Deutschlands Leichtathleten sprinten, laufen, gehen, springen, werfen und stoßen wieder! Leider 2021 aufgrund der fortwährenden Corona-Pandemie oft noch ohne Zuschauer. Aber auf der Ebene des Kader- und Leistungssports schon wieder mit fast allen hochkarätigen Wettkämpfen. Und schließlich auch mit den Olympischen Spielen in Tokio, die unter ganz besonderen Bedingungen stattfanden. Wir blicken zurück und ordnen, jeweils eingeleitet durch Interviews mit den Leitenden Bundestrainerinnen und Bundestrainern der Disziplingruppen, die Leistungen ein. Heute: Männer-Stabhochsprung
Das ist 2021 passiert
Mit Oleg Zernikel (ASV Landau), Bo Kanda Lita Baehre und Torben Blech (beide TSV Bayer 04 Leverkusen) erlebten gleich drei deutsche Stabhochspringer in Tokio ihre olympische Premiere. Oleg Zernikel und Bo Kanda Lita Baehre schafften sogar den Sprung ins Finale und schlugen sich beim Sieg von Überflieger Armand Duplantis (Schweden) mit den Plätzen neun und elf (beide 5,70 m) achtbar.
Ohnehin war das Jahr 2021 die Saison von Oleg Zernikel. Sein Talent hatte der Deutsche Freiluft-Meister von Braunschweig schon in der Vergangenheit häufig aufblitzen lassen. Doch immer wieder hatte der 26-Jährige mit hartnäckigen Anlaufproblemen zu kämpfen. Erst in diesem Jahr konnte er befreit aufspringen. Und zeigte mit 5,80 Metern sein großes Potenzial. Bei gleich 15 (!) Wettkämpfen war er genauso gut oder besser als seine alte Bestleistung von 5,60 Metern. Diese Konstanz auf hohem Niveau führte ihn auf internationales Terrain, zu Platz vier bei der Hallen-EM und auf Rang neun bei den Olympischen Spielen.
Auch Bo Kanda Lita Baehre überzeugte in Tokio mit Rang elf im Finale. Man darf nicht vergessen: Die Bronzemedaille ging mit 5,87 Metern an Rio-Olympiasieger Thiago Braz (Brasilien). Allzu viel fehlte also nicht zum olympischen Podest. Einen gebrauchten Tag in der Tokio-Qualifikation erwischte hingegen Torben Blech, der nicht über 5,30 Meter hinauskam. Im Sommer schaffte es der Zehnkampf-Umsteiger generell nicht, an die Leistungen aus der Hallensaison anzuschließen. Doch sein Hallen-Hausrekord von 5,86 Metern zeigt, was für den Deutschen Hallenmeister in Zukunft möglich sein kann.
Die Stabhochsprung-Zukunft gehört ebenfalls seinem Vereinskameraden Luke Zenker. Der 18-Jährige verbesserte sich auf 5,21 Meter. Nur sechs Zentimeter weniger sprang der ebenfalls erst 18-jährige Till Marburger. Der Dortmunder steigerte sich 2021 gleich um 40 Zentimeter. Beide sind auch 2022 noch in der U20 startberechtigt. Mit 18 Jahren stand Raphael Holzdeppe 2008 bereits im olympischen Finale von Tokio. 2021 verpasste der Weltmeister von 2013 seine mögliche vierte Olympia-Teilnahme. Ein Knorpelschaden im Knie machte eine Operation unumgänglich.
Internationale Erfolge
Medaille | Finalplatzierung | |
---|---|---|
Hallen-EM | – | 4. Platz: Oleg Zernikel (ASV Landau) |
U20-EM | – | 6. Platz: Luke Zenker (TSV Bayer 04 Leverkusen) |
U23-EM | – | – |
Olympische Spiele | – | 9. Platz: Oleg Zernikel (ASV Landau) 11. Platz: Bo Kanda Lita Baehre (TSV Bayer 04 Leverkusen) |
Unser "Ass des Jahres"
Oleg Zernikel (ASV Landau)
Deutscher Meister 2021
9. Platz Olympische Spiele, 4. Platz Hallen-EM
Steigerung der Bestleistung um 20 Zentimeter
Unser "Talent des Jahres"
Luke Zenker (TSV Bayer 04 Leverkusen)
6. Platz U20-EM
Platz eins deutsche U20-Bestenliste
Deutscher U23-Meister
Die Deutschen Top Ten 2021
Höhe | Name | Jahrgang | Verein |
---|---|---|---|
5,80 | Oleg Zernikel | 1995 | ASV Landau |
5,80 | Bo Kanda Lita Baehre | 1999 | TSV Bayer 04 Leverkusen |
5,60 | Torben Blech | 1995 | TSV Bayer 04 Leverkusen |
5,50 | Raphael Holzdeppel | 1989 | LAZ Zweibrücken |
5,50 | Philip Kass | 1998 | TSV Bayer 04 Leverkusen |
5,40 | Tom-Linus Humann | 1998 | Schweriner SC |
5,34 | Vincent Hobbie | 1997 | LG Region Karlsruhe |
5,31 | Nico Fremgen | 1997 | LAZ Zweibrücken |
5,30 | Gilian Ladwig | 1998 | Schweriner SC |
5,30 | Lamin Krubally | 1995 | ASV Landau |
Statistik – Das sagen die Zahlen
Das deutsche Top-Niveau
Jahr | ≥ 5,70 m* | Schnitt Top 3 | Schnitt Top 5 | Schnitt Top 10 |
---|---|---|---|---|
2005 | 6 | 5,83 | 5,79 | 5,66 |
2006 | 7 | 5,87 | 5,84 | 5,73 |
2007 | 6 | 5,87 | 5,81 | 5,68 |
2008 | 9 | 5,79 | 5,75 | 5,73 |
2009 | 7 | 5,79 | 5,76 | 5,70 |
2010 | 5 | 5,80 | 5,73 | 5,66 |
2011 | 4 | 5,77 | 5,83 | 5,65 |
2012 | 4 | 5,94 | 5,82 | 5,68 |
2013 | 5 | 5,89 | 5,82 | 5,68 |
2014 | 3 | 5,71 | 5,63 | 5,54 |
2015 | 3 | 5,78 | 5,72 | 5,62 |
2016 | 4 | 5,76 | 5,71 | 5,59 |
2017 | 2 | 5,70 | 5,66 | 5,58 |
2018 | 1 | 5,69 | 5,66 | 5,50 |
2019 | 3 | 5,77 | 5,69 | 5,57 |
2020 | 2 | 5,73 | 5,64 | 5,48 |
2021 | 2 | 5,73 | 5,64 | 5,49 |
Entwicklung Jahresbestleistungen im internationalen Vergleich
Jahr | Deutschland | Europa | Diff. | Welt | Diff. |
---|---|---|---|---|---|
2005 | 5,93 (Lobinger) | 5,93 (Lobinger) | 0,00 | 6,00 (Burgess/USA) | 0,07 |
2006 | 5,90 (Lobinger) | 5,90 (Lobinger) | 0,00 | 6,00 (Walker/USA) | 0,10 |
2007 | 5,90 (Otto) | 5,90 (Otto) | 0,00 | 5,95 (Walker/USA) | 0,05 |
2008 | 5,81 (Straub) | 6,01 (Lukyanenko/RUS) | 0,20 | 6,04 (Hooker/AUS) | 0,23 |
2009 | 5,81 (Straub) | 6,01 (Lavillenie/FRA) | 0,20 | 6,01 (Lavillenie/FRA) | 0,20 |
2010 | 5,90 (Mohr) | 5,94 (Lavillenie/FRA) | 0,04 | 5,95 (Hooker/AUS) | 0,05 |
2011 | 5,85 (Mohr) | 5,90 (Lavillenie/FRA) | 0,05 | 5,90 (Lavillenie/FRA) | 0,05 |
2012 | 6,01 (Otto) | 6,01 (Otto) | 0,00 | 6,01 (Otto) | 0,00 |
2013 | 5,91 (Holzdeppe) | 6,02 (Lavillenie/FRA) | 0,11 | 6,02 (Lavillenie/FRA) | 0,11 |
2014 | 5,73 (Scherbarth) | 5,93 (Lavillenie/FRA) | 0,12 | 5,93 (Lavillenie/FRA) | 0,20 |
2015 | 5,94 (Holzdeppe) | 6,05 (Lavillenie/FRA) | 0,11 | 6,05 (Lavillenie/FRA) | 0,11 |
2016 | 5,77 (Gaul) | 5,98 (Lavillenie/FRA) | 0,21 | 6,03 (Braz da Silva/BRA) | 0,26 |
2017 | 5,80 (Holzdeppe) | 5,93 (Wojciechowski/POL) | 0,13 | 6,00 (Kendricks/USA) | 0,20 |
2018 | 5,81 (Holzdeppe) | 6,05 (Duplantis/SWE) | 0,24 | 6,05 (Duplantis/SWE) | 0,24 |
2019 | 5,80 (Blech) | 6,02 (Lisek/POL) | 0,22 | 6,06 (Kendricks/USA) | 0,26 |
2020 | 5,81 (Lita Baehre) | 6,15 (Duplantis/SWE) | 0,34 | 6,15 (Duplantis/SWE) | 0,34 |
2021 | 5,80 (Zernikel/Lita Baehre) | 6,10 (Duplantis/SWE) | 0,30 | 6,10 (Duplantis/SWE) | 0,30 |
Das fällt auf:
- Erfreulich: Mit Oleg Zernikel und Bo Kanda Lita Baehre standen zwei deutsche Stabhochspringer im Olympia-Finale. Torben Blech blieb in der Quali hängen, zeigte aber mit 5,86 Metern in der Hallensaison sein Potenzial für Weltklasse-Sprünge.
- Raphael Holzdeppe verpasste seinen möglichen vierten Olympia-Start aufgrund einer Knieverletzung.
- Oleg Zernikel katapultierte sich 2021 in eine neue Leistungsklasse und steigerte sich in einem Jahr um 20 Zentimeter. Seine 15 (!) besten Wettkämpfe stammen aus dieser Saison.
- Die Durchschnitts-Werte der drei, fünf und zehn besten deutschen Stabhochspringer sind fast identisch mit denen aus 2020. Für eine Steigerung der Werte fehlt eine stärkere zweite Reihe.
- Luke Zenker (TSV Bayer 04 Leverkusen) ist der stabilste deutsche U20-Springer. Er landete mit Bestleistung bei der U20-EM auf Rang sechs. Dahinter verbesserte sich der Deutsche U20-Meister Till Marburger (LG Olympia Dortmund) in diesem Jahr gleich um 40 Zentimeter auf 5,15 Meter.
- Armand Duplantis dominiert das internationale Geschehen. Der Schwede krönte eine starke Saison mit Olympiagold, mit 6,10 Metern ist er zugleich der einzige Sechs-Meter-Springer des Sommers. Ihm gelangen im Jahr 2021 gleich ein Dutzend Sechs-Meter-Wettkämpfe.
leichtathletik.TV-Clips:
Die Disziplin-Analysen im Überblick:
Sprint Frauen
Sprint Männer
Langsprint Frauen
Langsprint Männer
Hürdensprint Frauen
Hürdensprint Männer
Langhürden Frauen
Langhürden Männer
Mittelstrecke Frauen
Langstrecke Frauen
Langstrecke Männer
Hindernis Frauen
Hindernis Männer
Gehen Frauen
Gehen Männer
Marathon/Straße folgt im Dezember
Hochsprung Frauen
Hochsprung Männer
Weitsprung Frauen
Dreisprung Frauen
Dreisprung Männer
Stabhochsprung Frauen
* als Referenzwert dient die WM-Norm des Jahres 2017