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Talea Prepens – Trotz Lockdown purzeln die Bestzeiten

2017 stand sie schon einmal ganz oben: Bei der U18-WM im kenianischen Nairobi holte Talea Prepens Gold über 200 Meter. In diesem Jahr hat das Sprinttalent aus Cloppenburg trotz erschwerter Trainingsbedingungen durch die Corona-Pandemie mit starken Leistungen auf sich aufmerksam gemacht und bei den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig mit zwei Finalteilnahmen geglänzt.
Svenja Sapper

Trotz der Corona-Pandemie blickt Talea Prepens (TV Cloppenburg) auf ein erfolgreiches 2020 zurück. „Dieses Jahr hat gezeigt, wie gut ich bin“, sagt die 18-jährige Sprinterin, die Ende des Jahres ihren 19. Geburtstag feiert. Dass sie gut ist, hat Talea Prepens bereits vor drei Jahren bewiesen: 2017 in Nairobi (Kenia) krönte sich die damals erst 15-Jährige über 200 Meter zur ersten deutschen U18-Weltmeisterin in einer Flachsprint-Disziplin.

„Nairobi war ein unglaubliches Abenteuer“, blickt die Schülerin zurück. „Ich war zum damaligen Zeitpunkt noch nie geflogen, daher war der Langstreckenflug nach Kenia schon etwas Besonderes.“ Vor Ort folgte dann, mit einer „unglaublichen Steigerung“ von 23,86 auf 23,51 Sekunden, die Goldmedaille. „Ich hatte mir im Vorfeld überhaupt keine Chancen ausgerechnet“, erzählt Talea Prepens. „Ich hatte mich auch nicht damit beschäftigt, wer außer mir am Start sein würde.“

Mit Familienpower durch den Lockdown

Ein großer Erfolg für das Nachwuchstalent, das mit dem überraschenden WM-Titel erstmals sein großes Potenzial andeutete. Nachdem sie verletzungsbedingt 2018 nicht an die Leistungen des Vorjahres anknüpfen konnte, kehrte die vielseitig interessierte junge Athletin, die zwei Instrumente spielt und als Kontrabassistin im Jugendsymphonieorchester „Oldenburger Münsterland“ musizierte, 2019 in den internationalen Wettkampfsport zurück. Eine Halbfinalteilnahme über 100 Meter und eine Bronzemedaille mit der 4x100-Meter-Staffel sprangen bei der U20-EM in Borås (Schweden) heraus. Und auch 2020 begann mit dem 60-Meter-Sieg in persönlicher Bestzeit bei den Deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften in Neubrandenburg vielversprechend.

Es folgten die Corona-Pandemie und der damit verbundene Lockdown im Frühjahr – für die 18-Jährige wie für viele andere Leistungssportler eine „große Umstellung“. „Mit der Schließung der Sportplätze und -hallen sind alle Trainingsmöglichkeiten zusammengebrochen“, sagt die Deutsche U20-Meisterin über 200 Meter. Vater und Trainer Harald Prepens wandelte daraufhin kurzerhand den heimischen Garten zur Trainingsanlage um. Auch im Wald absolvierten Talea und ihr Bruder Torben Prepens, der im Zehnkampf aktiv ist, einige Trainingseinheiten.

Zusätzliche Herausforderung durch Homeschooling

„Wir konnten nicht alle Elemente des Trainings umsetzen, Tiefstarts und maximale Sprints waren nicht möglich“, erzählt die Schülerin. Auch auf weitere Trainingspartner musste das Geschwister-Duo verzichten: „Wir sind normalerweise eine größere Gruppe an Athleten verschiedenster Disziplinen. Während des Lockdowns konnten wir unsere Einheiten nur zu zweit absolvieren.“ Trotz der herausfordernden Situation sei das Training jedoch erfolgreich gewesen: „Die Umsetzung der Übungen war gut. Das Wetter hat im Frühjahr ja auch mitgespielt.“

Für die Halbfinalistin der U20-EM 2019 war Trainieren nicht die einzige Herausforderung, die sie während des Lockdowns bewältigen musste. Auch ihr Schulunterricht fand digital statt. „Das war nervenaufreibend“, erinnert sich Talea Prepens. Auch aktuell wechseln sich am Gymnasium der Sprinterin, die im kommenden Jahr ihr Abitur in den Leistungskursen Kunst, Mathematik und Deutsch ablegen möchte, Präsenzunterricht und Homeschooling ab. „Eine schwierige Situation. Niemand weiß so richtig, wie es weitergeht. Es fehlen Struktur und Kontinuität.“

Vielfältiges Training als Schlüssel zum Erfolg

Stabilität bieten jedoch die Trainingseinheiten mit Vater Harald und Bruder Torben. Wie ihr jüngerer Bruder, der – in der Altersklasse U18 – im August an den Deutschen Mehrkampf-Meisterschaften in Vaterstetten teilnahm, führt Talea Prepens auch Sprung- und Wurftraining durch. „Ich hatte schon vor, mal einen Mehrkampf bei einer Meisterschaft zu machen“, sagt sie. Bei einem Hallen-Fünfkampf in Hamburg konnte sie bereits 2019 Mehrkampfluft schnuppern.

In der Hallensaison 2020 war sie neben dem 60-Meter-Sprint auch im Weitsprung, Kugelstoßen und Hürdensprint aktiv, verpasste über 60 Meter Hürden bei der Jugend-Hallen-DM in Neubrandenburg das Finale nur um zwei Plätze. „Mein Fokus liegt auf dem Sprint, aber ich glaube, dass das vielfältige Training mich auch nach vorne bringt“, erklärt die Niedersächsin. „Das Training spricht andere Muskelstrukturen an. Ich denke, dass dadurch das Verletzungsrisiko minimiert wird.“

Die kontinuierliche Arbeit hat in der Late Season Früchte getragen: Gleich dreimal verbesserte Talea Prepens ihre persönliche Bestleistung über 100 Meter, schaffte es ins Finale der Deutschen Meisterschaften in Braunschweig und rundete das erfolgreiche Jahr mit 11,41 Sekunden und einem zweiten Platz bei den Deutschen U20-Meisterschaften in Heilbronn ab. Über 200 Meter gelang ihr bei der DM in Braunschweig eine Steigerung ihrer drei Jahre alten Bestzeit auf 23,39 Sekunden, womit sie das Podest nur um zwei Plätze verfehlte. In der Weltjahresbestenliste der U20 ist die 18-Jährige auf dem fünften (200 m) beziehungsweise 7. Platz (100 m) zu finden.

Traum: Staffeleinsatz auf großer Bühne

Neben ihren sportlichen Erfolgen hat Talea Prepens auch erste Wettkampferfahrungen im Erwachsenenbereich aus Braunschweig mitgebracht. „Es war eine tolle Erfahrung, neben den besten Sprinterinnen Deutschlands zu laufen, mit ihnen gemeinsam im Callroom zu stehen und sich warmzumachen“, erklärt sie, „auch wenn Corona es erschwert hat, sich miteinander auszutauschen.“ Die deutsche Sprintszene habe sie seit Jahren verfolgt, „aber ein richtiges Idol unter den Leichtathletinnen habe ich nicht“, berichtet die 18-Jährige.

Mit ihrem diesjährigen Leistungssprung hat sie sich nun selbst in die deutsche Sprintspitze vorgearbeitet. Die 18-Jährige träumt vom einem Staffeleinsatz auf großer Bühne. „Ich mag es auch, alleine zu laufen“, sagt sie, „aber die Staffel bietet einen besonderen Teamspirit, den ich gerne erlebe.“ Im heimischen Cloppenburg gibt es dafür momentan keine Möglichkeit: „Für eine Vereinsstaffel sind wir zu wenig Leute.“

Umso mehr genießt die Schülerin daher Staffelläufe im DLV-Trikot, wie eben jenen, der ihr im vergangenen Jahr in Borås (Schweden) Bronze bei der U20-EM bescherte. Momente wie diese möchte sie bald wieder erleben – am besten bei einer internationalen Meisterschaft.

Videos von der Jugend-DM:

200 m: Talea Prepens macht mit 23,41 Sekunden die Titelverteidigung perfekt
100 m: Gold mit Bestzeit für Lilly Kaden, Silber für Talea Prepens

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