Samuel Fitwi Sibhatu (LG Vulkaneifel) hat bei den Cross-Europameisterschaften in Lissabon mit Platz sechs das beste deutsche Einzelergebnis erreicht. Damit schaffte der 23-Jährige nach U23-Silber im Vorjahr einen gelungenen Aufstieg in die Aktivenklasse, Bundestrainer Andreas Michallek sprach von einem „herausragenden Ergebnis“. Im Interview berichtet Samuel Fitwi Sibhatu von der stark profilierten Strecke im Parque da Bela Vista und seinen internationalen Zielen für 2020.
Samuel Fitwi Sibhatu, im vergangenen Jahr haben Sie bei der Cross-EM in Tilburg in der U23 Silber geholt. Hier in Lissabon war es der erste Start bei den Aktiven. Wie sind Sie mit dem Rennen und dem sechsten Platz zufrieden?
Samuel Fitwi Sibhatu:
Ich bin sehr zufrieden, es war ein gutes Rennen. Ich wollte in die Top Ten laufen, das hat geklappt. Man muss sehen, dass ich nicht so weit hinter Julien Wanders war und hinter mir auch Weltklasseläufer wie Isaac Kimeli oder Filip Ingebrigtsen ins Ziel gekommen sind. Es war ein guter Lauf und ein gutes Ergebnis.
Wie sind Sie denn mit der sehr hügeligen Strecke zurecht gekommen, besonders als Sie nicht mehr in der Gruppe gelaufen sind?
Samuel Fitwi Sibhatu:
Als ich nicht mehr in der Gruppe war und alleine laufen musste, war es hart. Die Spitzengruppe ist auseinander gerissen und ich habe versucht, die Lücken zu schließen. Aber insgesamt war die Strecke ganz gut und ich bin damit zurecht gekommen. Besonders bergauf lief es für mich gut und ich konnte Tempo machen.
Sie haben beim Cross in Darmstadt Ende November ein gutes Rennen gezeigt. Wie lief die Vorbereitung für Lissabon in den vergangenen zwei Wochen?
Samuel Fitwi Sibhatu:
Nicht so gut. Ich bin nach Darmstadt krank geworden und konnte zwei Tage überhaupt nicht trainieren. Es wurde dann wieder besser und letzte Woche habe ich wieder gut trainiert. Aber ich hätte bei der Cross-EM vielleicht mehr erreichen können, wenn ich gesund geblieben wäre.
Das deutsche Männer-Team bestand mit Ihnen, Simon Boch und Johannes Motschmann nur aus drei Athleten. Gab es eine gemeinsame Taktik für die Mannschaftswertung?
Samuel Fitwi Sibhatu:
Wir hatten nichts abgesprochen, jeder sollte sein Rennen laufen. Simon wollte im Mittelfeld laufen und dann aufholen. Das hat ja auch gut geklappt als 15. Johannes hatte Probleme mit Seitenstechen, da ging leider nicht mehr, aber wir sind zufrieden. Ich wollte von Anfang an vorne unter den ersten sechs bis sieben laufen.
Hatten Sie durch die Tempowechsel auf der hügeligen Strecke Schwierigkeiten?
Samuel Fitwi Sibhatu:
Nein, ich hatte keine Probleme und am Ende noch genügend Kraft für einen guten Endspurt.
Der sechste Platz war ein gelungener Abschluss für das Jahr 2019. Wie lautet Ihr Fazit für das abgelaufene Jahr?
Samuel Fitwi Sibhatu:
In Lissabon war es richtig gut, das Rennen und das Ergebnis. Aber ich war 2019 nicht immer zufrieden. Manchmal wäre mehr möglich gewesen. Beim Europacup über 10.000 Meter in London wollte ich schneller laufen. In der zweiten Hälfte des Rennens wollte keiner Tempo machen, dadurch wurde es zu langsam und mit der Bestzeit hat es nicht geklappt.
Wie geht es jetzt weiter für 2020?
Samuel Fitwi Sibhatu:
Ich bleibe noch eine Woche in Portugal. Ein bisschen Urlaub, aber auch Training. Eventuell starte ich beim Silvesterlauf in Trier.
Was steht im Winter im Kalender, sind Starts in der Halle geplant?
Samuel Fitwi Sibhatu:
In der Halle werde ich nicht starten. Ich kann dort nicht gut laufen, ich bekomme immer mal Probleme mit dem Knie. Im Winter geht es vor allem ums Grundlagentraining, mal ein Crossrennen.
Welche internationalen Wettkämpfe sind das Ziel für 2020?
Samuel Fitwi Sibhatu:
Mein Ziel sind die Europameisterschaften in Paris. Ich will dort über 5.000 oder 10.000 Meter laufen.
Ein passendes Rennen für die Qualifikation über 10.000 Meter zu finden, ist ja schwierig. In Europa gibt es insgesamt nur wenige Rennen, die auch entsprechend stark besetzt sind, um eine Qualifikationszeit zu laufen...
Samuel Fitwi Sibhatu:
Ja, das ist schwierig. Möglichkeiten sind der Europacup in London oder in den USA das Rennen in Stanford. Das Problem in London ist, dass die Briten den Wettkampf 2020 jetzt um zwei Wochen verschoben haben und er nun am gleichen Wochenende wie die Deutschen Meisterschaften in Braunschweig stattfindet. Mal sehen, ob der Termin so bleibt, sonst muss ich wahrscheinlich früher in der Saison in Stanford laufen.
Also der Höhepunkt 2020 ist für Sie eindeutig Paris, die Olympischen Spiele in Tokio sind kein Thema?
Samuel Fitwi Sibhatu:
Nein, Tokio ist kein Ziel für mich, es passt für mich noch nicht. Ich bin ja noch in der Ausbildung. Ich müsste in der Vorbereitung und für die Spiele Urlaub nehmen und das passt alles mit der Ausbildung nicht und die will ich auf jeden Fall abschließen. Die Olympischen Spiele 2024 sind mein Ziel, da will ich dabei sein.
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