Auf dem ersten digitalen Kongress des Leichtathletik-Weltverbandes World Athletics sind in den vergangenen Tagen harte und wegweisende Entscheidungen getroffen worden. Eine hohe Ehrung erfuhr posthum der langjährige DLV-Generaldirektor Frank Hensel: Er wurde mit dem "Athletics Veteran Pin" ausgezeichnet.
Der Leichtathletik-Weltverband World Athletics hat mit dem "World Plan" für die Jahre 2022 bis 2030 eines der ehrgeizigsten Zukunftsprojekte auf den Weg gebracht. Auf Grundlage dieses Plans. der in dieser Woche im Rahmen des digitalen World Athletics Kongresses vorgestellt wurde, sollen Wachstum und Entwicklung der Leichtathletik bis 2030 gefördert werden.
Der Plan enthält klare Rollen und Zuständigkeiten der Mitgliedsverbände, Zeitvorgaben bei Projekten, messbare Ergebnisse und Auswirkungen auf Ressourcen und die Finanzen. Er werde dazu beitragen, "weitere wichtige und notwendige Veränderungen und Entwicklungen in der olympischen Sportart Nummer eins herbeizuführen", sagte WA-Präsident Sebastian Coe am Donnerstag.
Russland und Transgender: Keine Abweichung vom Kurs
Im Fall der Suspendierung von Russland und der Transgender-Regel bleibt der Weltverband hat – und hat die neuen Richtlinien des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) für Athleten mit abweichender Geschlechtsentwicklung nur zur Kenntnis genommen. "Alle Regeln bleiben, wie sie sind", sagte Sebastian Coe. "Wir teilen aber die Notwendigkeit, dass alle Regeln im Rahmen der Menschenrechte sein müssen."
Der neue IOC-Regelrahmen für Transgender-Athleten und -Athletinnen sieht keine allgemeingültigen Vorgaben vor. Vielmehr können demnach die Weltverbände unter der Maßgabe fairer Zugangsregeln über die Bedingungen der Teilnahme entscheiden. Nach dem Regelwerk von WA müssen hyperandrogene Leichtathletinnen ihren natürlichen Testosteronspiegel künstlich senken, um in Wettkämpfen auf den Strecken zwischen 400 Metern und einer Meile starten zu dürfen.
Hohe Ehrung für Frank Hensel
Auch von der strikten Haltung gegen Russland ist World Athletics nicht abgewichen. Der Kongress hob sechs Jahre nach dem Skandal um flächendeckendes Doping die im November 2015 verfügte Suspendierung nicht auf. "Russland hat gute Fortschritte gemacht. Ich bin zuversichtlich, dass wir mit dem russischen Verband RUSAF weiterkommen", sagte Coe. Auf die Frage, ob die Sperre bis zu den Olympischen Spielen 2024 in Paris aufgehoben wird, antwortete der Brite: "Ich kann keine Vorhersagen machen." Bei den Tokio-Spielen durfte Russland nur zehn Leichtathleten an den Start schicken.
Im Rahmen des Kongresses wurde auch beschlossen, dass der ehemalige DLV-Generaldirektor Frank Hensel posthum für seine Verdienste für die Leichtathletik mit dem „Athletics Veteran Pin“ ausgezeichnet wird. Frank Hensel war im November 2020 nach schwerer Krankheit im Alter von 70 Jahren verstorben. Über viele Jahre war er zunächst als Trainer und dann als Funktionär in der nationalen und internationalen Leichtathletik tätig gewesen, darunter von 1998 bis 2016 als Generalsekretär beziehungsweise Generaldirektor beim Deutschen Leichtathletik-Verband, einige Jahre in einer Doppelrolle auch als Sportdirektor.
Im europäischen Leichtathletik-Verband European Athletics hatte Frank Hensel bis zu seinem Tod das Amt des Vizepräsidenten inne. Dieser hatte Frank Hensel im Herbst 2021 posthum zum Ehrenmitglied des EA-Councils ernannt.