Der Leipziger Robert Farken ist am Sonntag bei den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig in 3:34,64 Minuten zum Titel über 1.500 Meter gestürmt: Meisterschaftsrekord, Olympianorm und Rang 14 der ewigen deutschen Bestenliste. Im Interview der Woche spricht der 23-Jährige nicht nur über seinen Triumph, sondern auch über das besondere Verhältnis zu seinem Trainer. Er verrät, ob er künftig zu den 800 Metern zurückkehrt oder weiterhin auf die 1.500 Meter-Distanz setzt, und berichtet davon, wie ihm eine abgebrochene Hallensaison und ein ganz besonderes Trainingslager den Weg zur Olympianorm geebnet haben.
Robert Farken, wozu sollen wir Ihnen zuerst gratulieren: zum deutschen Meistertitel, zum Meisterschaftsrekord oder zur Olympianorm?
Robert Farken:
Eigentlich zum allgemeinen Werdegang über das ganze Jahr. Es ist für mich einfach grandios, wie die Saison läuft, dass es Rennen für Rennen auf einem hohen Niveau immer noch ein Stückchen besser wird. Und das bedeutet mir eigentlich am allermeisten, dass ich das konstant abliefern kann.
Das Rennen in Braunschweig war kein typisches taktisches Meisterschaftsrennen. Sind Sie in dieses Finale gegangen mit dem Ziel, Olympianorm zu laufen?
Robert Farken:
Das kann man ja vorher immer nicht so genau sagen, eben weil Meisterschaftsrennen oft taktisch gelaufen werden. Dass Lukas [Abele] sich heute nach vorne geklemmt und für ein schnelles Rennen gesorgt hat, das hat mir super in die Karten gespielt. Ich habe natürlich gehofft, dass es heute schnell wird. Das sage ich ganz ehrlich. Ich wusste: Wenn es ein Meisterschaftsrennen wird, kann ich hinten raus auch schnell rennen, das habe ich bei der Team-EM bewiesen. Aber ich wollte jetzt endlich mal einen richtig schnellen 1.500er rennen. Der hat sich heute glücklicherweise ergeben. Riesen-Ding! Da freue ich mich sehr.
Was ist Ihnen während des Rennens durch den Kopf gegangen – ab wann war für Sie die Norm in Reichweite?
Robert Farken:
Das erste Mal auf die Zwischenzeit geguckt habe ich nach 1.000 Metern, als ich an Lukas vorbeigegangen bin. Da habe ich mich sehr gut gefühlt. Ich habe auf die Zeit geguckt und dachte mir: „Okay, 69 Sekunden habe ich noch Zeit für 500 Meter, das ist schon knackig.“ Aber ich wusste, ich bin bei der Team-EM 64 Sekunden hinten raus gelaufen, und eine 50er-Schlussrunde. Dann dachte ich, das wird heute bei dem schnellen Angang des Rennens nicht drin sein, aber schnell kann ich hinten raus allemal laufen. Deswegen kam mir der negative Split am Ende sogar entgegen.
Haben Sie sich aufgrund Ihrer 800-Meter-Erfahrung im Vorteil gegenüber den anderen Läufern gesehen?
Robert Farken:
Es war natürlich vorher klar, dass Top-Läufer im Rennen sind. Mit Amos [Bartelsmeyer], mit Marius [Probst], aber auch mit Marc [Tortell]. Ich wusste aber trotzdem, dass ich so aufgestellt bin, dass ich in jedem Rennverlauf mehr als konkurrenzfähig bin. So bin ich reingegangen. Ich hatte eine breite Brust, bin direkt auf Position zwei gegangen und habe das dann von der Spitze weg selbstbewusst verteidigt.
Die 800 Meter sind die Strecke, über die Sie in den vergangenen Jahren hauptsächlich aktiv und auch erfolgreich waren: dreimaliger Deutscher Hallenmeister und Hallen-EM-Teilnehmer 2017 sowie 2019. Wie kam es zum Umstieg auf die 1.500 Meter?
Robert Farken:
Ich würde es gar nicht Umstieg nennen. Ich würde sagen: Beides ist Mittelstrecke, 800 und 1.500 Meter. Der Läufertyp, der ich sein möchte und der ich bin, muss beide Zubringer gut leisten. Das heißt, ich werde auch in der Zukunft versuchen, weiterhin starke 800-Meter-Rennen zu laufen, genau wie ebenso gute 1.500 Meter.
Sie haben die Hallensaison vorzeitig beendet und waren stattdessen im Trainingslager in Südafrika. Dorthin hat Sie ihr Vater begleitet. Wie hat Sie dieses Trainingslager nach vorne gebracht?
Robert Farken:
Das war, rückblickend betrachtet, eines der besten, wenn nicht sogar das beste Trainingslager meiner Laufbahn. Einfach auch von der Stimmung her. Es war sehr entspannt mit Marc Tortell, der ja heute auch mitgelaufen ist. Und eben mit dem Stück Heimat – meinem Papa, der mitgekommen ist, wofür ich unendlich dankbar bin. Das hat mir echt die Arbeit erleichtert und vor allem auch diesen Dämpfer, dass ich keine Hallensaison machen konnte. Durch das Trainingslager habe ich das sehr gut verarbeitet und konnte meine ganze Motivation ins Training stecken.
Wie hat Sie Ihr Vater in Südafrika unterstützt?
Robert Farken:
Er hat mir seelisch sehr viel Beistand geleistet. Ein Trainingslager, speziell ein Höhentrainingslager, ist immer sehr intensiv. Viel harte Arbeit. Daher ist es immer schön, jemanden, der einen sein ganzes Leben lang begleitet, auch dort bei der harten Arbeit an seiner Seite zu wissen.
Auch Ihr sportliches Umfeld stimmt: Mit Thomas Dreißigacker als Trainer und Marc Reuther als Trainingspartner können Sie auf ein starkes Team zurückgreifen. Was ist das Geheimnis Ihrer erfolgreichen Zusammenarbeit?
Robert Farken:
Marc und ich kennen uns sehr, sehr lange. Thomas und ich uns noch viel länger. Daher ist es auch eine noch tiefere Verbindung als nur diese Arbeitsverbindung, die man hat. Man zieht gemeinsam an einem Strang, will gemeinsam was Großes aufbauen. Ich denke, das ist die Kernmotivation.
Nach eigener Aussage haben Sie früher oft eine starke Hallensaison gezeigt und diese Leistung nicht in den Sommer mitnehmen können – weshalb Sie in diesem Jahr bewusst den anderen Weg eingeschlagen haben und sich vollkommen auf den Sommer konzentrieren. Das hat sich ja perfekt ausgezahlt.
Robert Farken:
Auf jeden Fall. Ich wurde ein bisschen da reingezwängt durch meine Corona-Infektion Anfang Januar. Ich hätte mir eine Hallensaison zwar irgendwie aus dem Kreuz drehen können, aber es war im Nachhinein wirklich die absolut richtige Entscheidung auf den Sommer zu setzen. Ich bin sehr froh darüber. Nichtsdestotrotz soll es in der Zukunft nicht zur Gewohnheit werden, keine Hallensaison zu machen. Ich möchte auch in der Halle stark performen und dann eben auch mal aus der Halle Schwung mitnehmen und im Sommer wieder starke Leistungen abrufen.
Wie sieht nun Ihre „Road to Tokyo“ aus?
Robert Farken:
Ich werde am Montag das zweite Mal geimpft. Dann mache ich ein, zwei Tage wahrscheinlich etwas ruhiger. Je nachdem, wie sich die Impfung bei mir bemerkbar macht. Dann geht es am Mittwoch ins Trainingslager nach St. Moritz, um noch mal das Niveau zu stabilisieren und auszubauen. Dann folgt die zweite Saisonhälfte und ich hoffe, dass international noch mal ein paar richtig geile Starts kommen.
Im Video:
DM-Titel, Olympia-Norm und Meisterschaftsrekord für Robert Farken