| Olympische Spiele 2021

Platz sechs: Melat Kejeta sorgt im Olympia-Marathon für Top-Resultat

Das deutsche Marathon-Trio hat am Samstag in der Hitze von Sapporo auf ganzer Linie überzeugt. Mit Platz sechs und dem besten deutschen Olympia-Resultat seit 1996 sorgte Melat Yisak Kejeta für die herausragende deutsche Leistung. Gold holte sich die zweimalige Halbmarathon-Weltmeisterin Peres Jepchirchir.
Silke Bernhart

Olympische Spiele 2021

Das olympische Marathon-Rennen von Sapporo wurde am frühen Morgen bei Temperaturen um 27 Grad zu einem langgezogenen Ausscheidungsrennen, in dem die Favoritinnen erst ab Kilometer 30 so richtig ihre Karten aufdeckten. Lange war ein großer Pulk an der Spitze unterwegs, erst zwischen Kilometer 20 und 30 war dieser schließlich auf eine achtköpfige Gruppe geschrumpft. Die entscheidenden Attacken folgten ab Kilometer 33.

Bis zu diesem Zeitpunkt war auch Melat Yisak Kejeta (Laufteam Kassel) mittendrin im Kampf um die vorderen Plätze, stets aufmerksam, nie in erster Reihe, aber immer an den Fersen der Favoritinnen. Die Verschärfung etwa zehn Kilometer vor Schluss konnte die 28-Jährige jedoch nicht mitgehen, sie war die Erste, die aus der achtköpfigen Gruppe zurückfiel.

An der Spitze sorgte lange auch die US-Amerikanerin Molly Seidel für Tempo, doch als bei Kilometer 38 die favorisierten Kenianerinnen Peres Jepchirchir und Brigid Kosgei einen weiteren Gang hochschalteten, war die bis dahin verbliebene Fünfer-Gruppe, in der auch noch die für Israel startende Lonah Salpeter und die für Bahrain startende Eunice Chumba mitliefen, vollends gesprengt. Lonah Salpeter musste kurz darauf ganz aufgeben. Das Rennen an der Spitze wurde zum Duell um Gold.

Jepchirchir vor Kosgei und Überraschungs-Bronze

Die entscheidende Attacke kam zwei Kilometer vor Schluss von der zweimaligen Halbmarathon-Weltmeisterin Peres Jepchirchir, die die Marathon-Weltrekordlerin abschüttelte. In 2:27:20 Stunden gewann Jepchirchir das zweite olympische Marathon-Gold für Kenia in Folge – und zugleich das zweite überhaupt. Für 2:27:36 und 2:27:46 Stunden gingen Silber und Bronze an Brigid Kosgei sowie überraschend in ihrem ersten dritten Marathon an Molly Seidel.

Hinter der besten Äthiopierin Roza Dereje (2:28:28 h) machte Europameisterin Volha Mazuronak (Belarus; 2:29:06 h) als beste Europäerin ein starkes Rennen, in dem sie vergleichsweise früh abreißen lassen musste, sich mit der zweiten Luft aber wieder nach vorne kämpfen konnte.

Bestes deutsches Marathon-Resultat seit 1996

Und dann kam Melat Kejeta! Die 28-Jährige sorgte auf Platz sechs für das beste deutsche Resultat in einem olympischen Marathon seit 1996, als die heutige Bundestrainerin Katrin Dörre-Heinig in Atlanta (USA) Vierte geworden war. Nach 2:29:16 Stunden riss die Vize-Weltmeisterin im Halbmarathon jubelnd die Arme in die Höhe: Ihre Marathon-Premiere bei einer großen internationalen Meisterschaft war mit einem Top-Ergebnis geschafft.

Ein Wermutstropfen blieb jedoch, wie Melat Kejeta anschließend gegenüber dem ZDF erklärte: "Ich habe versucht, eine Medaille zu bekommen. Aber das Wetter war sehr, sehr warm. Ich habe Magenprobleme gehabt. Ich habe mein Bestes versucht, aber es hat nicht geklappt."

Deborah Schöneborn mit kluger Renneinteilung

Aufgrund der ungewöhnlichen Hitze in Sapporo war der Marathon-Start auf 6:00 Uhr morgens verlegt worden, bei 26 Grad und fast 80 Prozent Luftfeuchtigkeit war der Startschuss gefallen. Wie herausfordernd diese Bedingungen waren, zeigt die Liste der Aussteigerinnen. Neben der erwähnten, auf Medaillenkurs liegenden Lonah Salpeter traf es auch Weltmeisterin Ruth Chepngetich (Kenia), die einstige Halbmarathon-Europameisterin Sara Moreira (Portugal) oder die hoch gewetteten Äthiopierinnen Birhane Dibaba und Zeineba Yimer.

Umso bemerkenswerter war es da, dass sich in Sapporo gleich ein DLV-Trio mit starken Leistungen bis ins Ziel kämpfte. Bestens eingeteilt hatte sich Deborah Schöneborn (LG Nord Berlin; 2:33:08 h) ihr Marathon-Debüt auf großer internationaler Bühne. Von Platz 43 bei der Halbmarathon-Marke arbeitete sie sich in einem Feld von 81 Teilnehmerinnen noch bis auf Platzt 18 nach vorne.

Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt) hatte die ersten 15 Kilometer noch auf Tuchfühlung zur Spitzengruppe  zurückgelegt, bevor sie abreißen lassen musste. Hintenraus wurde es extrem hart und sie musste ihr großes Kämpferherz auspacken. Doch auch Steinruck schaffte es ins Ziel und wurde in 2:35:00 Stunden 31.

STIMME ZUM WETTBEWERB

Katrin Dörre Heinig (Bundestrainerin):
Der erste Tag der Marathonläufe ist vorbei, und schon wieder wurde Geschichte geschrieben. Melat hat ein großartiges Rennen gemacht mit dem sechsten Platz, was wir lange nicht hatten bei Olympischen Spielen. Der 18. Platz von Debbie ist auch hervorragend, sie kam hintenraus immer besser ins Rennen. Der 31. Platz von Katharina rundet das Ergebnis ab. Alle Drei haben sich für diese wirklich sehr, sehr schwierigen Bedingungen hervorragend geschlagen. Ich ziehe den Hut und freue mich vor allem, dass alle gesund ins Ziel gekommen sind.

 

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