| Olympische Spiele

Diskus-Ass Claudine Vita und ihr weiter Weg zur Olympia-Hoffnung

Die Neubrandenburgerin Claudine Vita geht in Tokio an den Start. Es war ein langer, steiniger Weg. Erstmals möchte sie bei einem großen Wettkampf den Diskus über 64 Meter schleudern.
dpa

Für Claudine Vita ist schon vor dem Wettkampf in Tokio ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen. „Ich bin froh und erleichtert, dass es geklappt hat. Darauf arbeite ich seit meiner Jugend hin“, sagte die 24-Jährige über ihre Premiere bei Olympischen Spielen. Die Diskuswerferin vom SC Neubrandenburg will sich am Samstag für das Finale am Montag qualifizieren.

Vita hatte Ende Mai mit 64,25 Meter die Olympia-Norm erfüllt und diese Leistung mit dem dritten Platz bei den deutschen Meisterschaften (61,43 m) bestätigt. Ihre Bestleistung steht bei 66,64 Meter. Trotzdem musste sie bis Anfang Juli um das Ticket für Tokio bangen. „Das war nervenaufreibend, ich konnte mich nach den Wettkämpfen nie richtig freuen. Der Zeitraum für die Nominierung zog sich in die Länge“, sagte Vita. Neben der Neubrandenburgerin vertreten in Tokio Kristin Pudenz (SC Potsdam) und Marike Steinacker (TSV Bayer 04 Leverkusen) den Deutschen Leichtathletik-Verband im Diskuswurf der Frauen.

Vor dem Bürgerkrieg geflohen

Für Vita war der Weg zu den Olympischen Spielen weit. Ihre Eltern flohen vor 30 Jahren vor dem Bürgerkrieg in Angola nach Deutschland. Claudine wuchs mit vier Geschwistern in einem Asylbewerberheim in Frankfurt (Oder) auf. Ihr Vater, ein Mathematiklehrer, förderte seine Kinder, die später alle das Abitur schafften. „Anfangs war es schwer. Meine Eltern erhielten keine Arbeitserlaubnis“, berichtete das Ausnahmetalent. Auch ein Neuanfang in den Niederlanden scheiterte, die Familie kehrte nach Fürstenwalde in Brandenburg zurück.

Claudine lenkte sich mit Sport ab, begann erst mit Fußball, später mit der Leichtathletik und wechselte mit 15 Jahren ans Sportgymnasium nach Neubrandenburg. Beim SCN wurde sie von Trainer Dieter Kollark und Kugelstoß-Olympiasiegerin Astrid Kumbernuss behutsam aufgebaut. „Als sie herkam, war sie klein und zierlich. Ihre Eltern konnten damals nicht mal ihre Beiträge zahlen“, sagte der 76-Jährige, der früher neben Kumbernuss auch Diskuswerferin Franka Dietzsch zur Weltmeisterin formte.

In Rio noch Ersatzstarterin

Vita biss sich durch, feierte in der Jugend schnell nationale und internationale Erfolge. Mit dem Titel bei der U23-EM 2017, Platz vier bei der EM 2018 in Berlin und Rang neun bei der WM 2019 in Doha (Katar) katapultierte sich das Diskus-Talent in die erweiterte Weltspitze. „Bei den Spielen 2016 in Rio war ich noch Ersatz. Da war mir klar, dass meine Zeit noch kommen wird“, sagte Vita, die in diesem Jahr ihr Studium (Frühkindliche Erziehung) abschließen will. Jetzt also ihr nächster Schritt – Tokio. „Wir haben uns für Claudine, den Verein und die Stadt gefreut. Sie bringt alle Voraussetzungen mit, ist im besten Alter. Sie musste einfach dabei sein“, sagte Kumbernuss.

Für eine Medaille wird es für Vita wohl noch nicht reichen. „Die Konkurrenz ist in der Spitze noch größer geworden“, so Kumbernuss. „Wenn sich Claudine für den Endkampf der besten Zwölf qualifiziert, bin ich sehr zufrieden. Wenn sie unter die Top Acht kommt, hole ich sie persönlich vom Flughafen ab“, sagte die 51-jährige dreifache Weltmeisterin. Was ihr noch fehlt, sind die 64 Meter bei einem internationalen Wettkampf. „Es wäre an der Zeit, diese Weite bei einem großen Event zu knacken“, sagte Vita.

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