Tokio 2021 | Zweites Olympia-Gold für Thiam, Carolin Schäfer wird Siebte

Carolin Schäfer (Eintracht Frankfurt) und Vanessa Grimm (Königsteiner LV) vertreten bei den Olympischen Spielen von Tokio die deutschen Farben im Siebenkampf. Wie sich die Vize-Weltmeisterin von 2017 und die Siebenkampf-Aufsteigerin des Jahres im Wettbewerb präsentieren, lesen Sie von Disziplin zu Disziplin hier.

Olympische Spiele 2021 kompakt

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Zweites Olympia-Gold für Thiam, Carolin Schäfer wird Siebte

Die Olympiasiegerin von Rio ist auch die Olympiasiegerin von Tokio! Nafissatou Thiam hat über 800 Meter in 2:15,98 Minuten ihren Vorsprung sicher ins Ziel gebracht. Ihre Ergebnis: 6.791 Punkte, 19 weniger als fünf Jahre zuvor. Dahinter belohnte sich Anouk Vetter (2:18,72 min) für einen Siebenkampf auf Top-Niveau mit neuem Landesrekord von 6.689 Punkten und der olympischen Silbermedaille. Auch Bronze ging an die Niederlande, und zwar an die 23 Jahre junge Emma Oosterwegel, die sich in 2:11,09 Minuten noch mit 6.590 Punkten auf das Podium vorkämpfte.

Zwar dieses Mal ohne Podiumsplatz, dafür aber mit einer kämpferischen Meisterleistung beendete Carolin Schäfer nach einer schwierigen Saison mit vielen Unwägbarkeiten den Siebenkampf auf Platz sieben. Mit ihrer Zeit von 2:14,82 Minuten machte sie noch einen Platz gut und sammelte in Summe 6.419 Punkte. Platz 19 gab es bei der olympischen Premiere für Vanessa Grimm, die ebenfalls noch einmal alles in die 800 Meter legte und nach 2:16,27 im Ziel war. Mit 6.114 Punkten blieb die Aufsteigerin des Jahres zum vierten Mal in ihrer Karriere über der 6.000 Punkte-Marke.

STIMMEN ZUM WETTBEWERB

Carolin Schäfer (Eintracht Frankfurt)
Ich bin super, super glücklich, sowohl mit der Platzierung als auch mit der Punktzahl. Es war eine sehr herausfordernde Saison, deswegen fühlt sich dieser siebte Platz fast schon an wie eine Medaille für mich. Ich gehe hier mit einem riesengroßen Strahlen raus und habe mir selbst und auch den Kritikern bewiesen, dass ich hier auf diese Bühne gehöre. Das macht mich stolz und glücklich. Ich fand die Spiele großartig, wir wurden hier sehr herzlich willkommen geheißen von den Japanern. Es war tolles olympisches Flair, hier im Stadion und auch im Olympischen Dorf. Die Bedingungen und Maßnahmen waren streng getaktet. Der ideelle Wert, von dem ich im Vorfeld dachte, dass er nicht so zum Tragen kommt, war trotzdem da! Das hat ein gutes Gefühl gegeben. Daher habe ich mich hier bei den Japanern sehr wohl gefühlt. Sie haben sich große Mühe gegeben und die Spiele toll umgesetzt.

Vanessa Grimm (Königsteiner LV)
Ich habe es damals in Freunde-Bücher geschrieben, dass ich unbedingt zu Olympischen Spielen möchte. Ich hatte das a ber eigentlich eher in Richtung Paris gedacht. Dass es in diesem Jahr schon geklappt hat, ist der absolute Wahnsinn gewesen. Sportlich gesehen war es auch ein guter Wettkampf. Die 200 Meter hätten ein bisschen besser sein können. Aber es war für mich die erste internationale Meisterschaft, ich konnte damit in der Jugend oder in den vergangenen Jahren keine Erfahrungen machen. Damit jetzt bei Olympischen Spielen zu starten ist natürlich hart, aber auf der anderen Seite auch wunderschön. Im Großen und Ganzen bin ich mit dem Wettkampf absolut zufrieden. Das dritte Mal über 6.100 Punkte. Ich bin ziemlich glücklich damit, wie ich es geschafft habe, bei mir selbst zu bleiben und meinen Wettkampf zu machen. Was ich hier auf jeden Fall mitgenommen habe, ist, dass es auf jeden Weg ankommt. Auf jede Minuten Schlaf. Das habe ich auch von der Caro gelernt. Dass es wichtig ist seine Kräfte zu sparen und zum Beispiel hier zu essen und nicht im Olympischen Dorf, um dann auch in der letzten Disziplin, die erst um 21 Uhr stattfindet, noch fit zu sein.
 

Bestleistung! Carolin Schäfer katapultiert sich in die Top Acht

Im Speerwurf war sie endlich fällig, die erste Bestleistung von Carolin Schäfer im olympischen Siebenkampf. Und diese brachte die Frankfurterin mächtig nach vorne, denn für 54,10 Meter, 37 Zentimeter weiter als 2018 bei der EM in Berlin, gab's 940 Punkte. Vor den 800 Metern liegt sie nun mit 5.524 Punkte auf Platz sieben der Zwischenwertung. Um ihren Platz in den Top Acht zu wahren gilt es noch einmal alles zu geben. Denn Rang zehn und Rang fünf trennen weniger als 100 Punkte.

Auch an der Spitze geht es über 800 Meter um alles: Nafissatou Thiam hat sich mit 54,68 Metern wieder an Anouk Vetter (51,20 m) vorbeigeschoben und nimmt 64 Zähler Vorsprung mit auf die zwei Stadionrunden, auf denen bisher weder Thiam noch Vetter mit Topzeiten glänzen konnten. Der Vorteil liegt bei der Olympiasiegerin, das Momentum eines Siebenkampfs in Bestform bei der Europameisterin von 2016. Hinter dem Spitzen-Duo folgen mit 200 Punkten Rückstand und nur ein Pünktchen getrennt voneinander die US-Amerikanerin Kendell Williams (48,78 m; 5.642 pt) und die Niederländerin Emma Oosterwegel (54,60 m; 5.641 pt), die das Feld von hinten aufrollt. Sie dürfen jedoch die starke Läuferin Noord Vidts (5.592 pt) nicht zu weit enteilen lassen, denn sonst schnappt sich diese die Bronzemedaille.
 

Dämpfer ohne Sechs-Meter-Resultat, Vetter fordert Thiam

Der Weitsprung entpuppte sich am Donnerstagvormittag in der Hitze von Tokio für beide DLV-Athletinnen zu einer schwierigen Angelegenheit, in der beide sich vergeblich an der sonst schon so oft übertroffenen Sechs-Meter-Marke mühten. Besonders Carolin Schäfer (5,78 m), in ihrem besten Siebenkampf auf 6,57 Meter geflogen, verlor deutlich an Boden bei ihrem Kampf um vordere Platzierungen und fiel zurück auf Rang zwölf (4.584 pt). Vanessa Grimm verbucht 5,94 Meter, etwa 20 bis 30 Zentimeter weniger als bei den vergangenen Wettkämpfen dieser Saison. Es bleibt bei Platz 18 (4.480 pt).

Nafissatou Thiam bewahrte nach einem Fehlversuch die Nerven und steigerte sich noch auf 6,60 Meter – Tages-Bestweite und mit 4.961 Punkten vorbei an ihrer weiter stark aufgelegten Landsfrau Noor Vidts (6,32 m; 4.890 pt) sowie dichter heran an Anouk Vetter (4.965 pt). Die Niederländerin setzte ihren Weg zur Bestleistung nahtlos fort und konnte über 6,47 Meter jubeln. Jetzt zählt's: Wer wirft den Speer am weitesten und quält sich am besten über die zwei Stadionrunden? Sowohl Vetter als auch Thiam haben sich als überragende Speerwerferinnen schon der 60-Meter-Marke genähert, für beide zählen die 800 Meter nicht zu den Top-Events. Das wird spannend!

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Carolin Schäfer ist fit zur rechten Zeit

In 13,29 Sekunden ist Carolin Schäfer in ihren zweiten olympischen Siebenkampf gestartet. Nur einmal war sie in den vergangenen drei Jahren schneller. Und konnte mit ihrem Auftakt zeigen: Nach den Folgen einer Impfreaktion ist die Vize-Weltmeisterin von 2017 pünktlich zum Saison-Höhepunkt wieder in Form. Nicht ganz an ihre Bestleistung aus der bisherigen Saison (13,62 sec) konnte Vanessa Grimm (Königsteiner LV; 13,88 sec) anknüpfen, sie rannte dennoch die viertbeste Zeit ihrer Karriere. Mit Resultaten in etwa zwei Zehntel über ihren Marken bei ihren Siebenkampf-Hausrekorden sind die beiden dominierenden Athletinnen der vergangenen Jahre, Olympiasiegerin Nafissatou Thiam (Belgien; 13.54 sec) und Weltmeisterin Katarina Johnson-Thompson (Großbritannien; 13,27 sec), in den Wettbewerb gestartet. Besonders für die Britin ein Achtungszeichen nach überstandener Verletzung. Wie so oft schnellste Hürdensprinterin: Kendell Williams (USA; 12,97 sec). Über eine deutliche Bestzeit  jubelte Ex-Europameisterin Anouk Vetter (Niederlande; 13,09 sec).
 

DLV-Duo gut unterwegs, Thiam über 1,92 Meter

Ein blitzsauberer Wettkampf bis einschließlich 1,80 Meter: Carolin Schäfer konnte mit ihrem Hochsprung-Auftritt zufrieden sein, nachdem sie in dieser Saison bisher noch nicht über 1,73 Meter hinausgekommen war. Bei 1,86 Metern liegt ihr Hausrekord. Und der von Vanessa Grimm bei 1,77 Meter. Eben diese Höhe überwand die Hessin im dritten Anlauf auch im Olympiastadion von Tokio. Mit 2.059 und 1.936 Punkten sortieren sich beide zur Mittagspause auf Platz zehn und 21 ein. Die Führung riss mit Saison-Bestleistung von 1,92 Meter die Olympiasiegerin von Rio Nafissatou Thiam (2.176 pt) an sich. Auf den Fersen ist ihr bisher die US-Amerikanerin Erica Bougard (2.157 pt). Sie überwand ebenso wie Katarina Johnson-Thompson 1,86 Meter. Die Weltmeisterin, die bei ihrem Titelgewinn 1,95 Meter gemeistert hatte, musste in einer ihrer Paradedisziplinen ihrer Achillessehnen-Verletzung Tribut zollen, die sie sich im vergangenen Dezember zugezogen hatte. Mit 2.138 Punkten ist sie zurzeit Dritte. Einen Dämpfer gab es mit nur 1,74 Meter für die diesjährige Götzis-Siegerin Xenia Krizsan (Ungarn; 1.942 pt).
 

Gute Leistungen bringen DLV-Duo weiter nach vorne

Nach dem ersten Stoß huschte ein Lächeln über die Lippen von Carolin Schäfer und sie ballte die Faust: 13,99 Meter! Es war in einer ihrer Wackel-Disziplinen seit zwei Jahren wieder der erste Stoß fast bis auf die 14-Meter-Marke. Und der brachte sie mit 2.852 Punkten erstmals an diesem Tag vor in die Top Acht. Noch weiter hinaus kam Vanessa Grimm mit dem fünftbesten Stoß der Konkurrenz und 14,52 Metern. Wenngleich es nicht wie in Götzis zu einem 15-Meter-Stoß reichte, machte sie fünf Ränge gut und schob sich mit 2.765 Punkten vor auf Platz 16. Sogar bis auf Platz zwei nach vorne ging es nach 15,29 Metern für Anouk Vetter (2.969 pt). Nafissatou Thiam (3.025 pt) blieb mit 14,82 Metern etwa 70 Zentimeter hinter ihren besten Wettkämpfen zurück, Katarina Johnson-Thompson (2.886 pt) verbuchte für sie akzeptable 13,31 Meter.
 

Platz sieben und 18 für Schäfer und Grimm

Der Siebenkampf von Tokio ist für alle Athletinnen ein Kraftakt, in dem bisher nur wenige den Flow gefunden haben. Und das macht ihn umso spannender. Unter anderem, weil so auch Carolin Schäfer sich trotz einer schwierigen Saison mit guten Leistungen Schritt für Schritt nach vorne arbeiten kann: Nach 24,33 Sekunden ist sie zur Halbzeit mit 3.801 Punkten auf Rang sieben angekommen. Leider auch aufgrund einer Verletzung: Weltmeisterin Katarina Johnson-Thompson musste das Rennen mit Schmerzen abbrechen und ist raus aus dem Kampf um die Medaillen. Vanessa Grimm (25,03 sec; 3.649 pt) gingen zum Ende eines langen Tages ein wenig die Kräfte aus. Sie übernachtet auf Platz 18.

Halbzeit-Führende ist etwas überraschend die lange verletzte Ex-Europameisterin Anouk Vetter (Niederlande; 3.010 pt), die als eine von wenigen Athletinnen auf Bestleistungskurs jenseits von 6.700 Punkten unterwegs ist. Hinter ihr haben sich die beiden Erstplatzierten im Fünfkampf der zurückliegenden Hallen-EM einsortiert: Noord Vidts (23,70 sec; 3.941 pt) und Nafissatou Thiam (beide Belgien; 24,90 sec; 3.921 pt), die in Top-Form den besten zweiten Tag hat. Sechs bis acht Athletinnen ist weiter ein Ergebnis von 6.500 und mehr Punkten zuzutrauen, darunter auch noch Carolin Schäfer. Die besten Chancen auf die vorderen Plätze haben sich an Tag eins Thiam und Vetter erkämpft.

STIMMEN ZUM WETTBEWERB:

Carolin Schäfer (Eintracht Frankfurt)
Ich bin sehr, sehr erleichtert und dankbar, hier so fit auf der Bahn zu stehen. Und auch vorne mitreden zu können. Das ist nach der schwierigen Vorbereitung alles andere als selbstverständlich für mich. Just in time – alles gut gegangen, dass ich mich hier so messen kann. Es ist ein langer und harter Tag, das hat man am Ende auch gemerkt, dass mir da auch die Tempoläufe fehlen. Es waren sehr schwere acht Wochen für mich, in denen ich mein Kämpferherz mal wieder wecken musste. Mein Nervensystem war lahmgelegt, das heißt, ich konnte aus der Ruhe heraus keine Maximalkraft entwickeln. Bekanntlich lebt die Leichtathletik davon. Ich bin sehr dankbar für mein Team und mein Umfeld, die mich da rausgetragen haben. Nichtsdestotrotz stehe ich jetzt hier im Verhältnis zur Konkurrenz gut da. Es ist alles machbar und deswegen bin ich sehr glücklich. Ich gucke wirklich nur auf mich, mache aus jeder Disziplin das Beste, das ist für mich wichtig. Gerechnet wird vor den 800 Metern. Was rechts und links passiert, das kann ich nicht beeinflussen, ich gucke nur auf mich.

Vanessa Grimm (Königsteiner LV)
Es ist ein total langer Tag, mit der langen Mittagspause. Das kenne ich so noch nicht, das ist mein erster Siebenkampf bei so einer Meisterschaft, wo es morgens um 9:00 Uhr losgeht und wo man abends um 21:00 Uhr die 200 Meter läuft. Und das habe ich knallhart zu spüren bekommen. Grundsätzlich ist es aber total cool, hier bei Olympischen Spielen am Start zu sein. Ich möchte einfach alles genießen und Spaß daran haben, und das klappt auch echt ganz gut. Mit dem Hochsprung bin ich natürlich glücklich, Bestleistung eingestellt. Mit der Kugel bin ich auch zufrieden. Klar, der 15er von Götzis steht, aber bei der Kugel geht es so schnell, dass man da mal einen halben Meter weniger hat. Die Hürde war in der Nachbetrachtung auch in Ordnung, es war meine viertschnellste Zeit, ohne Wind. Die 200 Meter stehen in keinem Verhältnis zu dem, was sich im Training angedeutet hatte. Da bin ich am Ende einfach eingegangen. Morgen freue ich mich besonders auf den Weitsprung hier auf der coolen Anlage, auf die Disziplin freue ich mich eigentlich schon die ganze Saison, und auch im Speerwurf läuft es gut. Die 800 Meter gehören dann auch dazu. Ich möchte das morgen hier einfach noch mal genießen.
 

Olympische Spiele 2021 kompakt