| U23-DM Koblenz

Frauen, Tag 1: Sophia Junk steigert Bestzeit auf 11,30 Sekunden, Olivia Gürth stürmt an Europas Spitze

Zahlreiche Normen für die anstehenden U23- und U20-Europameisterschaften prägten den ersten Tag der Frauen bei den 78. Deutschen U23-Meisterschaften in Koblenz. Sechs neue Titelträgerinnen wurden im Stadion Oberwerth gekürt.
Michael Wiener

Ein würdiger Abschluss des ersten Tages war das 100-Meter-Finale. Sophia Junk (LG Rhein-Wied) hatte schon im Vorlauf der U23-DM in Koblenz den stärksten Eindruck gemacht und bestätigte das im Finale mit 11,30 Sekunden. „Bestzeit und Gold! Besser geht’s nicht“, sagte die 22-Jährige, die dem leichten Gegenwind trotzte. Kurzfristig hatte sich die 200-Meter-Spezialistin für einen Start auf der kurzen Distanz entschieden. „Ein guter Test für Tallinn, wo auch viele Rennen in wenigen Tagen anstehen.“ Zweite wurde Lilly Kaden (LG Olympia Dortmund; 11,43 sec) vor Talea Prepens (TV Cloppenburg; 11,45 sec), die vierte Normerfüllerin Keshia Beverly Kwadwo produzierte im Finale einen Fehlstart.

Über 3.000 Meter Hindernis düpierte U20-Läuferin Olivia Gürth (Diezer TSK Oranien) die ältere Konkurrenz und nutzte das hohe Tempo einer Vierergruppe zu Beginn, um mit einem fulminanten Schlussspurt noch eine persönliche Bestleistung zu laufen. Dabei überholte sie auf der letzten Gegengeraden Paula Schneiders (LAZ Mönchengladbach), die sich zwischenzeitlich ein paar Meter abgesetzt hatte. Olivia Gürth setzte sich in 10:03,19 Minuten sogar an die Spitze der europäischen U20-Bestenliste. „Ich wollte mich am Anfang zurückhalten, ruhig bleiben und auf die letzte Runde warten. Das hat gut geklappt. Somit war es ein sehr guter Test für die U20-EM in Tallinn [Anm. d. Red.: 15. Bis 18. Juli]“, bilanzierte die 19-Jährige, die sogar unter der U23-EM-Norm blieb. Diese bestätigte Paula Schneiders (10:08,30 min).

Antonia Kinzel macht’s im ersten Versuch

Beim Diskuswurf war beim Blick auf die Meldeliste ein spannendes Titelrennen zu erwarten, bei sechs Athletinnen innerhalb von nicht mal zwei Metern an der Spitze. Aber Antonia Kinzel vom SSV Ulm 1846 hatte anderes im Sinn und schleuderte den Diskus im ersten Versuch auf 57,88 Meter. Damit hatte sie ihre Bestleistung um fast drei Meter verbessert und die Konkurrenz nachhaltig geschockt, denn über fünf Meter Vorsprung sollten es am Ende sein. „Ich hatte gut trainiert und in einer Einheit schon 56 Metern geworfen. Aber im Wettkampf konnte ich es noch nicht wie gewünscht umsetzen. Jetzt fällt mir natürlich ein Stein vom Herzen“, bilanzierte Antonia Kinzel. Vier weitere Werferinnen hatten die Norm für die U23-EM in Tallinn (8. bis 11. Juli) bereits erfüllt, sie sollte allerdings an diesem Tag nicht mehr fallen. Zweite wurde Jule Gipmann (SV Viktoria Goch; 52,55 m) vor Michelle Santer (SV Preußen Berlin; 52,46 m), die sich knapp die Medaille vor Charleen Zoschke (Eintracht Frankfurt; 52,28 m) sicherte.

Lea Halmans Erfolgsrezept: Weniger Studium, mehr Training

Als Lea Halmans vom SV Go! Saar 05 beim dritten Versuch über 1,84 Meter am Anlauf stand, hätte es der letzte Sprung des Hochsprung-Wettbewerbs sein können – mit der Leverkusenerin Bianca Stichling als Siegerin. Die 22-Jährige schaffte jedoch zum vierten Mal in dieser Saison diese Höhe, krönte sich zur Deutschen Meisterin und legte noch 1,86 Meter nach. Und dies im dritten Versuch, zum dritten Mal an diesem Tage. Dies bedeutet neue Bestleistung für Lea Halmans, die damit in Tallinn sicher dabei ist.

„Das war das Hauptziel. Aber natürlich freue ich mich über meinen ersten Meistertitel im Einzel“, sagte sie später. Damit hat sie den „deutschen“ Medaillensatz in diesem Jahr komplettiert, nach Platz drei in der Halle und Rang zwei in Braunschweig jeweils bei den Aktiven. „Ich habe das Studium Corona-bedingt zurückgefahren, was mir für das Training geholfen hat. Ich habe Bestwerte im Kraftbereich erzielt und mich auch mental entwickelt“, erklärt Lea Halmans ihre Leistungssteigerung.

Caroline Joyeux „hatte noch nie so viel Druck“

Schnellste Sprinterin über 100 Meter Hürden war Franziska Schuster (TSV Bayer 04 Leverkusen; 13,49 sec). „Ich bin erleichtert, dass ich die Norm für die U20-EM in der Tasche habe“, freut sie sich nun auf den Showdown um die EM-Tickets nächste Woche in Mannheim. „Nach der DM ist es richtig gut gelaufen, ich habe einen Schub bekommen und wurde frei im Kopf. Das war für heute ausschlaggebend.“ In Führung liegend strauchelte Melanie Welsing (LAZ Rhede) kurz vor Schluss und wurde Vierte.

Verrückter letzter Durchgang im Dreisprung. Imke Daalmann (TSV Bayer 04 Leverkusen) katapultierte sich zunächst von Rang vier mit 13,32 Metern nach ganz vorn, ehe die bis zum weiten Daalmann-Satz führende Caroline Joyeux (LG Nord Berlin) zum finalen Sprung des Wettbewerbs ansetzte: 13,57 Meter! „So viel Druck hatte ich noch nie. Aber ich habe vor dem Sprung zu meinem Trainer geschaut. Er meinte: Bleib ruhig, mach das, was du immer machst. Und es hat geklappt. Diese Weite hatte sich im Training angekündigt“, sagte die DM-Fünfte von Braunschweig. Kira Wittmann (LG Göttingen; 13,26 m) wurde Dritte, sie hatte die Norm ebenso vorher abgehakt wie Mara Häusler (1. LAV Rostock; Sechste mit 12,72 m).

Starke Zeiten in den Vorläufen

Die Norm für die U23-EM erfüllte im Vorlauf über 400 Meter mit einem starken Schlussspurt Mona Mayer von der LG Telis Finanz Regensburg in 52,79 Sekunden. Diese hat Majtie Kolberg von der LG Kreis Ahrweiler schon in der Tasche, über 800 Meter qualifizierte sie sich locker als Zeitschnellste für den Endlauf am morgigen Sonntag.

Über 400 Meter Hürden kratzten Elena Kelety (LT DSHS Köln; 58,14 sec) und Melanie Böhm (LG Neckar-Enz; 58,17 sec) im zweiten Vorlauf an der Norm für Tallinn (58,10 sec), pulverisierten dabei ihre Bestleistungen und dürften den Titel am morgigen Sonntag unter sich ausmachen, zumal Lisa Sophie Hartmann vom VfL Sindelfingen an der letzten Hürde stürzte und sich nicht qualifizierte.

U23-DM 2021 Koblenz live

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024