| "Road to Tokyo"

Lisa Mayer stürmt in Mannheim zur Olympia-Norm

Vier Jahre war ihre Bestzeit schon alt. Davor und danach: ein Auf und Ab mit vielen Verletzungen und Rückschlägen. Am Samstag aber hat Lisa Mayer wieder gezeigt, was in ihr steckt: In 11,12 Sekunden stürmte sie beim Sportfest "Road to Tokyo" in Mannheim zur Olympia-Norm. Auch viele weitere DLV-Sprinter präsentierten sich in Bestform.
Silke Bernhart

Der Vorlauf war in 11,30 Sekunden noch ein erster Aufgalopp. Wie gut die Form wirklich ist, zeigte Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar) am Samstag im zweiten Rennen über 100 Meter: In 11,12 Sekunden rannte sie der ebenfalls starken Konkurrenz um Teamkollegin Rebekka Haase (11,21 sec), Lisa Nippgen (MTG Mannheim; 11,25 sec), Jennifer Montag (TSV Bayer 04 Leverkusen; 11,28 sec) oder den zeitgleichen Lisa-Marie Kwayie (Neuköllner SF) und Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker-Burghausen; beide 11,29 sec) doch recht deutlich davon.

Es war wahrlich ein Befreiungsschlag für die 25-Jährige, die zuletzt 2017 beim ISTAF mit 11,14 Sekunden in ähnlichen Regionen gesprintet war. Seitdem sind Jahre mit Aufs und Abs vergangen, mit einem Wechsel des Trainers von ihrem langjährigen Mentor Rüdiger Harksen zu David Corell und mit vielen Rennen, in denen sie ihr Potenzial aufgrund vieler Verletzungen und Beschwerden nie ganz ausschöpfen konnte. Jetzt hat Lisa Mayer überraschend als erste DLV-Sprinterin des Jahres gleich im ersten Wettbewerb der Saison die Olympia-Norm für Tokio (Japan) abgehakt.

"Absolut verrückt"

"Ich bin total durch", gestand Lisa Mayer einige Stunden nach dem Rennen. "Es war so emotional, absolut verrückt. Ich bin im Ziel halb zusammengebrochen und es sind direkt die Freudentränen geflossen. Das war so eine unfassbare Erleichterung." Dass diese Zeit irgendwo tief in ihr schlummere, habe sie immer gewusst. Dass sie sie gleich zum Saisonauftakt herausholen kann, hätte sie jedoch nicht gedacht.

Auf die faule Haut legen werde sie sich aber sicher nicht, erklärte sie lachend. "Für den Moment bin ich super happy, aber ich will nicht zu sehr nach den Sternen greifen." Drei, vier weiteren Athletinnen traue sie die Olympia-Norm auf jeden Fall zu. Und auch für sie selbst hätten sich die Saisonziele nicht verschoben. "Ich will nach wie vor den Einzelstart über 100 Meter und als Teil der Staffel bei den Olympischen Spielen dabei sein", erklärt sie.

Hamburger Doppelschlag über 200 Meter

Zwei der bemerkenswertesten Zeiten in den Sprint-Wettbewerben der Männer gingen auf das Konto von zwei Athleten des Hamburger SV: Owen Ansah (20,66 sec) und Lucas Ansah-Peprah (20,77 sec), beide Jahrgang 2000 und beide zuletzt Teil der siegreichen 4x200 Meter-Staffel bei den World Athletics Relays, präsentierten sich in Bestform und unterboten die Norm für die U23-EM in Bergen (Norwegen) deutlich.

Lucas Ansah-Peprah war darüber hinaus auch über 100 Meter der schnellste Sprinter und darf nach 10,25 Sekunden mit einem Doppelstart in Bergen liebäugeln. Mit Marvin Schulte (SC DHfK Leipzig; 10,27 sec) und Yannick Wolf (LG Stadtwerke München; 10,36 sec) gehören auch die Athleten mit der zweit- und drittbesten Zeit des Tages noch der U23-Altersklasse an, auch sie konnten den Richtwert für die U23-EM unterbieten.

Die beste 200 Meter-Zeit der Frauen ging auf das Konto von Rebekka Haase, die sich in 22,97 Sekunden unter anderem gegen eine sehr gut aufgelegte Alexandra Burghardt (23,00 sec) durchsetzen konnte.

Gregor Traber und Martin Vogel überzeugen

Auch in den Hürden-Wettbewerben gab es gute Leistungen. Die besten davon zeigte Gregor Traber (LAV Stadtwerke Tübingen), der den Schwung des Siegs bei der Staffel-WM mitbrachte und sich in 13,52 (+3,2 m/sec) und 13,57 Sekunden schon auf einem ähnlichen Niveau präsentierte wie vor rund 20 Monaten bei seinen letzten Einzelstarts im Freien. Dahinter überraschte Martin Vogel (SC DHfK Leipzig; 13,56 sec/13,69 sec) mit zwei Rennen unter Bestzeit. Auch Erik Balnuweit (TV Wattenscheid 01; 13,68 sec) war gut unterwegs. Bei den Frauen näherte sich Anne Weigold (LG Mittweida; 13,28 sec) weiter der 13-Sekunden-Marke.

Bei nicht optimalen Bedingungen gingen die 400-Meter-Siege an die Favoriten vom LAC Erdgas Chemnitz: Bei den Männern setzte sich der Deutsche Meister Marvin Schlegel in 46,78 Sekunden knapp gegen den Deutschen Vizemeister Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund; 46,95 sec) durch. Die Deutsche Meisterin Corinna Schwab (52,06 sec) verwies die ebenfalls gut aufgelegte Laura Müller (SV GO Saar 05 Saarbrücken; 52,62 sec) auf Platz zwei.

Talente nehmen Fahrt auf

In den Wettbewerben der männlichen U20 konnte besonders der Deutsche U20-Meister über die Hürden Gregory Minou (TV Angermund) überzeugen. Er schraubte seine Bestzeit auf 13,57 Sekunden und hat damit auf Anhieb die Normen für die U20-EM und die U20-WM abgehakt.

Die schnellste Nachwuchssprinterin des Tages gehört noch der U18-Altersklasse an. Nach der abgesagten U18-EM empfahl sich Laura Raquel Müller (Unterländer LG) in 11,66 Sekunden über 100 Meter nun für internationale Aufgaben in der nächsthöheren Altersklasse der U20.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...

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