter der Norm (7:50,00 min) für die Hallen-WM in Belgrad (Serbien; 18. bis 20. März). Mit Dieter Baumann (7:37,51 min) und Arne Gabius (7:38,13 min) waren nur zwei Deutsche jemals schneller als der Olympia-Teilnehmer über 5.000 Meter. Auch über die 3.000 Meter ist die nächste deutliche Steigerung erreicht.

An die Hallen-WM-Norm heran lief der bisher über die Mittelstrecken in Erscheinung getretene Robert Farken (SC DHfK Leipzig; 7:51,42 min) als Neunter. Unter acht Minuten blieb Hindernis-Spezialist Karl Bebendorf (Dresdner SC 1898; 7:57,99 min).

Auch Katharina Trost hakt Hallen-WM-Norm ab

Die Gelegenheit in einem Weltklasse-Feld zu starten nutzte auch Katharina Trost (LG Stadtwerke München) für eine Bestzeit und die Norm (4:09,00 min) für die Hallen-WM über 1.500 Meter. Als Siebte steigerte die Olympia-Teilnehmerin über 800 Meter ihre Hallenbestzeit auf 4:07,99 Minuten. Im Freien war sie im vergangenen Sommer schon noch schneller unterwegs (4:05,17 min).

Den Sieg machten drei Äthiopierinnen unter sich aus. Die Zweite der Hallen-WM von 2014 Axumawit Embaye (4:02,12 min) lag um zwei Hundertstel vor Hirut Meshesha (4:02,14 min) und der Olympia-Vierten Freweyni Hailu (4:02,66 min).

Maximilian Entholzner und Max Heß auf Rang drei

Die einzigen beiden Acht-Meter-Flüge in die Weitsprunggrube des Abends gelangen Thobias Montler (Schweden). Beim besten Sprung des Zweiten der Hallen-EM wurden 8,02 Meter gemessen. Im Freien hat U20-Weltmeister Erwan Konate (Frankreich) die acht Meter auch schon geknackt, in der Halle ist der 18-Jährige mit 7,98 Metern jetzt an dieser Marke dran. Als Dritter mit 7,92 Metern fehlten Maximilian Entholzner (1. LAC Passau) nur fünf Zentimeter bis zu seiner Hallenbestleistung.

Mit 16,73 Metern sprang auch Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz) als Dritter aufs Podium. Seine Saisonbestleistung aus der Vorwoche steigerte der 25-Jährige damit um gut 30 Zentimeter. Sieger Andreas Pantazis (Griechenland; 16,79 m) und Nazim Babyev (Aserbaidschan; 16,76 m) waren ihm nur wenige Zentimeter voraus.

Den Sieg im Hochsprung der Frauen teilten sich zwei Athletinnen: Dei Britin Emily Borthwick und Imke Onnen (LG Hannover) überwanden beide 1,91 Meter. Marie-Laurence Jungfleisch (VfB Stuttgart) floppte als Siebte über 1,84 Meter.

Weltmeisterin Nakaayi vor Deutscher Meisterin Hering

Über 800 Meter nahm das Feld die angeschlagenen 59 Sekunden von Tempomacherin Jackie Baumann auf den ersten 400 Metern nicht ganz an. Weltmeisterin Halimah Nakaayi ging als Führende in die Schlussrunde, gefolgt von Christina Hering (LG Stadtwerke München). Die 27-Jährige aus Uganda ließ sich den Sieg (2:02,81 min) nicht mehr nehmen, vor der Deutschen Freiluftmeisterin (2:03,73 min). Ihr Endspurt brachte die Deutsche Hallenmeisterin Tanja Spill (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen; 2:04,39 min) noch Rang drei.

Bei den Männern konnte Elliot Giles (Großbritannien; 1:46,78 min) den Angriff des Schweden Andreas Kramer (1:46,83 min) auf den letzten Metern geradeso abwehren. Lokalmatador Christoph Kessler (LG Region Karlsruhe; 1:48,29 min) wurde Fünfter.

Über 400 Meter der Frauen setzte sich die Polin Anna Kiełbasińska (51,92 sec) knapp vor der Irin Phil Healy (51,97 sec) durch. In diesen Bereich war vor einer Woche in heimischer Halle auch Corinna Schwab (LAC Erdgas Chemnitz) gelaufen. Diesmal hatte sie nicht ganz freie Bahn und konnte auf den letzten Metern in ihrem Lauf (52,59 sec) die Niederländerin Lieke Klaver (52,41 sec) nicht mehr überholen.

60 Meter Hürden: Erfahrung setzt sich durch

Schnellste Sprinterin über 60 Meter war die Spanierin Maria Isabel Pérez (7,22 sec). Als Fünfte (7,37 sec) erreichte Jennifer Montag (TSV Bayer 04 Leverkusen) die beste Platzierung der DLV-Sprinterinnen vor Tatjana Pinto (TV Wattenscheid 01; 7,38 sec), die mit 7,35 Sekunden im Vorlauf etwas schneller unterwegs war. Weitsprung-Olympiasiegerin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) stieg im Vorlauf in 7,48 Sekunden in ihr neues Wettkampf-Jahr ein.

Mit der Freiluft-Weltmeisterin von 2015 Danielle Williams (Jamaika; 7,84 sec) und dem Freiluft-Europameister Pascal Martinot-Lagarde (Frankreich; 7,54 sec) trugen sich im Hürdensprint erfahrene Akteure in die Siegerliste ein. In den Vorläufen liefen Louisa Grauvogel (TSV Bayer 04 Leverkusen; 8,24 sec), Cindy Roleder (SV Halle; 8,26 sec) und Gregor Traber (LAV Stadtwerke Tübingen; 7,78 sec) an den Finals vorbei.

Die Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik.

Mehr:

Stimmen vom Indoor Meeting in Karlsruhe

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024