Eine hauchdünne Entscheidung und ein überragender Sieg: Mit Simon Boch und Miriam Dattke haben sich am Sonntag in Hamburg zwei Athleten der LG Telis Finanz Regensburg die deutschen Meistertitel im Halbmarathon geholt. Hinter der überlegenen Siegerin glänzten weitere Athletinnen mit deutschen Altersklassen-Bestleistungen.
Erst auf den letzten Metern fiel am Sonntag im Halbmarathon der Männer die DM-Entscheidung über die Vergabe von Gold, Silber und Bronze – nur wer es auf das Podium schaffen würde, stand zu diesem Zeitpunkt schon fest, denn Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg), Sebastian Hendel (LG Braunschweig) und Samuel Fitwi (LG Vulkaneifel) hatten sich einen Vorsprung von etwa einer halben Minute auf den Rest des Feldes erarbeitet. Schließlich entschied auf der langen Zielgeraden der beste Endspurt.
Als erstes musste sich Samuel Fitwi aus dem Kampf um den Meistertitel verabschieden. Dann erhöhte Simon Boch noch einmal die Frequenz und spurtete mit Sebastian Hendel auf den Fersen der Ziellinie entgegen. In 1:02:24 Stunden stellte er unter Beweis, dass die Beine nach seiner Grundausbildung bei der Sportfördergruppe der Bundeswehr wieder frisch sind. Sebastian Hendel beeindruckte nur eine Sekunde dahinter mit einem starken Halbmarathon-Debüt. Und auch Samuel Fitwi blieb als Dritter in 1:02:29 Stunden noch unter dem bisherigen deutschen Meisterschaftsrekord, den Carsten Eich im Jahr 2000 in 1:02:47 Stunden aufgestellt hatte.
"Ich bin froh, dass es am Ende gereicht hat", bilanzierte Simon Boch. "Immer wieder waren Leute da, die haben einen gepusht, das war sehr gut. Die Strecke war auch cool, sehr viele lange Geraden. Wir sind so ziemlich genau auf 3:00-Minuten-Pace losgelaufen. Bei Kilometer zwölf habe ich die erste Attacke gemacht, dann haben die anderen wieder übernommen und waren total schnell. Da musste ich sehr stark kämpfen und es blieb mir am Ende nichts übrig außer zu spurten. Eine Zeit hatte ich mir nicht vorgenommen, ich wollte so lange vorne mitlaufen, wie es geht."
Miriam Dattke unangefochten
Ganz anders das Bild im Rennen der Frauen: Nachdem mit ihrer Vereinskollegin Domenika Mayer die einzige weitere gemeldete Athletin mit einer Bestzeit unter 1:10 Stunden nicht am Start war, bestimmte Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg) den Wettbewerb von der Spitze. Ihrem hohen Tempo konnte erwartungsgemäß niemand folgen, sodass die 23-Jährige unangefochten ihrem zweiten Titel in Folge nach 2019 (2020 war die Halbmarathon-DM ausgefallen) entgegenlief.
Ihre Zeit: 1:09:59 Stunden – zweitbestes Rennen der Karriere, zwei Minuten schneller als zwei Jahre zuvor, nur 16 Sekunden von der Bestzeit entfernt und Platz neun in Europa in diesem Jahr. Und das im Alleingang, der Körner gekostet hatte. "Ich musste heute viel arbeiten. Da war halt keine Gruppe mehr, das war schon ziemlich hart", stellte die Regensburgerin, die sich zurzeit auf den Marathon in Valencia (Spanien; 5. Dezember) vorbereitet, fest.
Blanka Dörfel läuft deutsche U20-Bestleistung
Mindestens ebenso bemerkenswert war die Leistung der Athletin dahinter: Blanka Dörfel (SCC Berlin), 19 Jahre jung und damit noch der Altersklasse U20 angehörig, steigerte ihre Halbmarathon-Bestzeit vom März noch einmal um eine halbe Minute und war in 1:11:51 Stunden die zweitbeste Läuferin des Tages. Nie war eine deutsche U20-Athletin auf dieser Strecke, auf der in dieser Altersklasse kein offizieller deutscher Rekord geführt wird, schneller. Weltweit belegt die Läuferin, die 2019 noch in der U18 beim EYOF über 2.000 Meter Hindernis triumphiert hatte, mit dieser Zeit Platz zwei der U20-Jahresbestenliste.
Als Dritte kam in ihrem ersten großen Straßenrennen die 24 Jahre alte Tübingerin Hanna Gröber ins Ziel. Sie hatte bereits einen deutlichen Rückstand auf die Top Zwei, rannte in 1:14:26 Stunden aber dennoch in die deutschen Top Ten des Jahres und schüttelte dabei am Ende Melina Wolf (LG Region Karlsruhe; 1:14:49 h) ab, die ebenso wie Thea Heim (LG Telis Finanz Regensburg; 1:14:57 h) noch unter 1:15 Stunden blieb.
Dahinter machte Sandra Morchner (Laufteam Kassel; 1:15:13 h) eindrucksvoll die Mission "deutsche W50-Bestleistung" perfekt und blieb mehr als fünf Minuten unter der bisherigen Marke von Katrin Dörre-Heinig. "Der Berlin-Marathon ist ja erst drei Wochen her. Da bin ich sehr zufrieden mit mir", lautete das Fazit von Sandra Morchner, die in Berlin in 2:39:36 Stunden schon einen deutschen Altersklassen-Rekord im Marathon aufgestellt hatte. "Ich bin meistens alleine gelaufen. Ich hatte zwar eine kleine Gruppe, aber da habe ich den Anschluss verpasst und bin dann nicht mehr heran gekommen. Die Stimmung an der Strecke war schon ziemlich genial."
Tobias Ulbrich mit Bestzeit U23-Sieger
Ähnlich wie Blanka Dörfel gelang es auch dem schnellsten Läufer der U23-Wertung, die starke Halbmarathon-Form aus dem Frühjahr mit in den Herbst zu nehmen: Der 21-jährige Tobias Ulbrich (LG Region Landshut) drückte seine Bestzeit noch einmal um drei Sekunden auf 1:05:02 Stunden und holte sich U23-Gold. Die weiteren Podiumsplätze gingen an Dustin Uhlig (TSG 1845 Heilbronn; 1:05:56 h) und Julian Großkopf (LAZ Ludwigsburg; 1:06:15 h).
In der weiblichen U23 lief Sophie Kretschmer (LAC Aschersleben) in 1:16:14 Stunden auf den Silber-Rang, dicht gefolgt von einer weiteren schnellen U20-Athletin: Kiara Nahen (LC Paderborn) holte in 1:17:40 Stunden DM-Bronze.
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