Vorzeigeläuferin Konstanze Klosterhalfen ist zum Jahresende in bestechender Form aus den USA nach Deutschland zurückgekehrt. Das hat sie am Wochenende in Pforzheim beim Sparkassen-Cross gezeigt. Über ihre Ziele bei den bevorstehenden Cross-EM, ihre geplante Hallensaison und über den kommenden heißen Sommer mit WM und EM haben wir mit der 24-Jährigen gesprochen.
Konstanze Klosterhalfen, Ihrem Cross-Auftritt am vergangenen Wochenende in Pforzheim zufolge geht es Ihnen am Ende der Olympiasaison recht gut?
Konstanze Klosterhalfen:
Ja, ich bin gut durch das Training der letzten Wochen gekommen. Wir haben viel Wert auf Krafttraining und Stabilisationsübungen im Bereich des Rumpfes gelegt. Dann habe ich mich natürlich auch sehr auf die Rückkehr in die Heimat gefreut.
Wie ist Ihre Bilanz der Olympiasaison? Sie hatten eine schwierige erste Hälfte mit Ihrer Beckenverletzung und sind dann Richtung Olympische Spiele in Tokio doch noch in Form gekommen…
Konstanze Klosterhalfen:
Die gesamte Saison ist durch die anfängliche Verletzungssituation sozusagen im Stress verlaufen. So galt es, einige Herausforderungen zu überwinden. Die Vorbereitungszeit für die Olympischen Spiele in Tokio, ganze acht Wochen, war sehr kurz. Mit dem achten Platz über die 10.000 Meter habe ich dann das Beste daraus gemacht. Ich bin stolz, was mein Trainer Pete Julian mit mir geschafft hat.
Worauf führen Sie Ihre starke Form im Cross, vier Jahre nach dem letzten Auftritt im Gelände in Samorin, zurück?
Konstanze Klosterhalfen:
Ich bin in Pforzheim einfach losgelaufen, habe nicht darüber nachgedacht und gemacht was ich liebe: laufen so schnell ich kann. In der Vorbereitung habe ich einige gute Trainingseinheiten absolviert. Diese Kontinuität im Training macht sich dann auch wieder im Rennen bemerkbar. Der Reiz am Crosslauf? Da ist man ganz nahe am Ursprung des Laufens dran, der Natur.
Ihr Cross-Auftritt war erst Ihr zweiter Start in diesem Jahr in Deutschland. Spüren Sie noch immer eine große Popularität hierzulande?
Konstanze Klosterhalfen:
Naja, das kann ich schlecht einschätzen. Hin und wieder werde ich auf der Straße wiedererkannt und angesprochen. Das sind meistens sehr nette Begegnungen.
In Deutschland ist Corona das bestimmende Thema, mit einer dramatischen Entwicklung der Pandemie. Wie sieht es um Corona derzeit in den USA, insbesondere in Ihrem direkten Umfeld in Portland, wo Sie leben und trainieren, aus?
Konstanze Klosterhalfen:
In den USA wird natürlich die Entwicklung von Corona in Europa wahrgenommen. Vor meinem Flug nach Deutschland habe die USA ja auch erst eine Reisewarnung ausgesprochen. Bei uns in Portland herrscht in Sachen Corona noch ziemliche Normalität. Es gibt in den Supermärkten und an jeder Ecke Impfstationen. Die momentanen Entwicklungen von Corona waren im Alltag noch nicht wieder zu spüren. Ich wohne in meinem Appartement wenige Minuten vom Campus, meiner Trainingsstätte, entfernt, kann ungehindert nach Downtown und in die Mall gehen.
Sie haben sich in Pforzheim sehr motiviert für Ihr Cross-Debüt nach vier Jahren gezeigt. Mit welchen Erwartungen fahren Sie zur Cross-EM nach Dublin? Wie bereiten Sie sich vor? Alina Reh hat von Chancen auf eine Team-Medaille gesprochen.
Konstanze Klosterhalfen:
Ich bin am Mittwochmorgen nach London geflogen und werde mit Sonia O’Sullivan, der neuen Assistenztrainerin in Portland, in Teddington, einem Stadtteil im Südwesten Londons, auf einer Rasenbahn trainieren. Nach Irland gehe ich ohne Erwartungen. Ich werde mich an die Startlinie stellen und einfach loslaufen. Crosslaufen hat etwas Unbeschwertes. Das Schöne ist, dass man mit dem Team dort ist und nicht nur für sich alleine läuft.
Sonia O’Sullivan war eine ehemalige irische Weltklasseläuferin auf der Bahn, Straße und im Cross, unter anderem Cross-Weltmeisterin. Ist sie eine besondere Motivation für Sie?
Konstanze Klosterhalfen:
Ja, so eine Legende als Trainerin zu haben, ist etwas Besonderes. Dazu ist Irland ihre Heimat. Tipps von ihr sind natürlich sehr wertvoll. Ich habe Videos von ihr angeschaut und ihr Buch gelesen, das mitreißend ist.
Wie sieht Ihre weitere Planung nach Weihnachten und in der Halle aus?
Konstanze Klosterhalfen:
Ich werde an Neujahr wieder in die USA zurückfliegen und im Trainingslager in Kalifornien sein. Danach ist eine Hallensaison mit Rennen in Europa geplant, allerdings haben wir die Stationen noch nicht fixiert. Ich freue mich aber immer wieder auf Europa.
2022 ist mit WM und EM ein Mega-Jahr für die Leichtathletik. Im nur zwei Autostunden von Portland entfernten Eugene haben Sie als Wahl-Amerikanerin quasi ein „Heimspiel“. Bei der EM in München werden Sie wohl auch zu den Sympathieträgern gehören. Gibt es für die beiden Events schon so was wie Vorfreude?
Konstanze Klosterhalfen:
Natürlich ist die WM aufgrund der Nähe zu Eugene, der Laufstadt schlechthin, ein Heimspiel für mich. Ich war im letzten Jahr bei den US-Trials dort und sehr beeindruckt von dem Stadion und der tollen Atmosphäre dort. Nach dem Heimspiel WM in den USA freue ich mich super darauf, auch zur EM im eigenen Land in München „nach Hause“ zu kommen.
Zu Beginn Ihrer Karriere haben Sie uns erzählt, dass Sie als Ministrantin in Ihrer Kirche Dienst versehen haben. Haben Sie noch immer eine Beziehung zur Kirche?
Konstanze Klosterhalfen:
Der Glaube ist ein wichtiger Teil meines Lebens und ich gehe auch in den USA ab und zu in die Kirche.
Wo werden Sie Weihnachten verbringen?
Konstanze Klosterhalfen:
Ich werde zuhause bei meiner Familie sein und freue mich, sie um mich zu haben. Auch kann ich in dieser Zeit meine Freunde treffen, die ich lange nicht gesehen habe.
Im Video:
Konstanze Klosterhalfen mit furiosem Start-Ziel-Sieg
Konstanze Klosterhalfen: Crosslaufen liegt mir