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Julian Reus: Wenn sich in Japan ein Kreis schließt

Für Julian Reus ist der Inselstaat Japan ein besonderer sportlicher Ort. Dort gelang ihm vor 14 Jahren ein glänzendes internationales Aktiven-Debüt. Bei dem Weltmeisterschaften in Osaka rannte er als 19-Jähriger mit der DLV-Sprintstaffel ins Finale. Das Quartett in der Besetzung Ronny Oswald, Tobias Unger, Alexander Kosenkow und Julian Reus wurde Sechster. Nun schließt sich sein sportlicher Kreis. In Japan, in Tokio – bei den Olympischen Spielen.
Sandra Arm

Olympische Spiele 2021 kompakt

Sie sind schnell und haben großes Potenzial: Die DLV-Sprinter wollen bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio mit der Staffel den Endlauf erreichen und den deutschen Rekord (38,02 sec) angreifen. Angeführt wird das Quartett von Julian Reus (LC Top Team Thüringen). Für den 33-Jährigen sind es nach London und Rio die dritten Spiele. Bisher war bei seinen vorherigen Olympia-Starts mit den Staffeln jeweils im Vorlauf Endstation. Das soll sich in Tokio ändern.

Seinen Staffel-Startplatz hat sich Erfurts Top-Sprinter hart erkämpft. In einer doch recht unrhythmischen Saison begonnen mit der Staffel-WM im polnischen Chorzów, als er das Quartett als Startläufer zum Olympia-Ticket führte, über die frühen Deutschen Meisterschaften in Braunschweig bis hin zum Nominierungsschluss am 29. Juni. „Wir haben uns mehr darauf konzentriert, die Form zum Ende des Nominierungszeitraums  auszuprägen. Weshalb wir der DM keinen allzu großen Stellenwert beigemessen haben. Für uns stand Regensburg als Tag X. Das hat mit 10,29 Sekunden gut funktioniert“, berichtet Julian Reus.

Eine Staffel – eine Einheit

In Regensburg legte Julian Reus anschließend auch mit der DLV-Staffel (38,32 sec) einen ordentlichen Auftritt hin. „Wenn wir auf diese Leistung noch einen draufpacken, dann kann es richtig gut aussehen. Die Jungs sprühen vor Energie. Wenn alle ihr Leistungsvermögen abrufen, dann sind das Finale und der deutsche Rekord im machbaren Bereich. Wir werden auf jeden Fall unser Bestes geben“, macht Julian Reus deutlich.

Zu Sechst kamen die Nominierten Anfang Juli in Kienbaum zusammen, um sich zu finden und als Einheit zu wachsen. Das sind einerseits die jungen Wilden wie Lucas Ansah-Peprah, Owen Ansah (beide Hamburger SV), Marvin Schulte (SC DHfK Leipzig) und Deniz Almas (VfL Wolfsburg), anderseits die geballte Erfahrung eines Julian Reus. Beide Seiten können voneinander profitieren und lernen. „Ich kann mir von jedem etwas mitnehmen. Gerade was die Stimmung untereinander angeht. In dieser Zeit entwickelt sich eine gewisse Eigendynamik innerhalb der Gruppe. Die ist wichtig, es passt sehr gut untereinander“, sagt der zweifache Deutsche Rekordhalter lächelnd.

„Ich gebe gern meine Erfahrung weiter“

Endgültige Gewissheit über einen Olympia-Startplatz brachte die Nominierung durch den DOSB. Zwei Mal hat Julian Reus schon Japan-Flair schnuppern dürfen. Als 19-Jähriger startete er bei den Weltmeisterschaften in Osaka (2007), 2019 mit dem Sprint-Quartett bei der Staffel-WM in Yokohama. Nun also Tokio als Olympia-Starter. „Bei den dritten Spielen ist man schon routinierter und weiß, was auf einen zukommt. Die anderen Jungs sind das erste Mal bei Olympischen Spiele dabei. Ich gebe gern meine Erfahrungen weiter.“

Ein eher eigenartiges Gefühl überkam ihn noch vor seiner Nominierung, als er schon zur Einkleidung für das Team Deutschland Tokio nach Berlin fuhr. „Ohne nominiert zu sein die Kleidung anzuprobieren, das war schon etwas merkwürdig.“ Hinzu kam, dass er die Sachen nur anprobieren durfte – die komplette Kollektion wurde den Athleten erst später an die Heimatorte geschickt. Getragen hat er Teile schon, wie zuletzt bei der Verabschiedung der Olympiastarter durch den Thüringer Leichtathletik-Verband.

Die Aufregung kommt langsam

Viel von den Olympischen Spielen, dessen ist sich Julian Reus bewusst, wird er durch die verschärfte Corona-Lage nicht mitbekommen. „Der Radius wird sich beschränken auf das Olympische Dorf und das Stadion. Aber das ist man irgendwie auch schon durch die vorherigen Wettkämpfe gewohnt.“ Noch gibt sich Julian Reus sehr entspannt. Der Fokus lag zuletzt darauf, das einwöchige Trainingslager mit der Staffel gut und verletzungsfrei zu überstehen. Aufgeregt sei er noch nicht, das käme langsam. „Wenn man dann im Flieger sitzt, gibt es den ersten ordentlichen Schub und später dann im Olympischen Dorf den nächsten“, sagt er, denn das weiß er aus Erfahrung.

Am 19. Juli hob der Flieger mit den Sprintern ab. Mit Zwischenstopp in Miyazaki, wo sich das Team zurzeit den letzten Feinschliff holt, ehe dann wenige Tage vor dem Vorlauf der Einzug ins Olympische Dorf erfolgt. In diesem Augenblick wird es sicherlich schon gehörig kribbeln. Noch mehr dann im Stadion, wo sich Julian Reus mit seinen Staffel-Kollegen die Olympia-Ziele erfüllen möchte. Nämlich wie 2007 ins Finale zu rennen. Es wäre weit mehr als nur ein Kreis, der sich an diesem Tag schließen würde.

Olympische Spiele 2021 kompakt

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