| Olympische Spiele 2021

Tokio Tag 1 | Die DLV-Athletinnen und -Athleten in den Vorrunden

In acht Leichtathletik-Wettbewerben finden am Freitag bei den Olympischen Spielen Vorrunden mit deutscher Beteiligung statt. Hier lesen Sie von Disziplin zu Disziplin, wie sich die DLV-Athletinnen und -Athleten im Olympiastadion von Tokio präsentiert haben.
Silke Bernhart

Olympische Spiele 2021 kompakt

FRAUEN

100 Meter | Vorläufe

Burghardt dominiert ihren Vorlauf, auch Pinto weiter

Sie ist einfach in Top-Form. Und das gibt Stärke und Sicherheit: Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen) hat bei ihrer olympischen Premiere ihren Vorlauf dominiert und ist in 11,08 Sekunden, nur sieben Hundertstel über Bestzeit, mit einem Sieg das Halbfinale klargemacht (siehe hier auch das Video zu diesem Vorlauf). Zuvor war auch Tatjana Pinto (LC Paderborn; 11,16 sec) als Vorlauf-Dritte direkt eine Runde weiter gezogen. Jede Menge Zeiten unter elf Sekunden, darunter 10,78 von Marie-Josée Ta-Lou (Elfenbeinküste), 10,82 von Rio-Olympiasiegerin Elaine Thompson-Herah und 10,84 der zweimaligen Olympiasiegerin Shelly-Ann Fraser-Pryce (beide Jamaika) lassen auf schnelle und spannende Halbfinals hoffen.

STIMMEN ZUM WETTBEWERB:

Alexandra Burghardt (LG Wacker Gendorf Burghausen):
Technisch war der Lauf nicht ganz so gut. Ich hatte ein, zwei komische Schritte am Start. Die Pick-up-Phase war dann ganz gut und hinten ist auch noch ein bisschen Luft. Ich würde mich freuen, im Halbfinale PB laufen zu können, ich glaube, das ist drin, wenn der Wind ein bisschen aus der anderen Richtung kommt. Es sind meine ersten richtigen Olympischen Spiele, und einen Vorlauf zu gewinnen ist schon geil! Ich bin einfach super positiv und vertraue auf mein Können, ich glaube, deswegen klappt es jetzt auch so gut. 2016 war ich Staffel-Ersatz, aber dieses Mal wusste ich, dass ich hier mit einer Mission bin, Mission PB. Ich habe von Anfang an gesagt, ich schaue von Rennen zu Rennen und möchte in jedem Rennen meine beste Leistung abrufen, das ist glaube ich im Moment ungefähr die 11,0. Ich hatte eine top Vorbereitung, auch zuletzt in Miyazaki war es wirklich super, ich habe top geschlafen, top gegessen, es war einfach alles ideal. Das Ziel ist im Halbfinale das gleiche: Ich möchte vorne dabei sein und meinen perfekten Lauf haben und dann schauen, wofür es reicht. Wenn es dann am Ende 11,01 oder 11,03 Sekunden sind, dann kann ich auch zufrieden sein, aber ich denke, für das Finale wird man definitiv unter 11 Sekunden bleiben müssen.

Tatjana Pinto (LC Paderborn):
Ich war auf jeden Fall aufgeregt. Man muss erst mal durch die Runden kommen und das ist immer tricky. Ich habe es mir noch ein bisschen besser vorgestellt, vor allem habe ich den Start ziemlich verpennt. Aber ich bin ruhig geblieben, habe mein Rennen gemacht und hintenraus habe ich mich wohlgefühlt. Ich denke, ich kann morgen noch mal etwas Besseres zeigen und ich freue mich auf jeden Fall sehr darauf! Die Bahn ist sehr schnell, wenn man viel reingibt, kriegt man auch viel wieder raus. Schade, dass keine Zuschauer da sind, die Energie fehlt schon. Aber das sind Olympische Spiele, und da will jeder vorne mit dabei sein – ich auch! Jetzt heißt es erstmal runterkommen, mich auslaufen, vielleicht noch mal behandeln lassen, etwas essen, zur Ruhe kommen. Und dann geht es morgen weiter! Da passiert heute nicht mehr viel, das ist alles nur noch mental. Ganz zufrieden bin ich mit dem Vorlauf nicht, wenn der Start besser gewesen wäre, wäre noch mehr drin gewesen. Aber dafür habe ich noch eine Chance, und diese Chance werde ich nutzen!
 

800 Meter | Vorläufe

Zwei fünfte Plätze und ein kleines q

Zwei unterschiedliche Rennverläufe bescherten den Trainingspartnerinnen Katharina Trost und Christina Hering (beide LG Stadtwerke München) in ihrem Olympia-Vorlauf zwar jeweils den fünften Platz – aber leider nur ein deutsches Finalticket. Während Trost den schnellsten aller Vorläufe erwischt hatte, gingen die Führenden im Vorlauf von Christina Hering nach 200 Metern auf die Bremse, sodass sich nur die Top Drei das direkte Weiterkommen sicherten. Katharina Trost sprintete mit starken letzten 150 Metern nach 2:00,99 Minuten ins Ziel, diese Zeit sicherte ihr einen Halbfinal-Platz. Christina Hering konnte sich nicht mehr in die Top Drei vorschieben und war nach 2:02,23 Minuten ausgeschieden.

STIMMEN ZUM WETTBEWERB:

Katharina Trost (LG Stadtwerke München):
Mir war schon klar, dass es in dem Vorlauf echt schwer wird. Als ich gestern die Startlisten gesehen habe, musste ich erstmal schlucken. Ich wusste, dass die Mädels dieses Jahr schnell sind, aber das Niveau ist echt extrem. Ich weiß nicht, ob es vor vier Jahren schon genauso war, aber im Vergleich zur WM war das noch mal ein Level drüber. Ich wollte in meinem Vorlauf so weit vor kommen wie möglich. Darüber, dass es im Ziel der fünfte Platz war, war ich erstmal enttäuscht. Aber dass es jetzt so schön endet, hätte ich da auch noch nicht gedacht. Im nachhinein bin ich super zufrieden, auch wenn ich an der ersten Runde noch arbeiten muss – auch für morgen. Mir tut es wahnsinnig leid für Christina, sie hatte ja eine gute Position und dann sind die so langsam geworden. Aber über die große Q-Position weiterzukommen, war wahnsinnig schwer. Da brauchte man einfach auch ein Quäntchen Glück, und das war heute auf meiner Seite. Ich habe im Vorfeld gesagt: Halbfinale ist das Ziel. Und alles, was dann kommt, ist das i-Tüpfelchen. Dieses Jahr will ich aber mit mehr Mut und mehr Kraft an die Sache gehen als in Doha, da war ich noch vollkommen überwältigt. Ich habe mich um fast zwei Sekunden verbessert und bin auf jeden Fall gut drauf. Morgen werde ich noch mal alles geben, um das zu zeigen. Mal schauen, wohin mich das noch bringt, aber ich freue mich wahnsinnig auf morgen.

Christina Hering (LG Stadtwerke München):
Für mich kam es schon überraschend, dass die Kanadierin da komplett die Bremse reingehauen hat. Das hat für uns alle das Rennen irgendwie ein bisschen kaputt gemacht. Und im Endeffekt ist sie jetzt auch raus. Und dann hat sie sich noch mal richtig rausgedrängt bei 700 Metern, ich weiß nicht, inwieweit sie mich da richtig behindert hat, aber ich war dann gleich zwei, drei Meter hinten, und das konnte ich auf der Zielgeraden nicht aufholen. Das ist super bitter. Ich hatte ja schon einen sehr starken Vorlauf, aber ich hatte gehofft, dass es wenigstens eine schnelle Zeit wird. Zum Glück hat es Kathi noch geschafft, wir haben jetzt gerade noch zusammen gezittert bis zum letzten Lauf. Dann ist es jetzt wenigstens nicht für die ganze Trainingsgruppe super enttäuschend.
 

Dreisprung | Qualifikation

Neele Eckhardt schrammt am Finale vorbei

Das ist bitter: Neele Eckhardt-Noack (LG Göttingen) konnte sich in der Dreisprung-Qualifikation von Runde zu Runde verbessern und packte im dritten Versuch 14,20 Meter aus – verschenkte aber dabei 18 Zentimeter am Brett. Um den Hauch von zwei Zentimetern schrammte sie damit am Olympia-Finale vorbei und wurde in der Qualifikation 13. Die Olympia-Elfte von Rio Kristin Gierisch (TSV Bayer 04 Leverkusen) erlebte einen Tag zum Vergessen. Den ersten Sprung brach sie ab, beim zweiten landete sie bei etwa 13 Metern, bevor sie mit schmerzverzerrtem Gesicht die Grube verließ. Zum dritten Versuch trat sie nicht mehr an. Nur einen Sprung brauchte die große Favoritin: Hallen-Weltrekordlerin Yulimar Rojas (Venezuela) konnte nach 14,77 Metern direkt wieder ihre Tasche packen.

STIMMEN ZUM WETTBEWERB:

Neele Eckhardt-Noack (LG Göttingen):
Charles [Friedek] hat gleich gesagt, dass das wahrscheinlich nicht klappt mit den 14,20 Metern. Die Enttäuschung ist natürlich da, aber ich hätte auch vorher nicht gedacht, dass man mit 14,21 Metern weiterkommt. Ich dachte, man muss sowieso weiter springen. Ich hatte totale Probleme in den Wettkampf zu finden. Der dritte war ein besserer Sprung, aber es hat nicht gereicht. Die Anlage finde ich ziemlich gut, ich glaube, man kann da auch weit springen, sie ist schnell. Ich hatte einfach technische Probleme. Ich bin sehr, sehr gut in Form und hatte mir mehr erhofft, von der Weite her. Was da schiefgelaufen ist, muss ich mir in den nächsten Tagen mal angucken.

Kristin Gierisch (TSV Bayer 04 Leverkusen):
Im ersten Sprung direkt im "Hop" ist es passiert. Beim Aufwärmen hätte man da vielleicht noch was machen können, aber wenn der Wettkampf läuft, dann läuft er. Mit dem Rückenstrecker und der unteren Rippe hatte ich schon die letzten zwei Tage ein paar Probleme. Und ich renne halt nicht nur geradeaus. Ich muss springen, da herrschen ein paar Kräfte. Der Körper hat's heute leider nicht mitgemacht. Obwohl es in der Woche vorher in Miyazaki wirklich gut lief, ich war wirklich zuversichtlich. Beim Aufwärmen war auch alles in Ordnung und das Einspringen war auch gut. Im ersten Versuch muss irgendwas falsch gelaufen sein, sonst passiert mir so etwas eigentlich weniger. Ich wusste nach dem zweiten Versuch, dass es nicht mehr geht, dass es nichts bringt noch mal anzulaufen und mir noch mal richtig einen zu geben, den Rückenstrecker vielleicht komplett zu lädieren. Das muss man so annehmen, ich werde jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken.
 

Kugelstoßen | Qualifikation

Sara Gambetta hält die deutschen Farben hoch

Der erste Stoß gab Selbstvertrauen, landete er doch nur knapp vor der Qualifikationsmarke von 18,80 Metern – halten konnte ihn Sara Gambetta (SV Halle) aber nicht. Dafür legte sie im zweiten Versuch 18,57 Meter nach. Als Zwölfte der Qualifikation zog sie damit in das Olympia-Finanle ein. „Och mann“, schimpfte dagegen Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) nach ihrem dritten Versuch: Mit 18,08 Metern kam sie zwar knapp über die 18-Meter-Marke, für das vierte Olympia-Finale in Folge reichte das aber auf Platz 14 der Qualifikation nicht. Vereinskollegin Katharina Maisch muss das Debüt auf großer Bühne als Lern-Erfahrung abhaken: In diesem Jahr auf 18,51 Meter verbessert, kam sie nicht über 17,89 Meter hinaus.

STIMMEN ZUM WETTBEWERB:

Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge):
Daafür, dass das meine letzten Spiele werden, oder waren, ist es wirklich sehr enttäuschend, wenn man so vom Platz schleichen muss. Einfach am großen Q gescheitert. Im Training vorher noch abgerufen. Aber Trainingsweltmeister gibt es viele. Das war der Kopf. Ich wollte zu viel! Es macht schon Druck, wenn man nach so einem Seuchenjahr hierher fährt und alle erwarten trotzdem, dass es selbstverständlich klappt, weil ich ja die "Alte" bin, die ja nie eine Quali versaut... Ich bin sehr aufgewühlt, sehr enttäuscht. Die EM nächstes Jahr ist grundsätzlich schon ein Ziel. Der Körper macht's ja mit - naja, jetzt im Moment nicht. Aber ich werde jetzt noch mal eine Nacht drüber schlafen. Ob sich das alles gelohnt hat? Wenn man als 14. oder 15. ausscheidet? Ich weiß nicht, ob man das dann sagen kann. Es wurde ja schließlich trotz der Vorgeschichte von allen erwartet, dass man zu den Olympischen Spielen fährt.

Sara Gambetta (SV Halle):
Nach dem ersten Versuch dachte ich erst: Oh, shit, jetzt ist der übergetreten! Ich wusste, dass der weit ist. Vielleicht hätte es schon nach dem Ersten vorbei sein können. Aber ich bin froh, dass ich diese Spannung aufrecht erhalten konnte. Es sind ja 14 oder 15 Leute, bis man wieder dran ist, und ich freue mich, dass ich dann noch 18,57 Meter folgen lassen konnte. Ich freue mich auf Sonntag, ich weiß, dass da mehr geht. Man hat es im ersten Stoß ja gesehen! Unter die Top Acht zu kommen wäre ein mega Ding. Wir sind jetzt alle im Finale ein bisschen entspannter, die Qualifikation ist für viele eine Pflicht, an der auch viele schon gescheitert sind. Ich denke, das wird am Sonntag ein cooler Wettkampf. mal gucken, wer da noch die besten Körner hat.

Katharina Maisch (LV 90 Erzgebirge):
Der Stolz, sich durchgekämpft zu haben und hier an den Start zu gehen, überwiegt! Aber klar ist man auch enttäuscht. Man hätte Bestleistung stoßen müssen. Was auch möglich gewesen wäre. Ich muss einfach noch lernen, vom Einstoßen alles in den Wettkampf zu bekommen. Ich wollte heute cool bleiben, die Mädels haben mich da an die Hand genommen und mich ziemlich unterstützt, darüber bin ich auch sehr dankbar. Mit Sara bin ich hier auch auf einem Zimmer. Jetzt gebe ich mein Bestmögliches, um sie zu unterstützen.

 

MÄNNER

400 Meter Hürden | Vorläufe

DLV-Trio zieht geschlossen ins Halbfinale ein

Zwei große Qs und ein kleines: Die deutschen 400-Meter-Hürden-Läufer haben im Vorlauf der Olympischen Spiele von Tokio auf ganzer Linie überzeugt. Erst macht der Deutsche Meister Constantin Preis (VfL Sindelfingen; 49,73 sec), als Vierter seines Vorlaufs direkt das Halbfinale klar, dann rannte auch Luke Campbell (Eintracht Frankfurt; 49,19 sec) mit neuer Saison-Bestzeit als Vierter direkt in die nächste Runde weiter. Dessen Vereins- und Trainingskollege Joshua Abuaku musste auf Platz fünf kurz zittern, bis auch für ihn feststand: 49,50 Sekunden, ebenfalls Saison-Bestzeit, reichten für den Schritt ins Halbfinale! Mühelos gelang dieser auch den großen Favoriten Karsten Warholm (Norwegen; 48,64 sec) und Rai Benjamin (USA; 48,60 sec).

STIMMEN ZUM WETTBEWERB

Luke Campbell (Eintracht Frankfurt):
Ich wollte heute ein bisschen entspannter laufen, und ich glaube, das habe ich auch geschafft. Sonst bin ich immer zu schnell angelaufen, und mein Trainer sagt mir immer: Du musst ein bisschen ruhiger sein. Ich habe im Lauf gemerkt, dass ich bis zur achten Hürden gut gelaufen bin. Das hat mir dann gereicht, ich wollte einfach gut durchkommen, ohne mich zu sehr zu ermüden. Die Bedingungen heute waren sehr, sehr gut, ich dachte schon, dass es für alle schnell wird. Für mich war es nur wichtig weiterzukommen, mit den 49,19 Sekunden hätte ich nicht unbedingt gerechnet. Aber ich habe gewusst, dass ich so schnell laufen kann. Eine 48er Zeit ist im Halbfinale auf jeden Fall drin. Ich würde gerne ins Finale einziehen, ich glaube man hat heute gesehen, dass das möglich ist. Der Anfang der Saison war sehr schwer, mit einigen Verletzungen, aber jetzt fühle ich mich sehr gut und habe wieder mehr Selbstbewusstsein.

Joshua Abuaku (Eintracht Frankfurt):
Die Olympia-Teilnahme war ein Traum für mich, und mein Ziel war es, noch eine Runde weiterzukommen. Das hat jetzt geklappt, auch wenn ich noch ein bisschen abwarten musste. Ich habe erst gedacht, dass ich vielleicht sogar auf Platz vier bin, aber ich bin auf Bahn acht ganz außen gelaufen, da kann man das nicht ganz so gut sehen. Als ich die Zeit, 49,50 – mein zweitschnellstes Rennen ever – gesehen habe, dachte ich: Okay, das war gar nicht so schlecht. Aber ich wusste nicht, wie schnell die anderen waren. Oben in der Mixed Zone habe ich schon gesagt bekommen, dass es eigentlich reichen müsste. Dass wir uns alle Drei für die nächste Runde qualifiziert haben, macht es natürlich noch mal besser. Wir sind ja auch auf einem Zimmer, das gibt Motivation und dann geht da auch in zwei Tagen noch ein bisschen was. Was das Stadion hier besonders macht, ist die Größe, das kann man nicht vergleichen mit jedem anderen Stadion, in dem man sonst läuft. Noch schöner wäre es, wenn auch Zuschauer dabei wären. Aber selbst ohne Zuschauer ist es eine geile Atmosphäre und es macht einfach Spaß, hier zu laufen.

Constantin Preis (VfL Sindelfingen)
Heute war ich gar nicht fit. Ich habe mich auch schon beim Aufwärmen nicht so wirklich top gefühlt. Deswegen bin ich umso glücklicher, dass ich weitergekommen bin. Ich hatte auch ein bisschen Glück mit dem Rennen, das war nicht das schnellste, daher habe ich schon gedacht, dass ich in die Top Vier kommen kann. Ich habe versucht, die Aufregung zu unterdrücken, aber das hat mich hier komplett überwältigt! Aber jetzt weiß ich, wie das geht, und im Halbfinale werde ich entspannter reingehen, da kommt dann auch definitiv eine bessere Leistung. Der Vorlauf war Arbeit, im Halbfinale gilt es, den Moment zu genießen, Japan zu genießen, die Leistung zu genießen – wenn das alles zusammenkommt, dann wird auch eine gute Zeit dabei rauskommen. Heute war es eine Hammer-Leistung von uns Dreien, ich weiß gar nicht, wann es das zuletzt gab.
 

3.000 Meter Hindernis | Vorläufe

Karl Bebendorf muss abreißen lassen

Auf dem ersten Kilometer konnte er in den Top Fünf mithalten, auf dem zweiten Kilometer wurde er an das Ende einer zehnköpfigen Spitzengruppe durchgereicht. Dann wurde es richtig hart, mental und körperlich. Auf Platz elf überquerte Karl Bebendorf (Dresdner SC 1898) schließlich nach 8:33,27 Minuten die Ziellinie. Der Traum vom Finale – ohnehin ein kühner, weil der Dresdner die schlechteste Bestzeit des gesamten Feldes mitgebracht hatte – war ausgeträumt. An der Spitze brachte Mitfavorit Lamecha Girma (Äthiopien; 8:09,83 min) den Vorlauf kontrolliert als Sieger zu Ende.

STIMME ZUM WETTBEWERB

Karl Bebendorf (Dresdner SC 1898):
Die Strecke hat sich heute mal wieder von ihrer besten Seite gezeigt – wie hart sie sein kann. Ich bin natürlich sehr enttäuscht über das Ergebnis und über meine Leistung. Ich bin immer davon ausgegangen, dass es schnell werden wird, und habe das als Chance gesehen, in einem top besetzten Rennen so ein schnelles Tempo mitzugehen. Ich habe mich von Anfang an gut positioniert, das war auch der Plan. Aber als irgendwelche Leute vorbeikamen, bin ich immer weiter nach hinten gerückt. Das, was ich eigentlich nicht haben wollte. Und dann kam der Punkt, an dem es hart wurde und an dem ich kopfmäßig nicht mehr folgen konnte. Dann wurde ich immer weiter durchgereicht, die Kräfte wurden immer schwächer. Und wenn einen der Kopf verlässt, dann verzeihen einem das die 3.000 Meter Hindernis nicht. Es war nur noch ein Kampf, das Rennen zu Ende zu bringen. Es sind alles fremde Bedingungen, trotz der Anpassung. Bei der Distanz muss alles stimmen, und das hat es heute nicht. Dennoch waren es mega Eindrücke, die ich hier gesammelt habe und mitnehme. Das ist der Traum jedes Sportlers – aber der komplette Traum blieb leider aus. Aber ich nehme ganz, ganz viel Motivation und Erfahrung mit. Und spätestens bei den nächsten Olympischen Spielen will ich eine bessere Ausgangslage haben. Ich bin jetzt gedanklich schon sehr über mich hinausgewachsen, um so selbstbewusst wie möglich hier reinzugehen. Das lief auch ganz gut, aber dann hat mich doch wieder ein bisschen die Realität eingeholt.
 

Hochsprung | Qualifikation

Hochsprung-Finale ohne Mateusz Przybylko

Im zweiten Versuch über 2,21 Meter ließ Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen) kurz seine Klasse aufblitzen. Der saubere Sprung über diese Höhe aber sollte sein bester bleiben. Damit schied der Europameister von 2018 in der Qualifikation aus. Für den Finaleinzug war zwar schließlich nicht die zuvor festgelegte Höhe von 2,30 Metern notwendig, aber doch ein Sprung über 2,28 Meter, der allen Favoriten wie Weltmeister Mutaz Essa Barshim (Katar) problemlos gelang.

STIMME ZUM WETTBEWERB:

Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen):
Ich habe im Wettkampf gemerkt, dass ich was drauf habe. Aber es hat im Anlauf mega gefehlt, sodass ich durchlaufen musste. Einen Sprung musste ich abbrechen. Und im letzten Sprung ging dann gar nichts mehr. Aber: Der Fuß hält, ich bin gesund, und jetzt muss ich daran arbeiten und in den nächsten drei Jahren ackern, dass ich es das nachste Mal schaffe, in ein olympisches Finale zu springen. Ich bin richtig motiviert. Ich merke, dass ich wieder der alte Matze werde – so wie 2018. Bei 2,21 Meter habe ich gemerkt, dass der eine Sprung richtig gut war. Den habe ich gut getroffen, nur der Abstand hat nicht so gepasst. Da habe ich gedacht: Okay, jetzt geht's ab, jetzt ist der alte Matze wieder da! Aber da fehlte dann die Routine, daran muss man im Training mehr arbeiten. Es waren meine zweiten Olympischen Spiele, aber ich war richtig nervös. Weil ich so Bock hatte zu springen! Aber es hat auch ein bisschen das Publikum gefehlt. Es war so still. Und bei mir ist es so: Wenn Publikum da ist, kann ich noch mal drei bis fünf Zentimeter mehr rauskitzeln.
 

Diskuswurf | Qualifikation

Zitterpartie mit Happy End für zwei DLV-Diskuswerfer

Ziemlich genkickt und auch etwas ratlos erschienen Daniel Jasinski (TV Wattenscheid 01) und Clemens Prüfer (SC Potsdam) am Morgen nach der Diskus-Quali A in der Mixed Zone. Mit 63,29 und 63,18 Metern hatten sie gerade auf den Rängen sieben und acht ihr Tageswerk beendet. Zwar gelang nur Weltmeister Daniel Stahl (Schweden; 66,12 m) ein Wurf über die direkte Qualifikationsweite, aber mit den Platzierungen hieß es für beide DLV-Athleten zittern, bis die Resultate von Gruppe B feststanden – dann konnten schließlich doch beide aufatmen: Mit Rang neun und elf der Qualifikation stehen sie im Olympia-Finale. Leider nur zusehen wird dort David Wrobel (SC Magdeburg), der auf 60,38 Meter in Runde eins zwei ungültige Versuche folgen ließ.

STIMMEN ZUM WETTBEWERB:

Daniel Jasinski (TV Wattenscheid 01):
Das war einfach ein bisschen zu vorsichtig, zu verhalten, die Aggressivität hat gefehlt. Und das reicht dann eben nicht, um eine gute Leistung abzurufen. Das war ein bisschen zu wenig. Das sind ein, zwei, drei Prozent, und wenn die fehlen, dann ist es hier in der Weltspitze schwierig. Ein Fünkchen Hoffnung ist noch da. Wir werden mal sehen, wie sich die zweite Gruppe jetzt anstellt. Ob das jetzt reicht oder nicht, kann man nicht sagen.

Clemens Prüfer (SC Potsdam):
Ich bin jemand, der mit dem aktuellen Leistungsstand von Anfang an alles geben muss, um irgendwie mitspielen zu können. Und dann war es genau das gleiche wie bei Daniel. Ich habe versucht im Kopf, aggressiv in den Ring reinzugehen. Im Endeffekt habe ich mich doch irgendwie zurückgehalten. Nicht bewusst. Ich habe versucht, alles zu geben. Aber ich bin zu vorsichtig reingegangen, habe mich zwar bis zum dritten Wurf ein bisschen gesteigert, aber es war locker ein Meter mehr drin. Das Zwischenspiel zwischen der nötigen Aggression und dem ordentlichen technischen Ablauf muss stimmen. Achter Platz, das wird jetzt wahrscheinlich nichts werden. Wir gucken uns das jetzt an und dann werden wir sehen.


MIXED

4x400 Meter | Vorläufe

Drama um DLV-Quartett: Am Ende steht das Finale!

Höhen und Tiefen erlebte die DLV-Mixed-Staffel: Am Ende mit positivem Ausgang. Marvin Schlegel, Corinna Schwab (LAC Erdgas Chemnitz), Ruth Sophia Spelmeyer (VfL Oldenburg) und Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund) standen bei der olympischen Premiere der 4x400-Meter-Mixed-Staffel zunächst im Finale, waren zwischenzeitlich draußen und konnten sich schließlich doch noch über den Finaleinzug freuen. Das Quartett, das schon im Juli gemeinsam in Regensburg die Qualifikation perfekt gemacht hatte, pulverisierte in 3:12,94 Minuten gar den deutschen Rekord von den World Relays 2019 in Yokohama (Japan), der bei 3:16,85 Minuten gelegen hatte. Doch die Hiobsbotschaft kam gegen 2 Uhr früh japanischer Zeit. Die Jury hatte die Disqualifikationen der Dominikanischen Republik und der USA zurückgenommen .Statt Platz drei und einem großen Q landete das DLV-Quartett  letztlich auf Platz neun.

Am Samstag wendete sich das Blatt dann wieder für das deutsche Team. Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) hatte infolge der Ereignisse gegen die unrechtmäßig erlangten Vorteile der beiden zunächst disqualifizierten Staffeln protestiert, die bei den angemahnten Wechseln entstanden waren, und an den olympischen Gedanken sowie das Fair Play appelliert. Der Vorschlag: Die neunte Bahn im Finale zu besetzen. Diesem Vorschlag wurde stattgegeben, sodass die deutsche Staffel im Finale steht! Die polnische Staffel rannte mit neuem Europarekord (3:10,44 min) auf Platz eins.

STIMMEN ZUM WETTBEWERB

Marvin Schlegel (LAC Erdgas Chemnitz):
Die anderen sind sehr schnell angegangen, aber ich musste einfach jede Sekunde da reinhauen für das Team. Wie wir gesehen haben, zählt da jede Hundertstel, jede Tausendstel.

Corinna Schwab (LAC Erdgas Chemnitz):
Wir haben die Stabübergabe schon sehr viel geübt, ich glaube es ist schon ein Vorteil, dass wir zusammen trainieren, wir kennen uns in- und auswendig. Es macht mega Spaß, das hier mit Marvin teilen zu können. Natürlich haben wir geübt - aber nicht nur wir, sondern das ganze Team. 

Ruth Sophia Spelmeyer-Preuß (VfL Oldenburg):
Kein Gas außer Vollgas – da gab es kein anderes Motto. Wir wussten, dass es möglich ist, aber dass wir wirklich alles geben müssen.  Und dann war es ja  offensichtlich sehr knapp. 

Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund):
Ich habe Ruth, Corinna und Marvin in den letzten Wochen so viel gesehen, ich wusste einfach, sie sind alle top drauf und ich kann mich auf sie verlassen. Ich hatte einfach so Bock auf das Rennen! Ich glaube, es gibt ein paar Leute, die gerade dem 400 Meter Männer-Bereich nicht mehr so viel zutrauen. Aber gerade das hier hat gezeigt, dass wir da sind, dass wir was draufhaben. Unser erstes großes Ziel war die Teilnahme, dann haben wir in Regensburg eine echt gute Leistung gebracht und hier auf das Finale gehofft. . 
 

Olympische Spiele 2021 kompakt

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