Hendrik Pfeiffer ist mit dem Ziel Olympia-Norm nach Köln gereist. Die Zeit war ambitioniert, doch bei perfekten Umständen möglich. Früh auf sich allein gestellt, holte der Wattenscheider zwar den Sieg, verpasste die Norm aber deutlich. Mit einer starken Zeit hat bei den Frauen Debütantin Deborah Schöneborn überrascht.
Hendrik Pfeiffer hat es kaum mehr geschafft, auf das Siegerpodest zu steigen, so schwer waren seine Beine. Der 26-jährige Läufer vom TV Wattenscheid holte sich beim Köln-Marathon nach 2017 bereits zum zweiten Mal den Sieg über die 42,195 Kilometer-Distanz. Zwar verpasste er mit seiner Zeit von 2:15:19 Stunden deutlich die Olympia-Norm (2:11:30 h) für Tokio (Japan), konnte sich aber dennoch freuen. "Ich bin stolz, dass ich trotz ein paar Problemen auf der Strecke noch eine so gute Zeit ins Ziel gebracht und den Titel gerettet habe", sagte er nach dem Rennen.
Es war erst der dritte Marathon für den Journalistik-Studenten. Bei seinem Debüt 2016 lief er in Düsseldorf prompt die damalige Norm für die Olympischen Spiele in Rio, ein Jahr später schaffte er die Qualifikationszeit für die Heim-EM in Berlin. Beide Höhepunkte musste er allerdings verletzt absagen. Zweimal wurde er an der rechten Ferse operiert.
Dass Pfeiffer erst im Januar das Lauftraining wieder aufgenommen hat – zehn Kilogramm schwerer und um einiges langsamer – schien im Verlauf der Saison fast vergessen. Zweimal konnte er seine Bestzeit auf der Halbmarathon-Distanz verbessern. Der Traum von den 2:11:30 Stunden war von Beginn an ein schwieriges Unterfangen und nur möglich, wenn er auf Risiko läuft und mit einem gleichmäßigen Tempo durchkommt.
Früh auf sich allein gestellt
Und tatsächlich lag Hendrik Pfeiffer über weite Teile der Strecke gut in der Zeit, zeigte ein ambitioniertes Anfangstempo. Doch dann die ersten Irritationen: Anstatt wie geplant, ihn bis Kilometer 35 zu begleiten, stiegen seine drei Tempomacher bereits zehn Kilometer eher aus. Zudem gab es Schwierigkeiten an den Getränke-Stationen, die Flaschen waren durcheinander geraten und Pfeiffer suchte seinen Energiespender vergebens.
Das brachte Unruhe in seinen Lauf und brachte ihn aus seinem Rhythmus. "Ab Kilometer 30 hat sich abgezeichnet, dass es schwer wird mit der Norm. Aber wenn ich ehrlich bin, wäre das auch mit Tempomachern und optimaler Getränkeversorgung schwer gewesen", sagte er bei der Siegerehrung. Neben ihm standen dort Erik Hille (LG Telis Finanz Regensburg) auf Platz zwei vor Philippe Gillen aus Luxemburg.
Glückwünsche von Konstanze Klosterhalfen
Für eine kleine Überraschung sorgte indes Deborah "Debbie" Schöneborn (LG Nord Berlin). Die 25-Jährige lief bei ihrem Marathon-Debüt in 2:31:18 Stunden nicht nur als erste Frau über die Ziellinie, sondern auch als vierter Teilnehmer des Gesamtfeldes. Zwischenzeitlich sah es sogar danach aus, als könne sie die Olympia-Norm (2:29:30 h) unterbieten.
Mit einem breiten Strahlen stellte sich die Siegerin anschließend in bester Plauderlaune den wartenden Journalisten und freute sich besonders über die Glückwünsche von Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen). "Was für eine Ehre, ich wusste gar nicht, dass sie da ist." Die frischgebackene WM-Dritte über 5.000 Meter war in Köln als Zuschauerin vor Ort, denn "noch ist der Marathon doch etwas zu lang für mich", sagte die Leverkusenerin.
Deborah Schöneborn hingegen hat Gefallen an der langen Distanz gefunden. Zwar war sie vorher weder im Wettkampf noch im Training jemals weiter als 35 Kilometer gelaufen, fühlte sich aber bis zum Schluss sichtlich wohl. Nur in der letzten Rennphase habe sie mit Wadenkrämpfen zu kämpfen gehabt. Auch sie wurde bis Kilometer 25 von einem Tempomacher begleitet und etwas verwundert, als dieser plötzlich raus ging. "Er hat kein Wort gesagt, ich dachte, er bindet sich nur die Schuhe", lachte sie. Doch engagierte Männer seien spontan eingesprungen und haben sie auf den weiteren Kilometern angespornt.
Amanal Petros gewinnt Halbmarathon-Rennen
Besonders beeindruckend fand die aus Niederkassel stammende Schwester von Fünfkampf-Olympiasiegerin Lena Schöneborn, dass in der Rheinstadt die deutschen Athleten im Fokus stehen – und nicht die internationalen Top-Läufer. "Das ist schon cool, wenn vor dir das Begleitfahrzeug mit der Zeittafel fährt und du in jeder Hinsicht unterstützt wirst. Auch die Stimmung an der Strecke war super", sagte sie. Ihr Vorsprung auf die Zweitplatzierte Maike Schön (LAZ Puma RheinSieg) betrug mehr als 17 Minuten, Platz drei ging an Stephanie Strate (SV Brackwede).
Auf der halben Distanz lief wie erwartet Amanal Petros (TV Wattenscheid 01) als erster ins Ziel. Den Streckenrekord aus dem Jahr 2010 (63:00 min) von Leonard Langat aus Kenia konnte er in 65:43 Minuen jedoch nicht knacken. Auf Platz zwei und drei folgten Nourredine Mansouri (TUS Köln) und Tom Thurley (Potsdamer Laufclub). Bei den Frauen hatte Katja Fischer (LAV Stadtwerke Tübingen) die schnellsten Beine am Sonntagmorgen – Startschuss für den Halbmarathon war bereits um 8:30 Uhr. In 75:18 Minuten setzte sie sich vor Sabrina Mockenhaupt-Gregor (LT Haspa Marathon Hamburg) und Veronica Clio Hähnle-Pohl (TSG 1845 Heilbron) durch.
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