Wegen Corona hat der SCC Berlin sein Midsommar-Sportfest am Freitag als „Light-Version“ ausgetragen. Die Leistungen waren alles andere als das. Corinna Schwab pulverisierte beim Saisoneinstand ihre 400-Meter-Bestzeit, Trainings-Kollege Marvin Schlegel verfehlte diese nur um zwei Hundertstel. Lisa Marie Kwayie startete in 11,26 Sekunden über 100 Meter in den Sommer.
Saisoneinstand erst im Juli - Corona hat die DLV-Athleten ungewohnt lange davon abgehalten, auf der Bahn zeigen zu dürfen, was sie können. 400-Meter-Läuferin Corinna Schwab (LG Telis Finanz Regensburg) ist eine Athletin, der das besonders schwer gefallen ist. Nachdem das Vorjahr nicht nach ihren Wünschen gelaufen und sie in der Halle endlich in Schwung gekommen war, konnte es die 21-Jährige kaum abwarten, auch unter freiem Himmel auf die Jagd nach ihrer Bestzeit (53,09 sec) zu gehen. Die hatte sie beim Sieg bei der Hallen-DM (52,65 sec) schon unterboten.
Beim Midsommar-Sportfest in Berlin am Freitagabend war dann auch nichts von einem vorsichtigen Reintasten an die kräftezehrende Strecke zu sehen. In 51,97 Sekunden blieb die Vierte der U20-EM 2017 nicht nur erstmals im Freien unter 53 Sekunden, sondern gleich unter 52 Sekunden (Zum Rennen im Video). Schon die Einstellung der Bestzeit beim „Auftakt zum Warmwerden“ gut zwei Stunden zuvor über 100 Meter (11,65 sec) deutete die starke Form an.
Ihre Bestzeit um mehr als eine halbe Sekunde steigerte auch Alica Schmidt (SCC Berlin; 53,12 sec) als Zweitplatzierte vor Karolina Pahlitzsch (LG Nord Berlin; 53,34 sec).
Marvin Schlegel auf Anhieb unter 46 Sekunden
Dass in der Trainingsgruppe von Jörg Möckel etwas geht, untermaute Marvin Schlegel (LAC Erdgas Chemnitz). In 45,97 Sekunden legte der 22-Jährige einen genauso hoch einzuschätzenden Saisonauftakt über die Stadionrunde der Männer hin und ließ Patrick Schneider (LAC Quelle Fürth; 47,07 sec) deutlich hinter sich. Der Deutsche Hallenmeister Kevin Joite (Dresdner SC 1898) gewann sein Rennen in 47,58 Sekunden.
Marvin Schlegel verfehlte seine Bestzeit (45,95 sec) aus dem DM-Finale von 2018 nur um zwei Hundertstel. Mit Blick auf die Deutschen Meisterschaften in Braunschweig (8./9. August) entschied er auch das Fernduell gegen Titelverteidiger Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund) für sich, der parallel in Luzern (Schweiz) 46,11 Sekunden lief.
„Im Training haben sich gute Zeiten angedeutet. Wir konnten trotz Corona gut trainieren“, erklärte Trainer Jörg Möckel, der als Bundestrainer für den Sprint der Frauen zuständig ist. „Dass es so schnell wird, hätte ich aber nicht gedacht.“ Als eine Art Wettkampfersatz wurden Leistungsüberprüfungen im Training eingebaut. „Die haben Sicherheit gegeben“, so Jörg Möckel. „Deshalb und weil wir schon Juli haben, sind die Leistungen nicht mit einem Saisoneinstieg in anderen Jahren vergleichbar.“ Am kommenden Freitag (10. Juli) stehen für Corinna Schwab und Marvin Schlegel die nächsten Rennen über die Stadionrunde auf dem Programm.
Lisa Marie Kwayie landet Doppelsieg
Einen Saisonauftakt nach Maß im Berliner Mommsenstadion legte auch Sprinterin Lisa Marie Kwayie (Neuköllner SF) hin. Bei guten Bedingungen und 1,2 m/sec Rückenwind kam die Deutsche Hallenmeisterin bis auf fünf Hundertstel an ihre Bestzeit über 100 Meter (11,26 sec) ran.
Über 200 Meter blieb die Uhr bei etwas kühleren Bedingungen für die WM-Halbfinalistin dann bei 23,21 Sekunden stehen. Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar; 23,56 sec) belegte über diese Distanz Rang zwei. Im 100-Meter-Vorlauf war sie nach einem Fehlstart disqualifiziert worden.
Im Sprint der Männer dominierten Owen Ansah (10,45 sec) und Lucas Ansah-Peprah (beide Hamburger SV; 10,54 sec) über 100 Meter vor Lokalmatador Lucas Jakubczyk (SCC Berlin; 10,73 sec). Auch über die 200 Meter lief das Duo aus Hamburg vorne weg. Owen Ansah (21,02 sec) kratzte hier an der 21-Sekunden-Marke vor Lucas Ansah-Peprah (21,41 sec). In der männlichen Jugend U20 ließ James Adebola (OSC Berlin; 10,72 sec) über 100 Meter Dominik Wache (Dresdner SC 1898; 10,75 sec) knapp hinter sich.
Laura Gläsner ist wieder da
In den Jahren 2018 und 2019 konnte Laura Gläsner (TSV Germania Helmstedt) wegen eines Fußbruchs nicht in Erscheinung treten. Im Winter hatte sich die 24-Jährige schon über die 400 Meter flach zurückgemeldet. Jetzt ist die Fünfte der U20-EM von 2015 auch auf ihrer Spezialstrecke, der Stadionrunde mit Hürden, zurück.
Ihr Comeback hatte sie schon vor zwei Wochen in Hannover gefeiert (58,70 sec), diesmal ging es in 58,31 Sekunden noch etwas schneller. Die mittlerweile mehr als vier Jahre alte Bestzeit (57,86 sec) ist nicht mehr weit und die Leistung eine erste Bestätigung, dass es sich gelohnt hat, trotz der langen Leidenszeit das Thema Leistungssport nicht abzuhaken.
Auf den zweiten Platz lief die Deutsche U23-Meisterin Lena Seifert (LG Nord Berlin; 60,56 sec). Bei den Männern gewann der Dritte der U23-EM Emil Agyekum (SCC Berlin) in 51,40 Sekunden.
Para-Weltrekord im Weitsprung
Der mehrfache Berlin-Brandenburgische Meister im Weitsprung Mohammad Amin Alsalami (LAC Berlin), der international für Syrien startberechtigt ist, landete bei 7,61 Metern und hielt damit den Dänen Andreas Trajkovski (7,38 m) in Schach. Es folgten die Deutsche Jugendmeister der U20 und U18 des Vorjahres Bennet Vinken (Hamburger SV; 7,33 m) und sein Vereinskollege Carl-Junior Mireku Boateng (7,23 m).
Der beidseitig unterschenkelamputierte Grieche Stelios Malakotoulos sorgte sogar für einen Weltrekord in der Klasse T62. Mit einem Sprung auf 6,87 Meter bei regulärem Rückenwind (+ 1,6 m/sec) flog der 23-Jährige sieben Zentimeter weiter als bei seiner eigenen bisherigen Bestmarke von vor zwei Jahren aus in Sharjah (Vereinigte Arabische Emirate; 6,80 m).
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