Julian Weber ist im olympischen Speerwurf-Finale ganz knapp am Podium vorbeigeschrammt. Mit Saisonbestleistung belegte er Rang vier. Johannes Vetter erlebte hingegen eine Enttäuschung und musste sich schon nach drei Würfen verabschieden. Neeraj Chopra schrieb Geschichte und holte die erste Leichtathletik-Goldmedaille bei Olympischen Spielen für Indien.
Gerade einmal 14 Zentimeter sollten ihm am Ende fehlen! Julian Weber (USC Mainz) hat am Samstag im olympischen Speerwurf-Finale die Bronzemedaille hauchdünn verpasst, dabei aber einen äußerst starken Auftritt hingelegt. Zum richtigen Zeitpunkt war 26-Jährige in Top-Form, mit 85,30 Metern konnte er im Olympiastadion von Tokio (Japan) eine Saisonbestleistung hinlegen.
Sein bester Versuch gelang ihm dabei bereits im ersten Anlauf. Nach dem ersten Durchgang rangierte er auf dem Silberrang. Doch im weiteren Verlauf konnte der Mainzer seine Leistung nicht mehr steigern. Mit einem weiteren Wurf über 85 Meter sowie einem 83-Meter-Wurf unterstrich er zwar sein gutes Abschneiden, doch zwei Athleten zogen noch an ihm vorbei. Bei der WM in Doha (Katar) hatte er 2019 noch den sechsten Platz belegt, Platz vier bei den Olympischen Spielen ist der größte Erfolg seiner bisherigen Karriere.
Johannes Vetter kämpft mit der Bahn
Der große Favorit Johannes Vetter (LG Offenburg), der nach seinen dominanten Auftritten mit regelmäßigen 90-Meter-Würfen als größte deutsche Gold-Hoffnung galt, stand dagegen in Tokio mit leeren Händen da: Bereits nach den ersten drei Würfen war der Wettkampf für den 28-Jährigen beendet. Lediglich mit einer gültigen Weite konnte sich der Offenburger in die Ergebnislisten eintragen, am Ende standen 82,52 Meter. Im Endergebnis rangierte er damit auf Platz neun.
Wie bereits in der Qualifikation hatte Johannes Vetter, der mit 19 Siegen und als Weltjahresbester nach Japan gereist war, mit der weichen Anlaufbahn zu kämpfen. So rutschte er beim zweiten Versuch von der Bahn ab und hatte Glück, sich dabei nicht zu verletzen. Auch im dritten Anlauf stand für ihn ein X zu Buche. Noch kurz vor dem Finale hatten die Organisatoren versucht, die Anlaufbahn mit Eis herunterzukühlen.
Neeraj Chopra schreibt Geschichte
Die fehlende Top-Leistung von Johannes Vetter konnte Neeraj Chopra aus Indien nutzen. Der Vierte der Weltjahresbestenliste ließ sein Arbeitsgerät bis auf 87,58 Meter fliegen und holte sich damit die Goldmedaille. Auch sein zweitbester Versuch von 87,03 Metern hätte bereits für den Sieg gereicht. Neeraj Chopra schrieb mit seinem Triumph zudem Geschichte: Er gewann die erste Leichtathletik-Goldmedaille für Indien bei Olympischen Spielen überhaupt.
Dahinter komplettierte ein erfahrenes tschechisches Duo das Podium, das Julian Weber in einem spannenden Wettbewerb noch knapp auf den vierten Platz verwies: Jakub Vadlejch gewann mit 86,67 Metern Silber, Vitezslav Vesely mit 85,44 Metern Bronze.
STIMMEN ZUM WETTBEWERB:
Julian Weber (USC Mainz)
Wenn mir jemand vorhergesagt hätte, dass ich hier den vierten Platz belegen würde, hätte ich gesagt, du bist verrückt. Ich hätte nie gedacht, dass ich um die Medaillen kämpfe. Das ist komplett verrückt. Natürlich ist es schade, dass es nicht ganz gereicht hat. Aber ich bin happy, ich habe Saisonbestleistung geworfen und gezeigt, was ich draufhabe. Der Weg hierher war nicht einfach, zwischendurch hatte ich immer wieder Verletzungen, aber ich habe mich zurückgekämpft. Für Johannes tut es mir echt leid. Er hat so eine unglaubliche Power, da kann die Bahn einfach nicht Stand halten. Zum Glück ist er nicht verletzt.
Johannes Vetter (LG Offenburg)
Es tut mir leid für alle, die mir daheim die Daumen gedrückt haben. Da muss ich nicht viel zu sagen, der zweite Versuch, das tut schon beim Hinschauen weh – selbst mir. Wir sehen hier Weltrekorde auf diesem Boden und für Leute wie mich, die dort härter hinstemmen, für die ist der Boden nicht gemacht, die rutschen weg. Das versaut die Leistung. Ich habe alles gegeben, wir haben die letzten Tage echt gefightet, auch mental gearbeitet, um auch dieses Rutschen zu kompensieren. In der Qualifikation hatte ich zumindest einen Versuch, der mir günstig ausgerutscht ist. Ich bin halt einer, wenn ich über 90 Meter werfen will, der ein starkes Stemmbein braucht. Da muss man die Ferse richtig hinsetzen, damit die Würfe weit gehen. Ich kann das System nicht einfach so schnell von der Qualifikation bis zum Finale umlernen.