Das große Ziel heißt Olympia: Marathonläufer Hendrik Pfeiffer möchte am Sonntag beim Köln-Marathon den ersten Schritt Richtung Tokio machen. Um die Norm zu unterbieten, muss eine neue Bestzeit her.
Ein Läufer steht beim Köln-Marathon im Mittelpunkt: Hendrik Pfeiffer (TV Wattenscheid) jagt am Sonntag bei dem Rennen die internationale Olympia-Norm, die der Leichtathletik-Weltverband IAAF auf 2:11:30 Stunden festgesetzt hat. Athleten, die diese Zeit unterbieten, sollten gute Chancen haben, bei den Spielen in Tokio (Japan) 2020 an den Start zu gehen. Der 26-Jährige hat eine Bestzeit von 2:13:11 Stunden, die er 2016 in Düsseldorf gelaufen ist.
Das Rennen in Köln wird erst das dritte über die klassischen 42,195 Kilometer in der Karriere von Hendrik Pfeiffer. Zuletzt lief er vor zwei Jahren den Marathon in Köln, den er damals in 2:13:42 Stunden gewann. Am Sonntag wird er im Elitebereich quasi konkurrenzlos an den Start gehen. Bei den Frauen läuft Deborah Schöneborn (LG Nord Berlin) ihr Debüt. Die 25-Jährige geht mit einer Halbmarathon-Bestzeit von 1:13:00 Stunden ins Rennen.
Verletzungen verhinderten internationale Starts
Was das Erreichen von Marathon-Normzeiten angeht, hat Hendrik Pfeiffer eine 100-prozentige Erfolgsquote. 2016 unterbot er sensationell beim Debüt die Olympia-Norm für die Spiele in Rio, eineinhalb Jahre später blieb er unter der Richtzeit für die Europameisterschaften in Berlin 2018. Beide Male hatte der Journalistik-Student, der im PR-Bereich für das Duisburger Unternehmen Klöckner tätig ist und journalistisch für die Lauf-Zeitschrift „Laufzeit“ arbeitet, jedoch großes Pech. Verletzungsbedingt musste er zunächst auf den Olympiastart und dann zwei Jahre später auch auf die EM im eigenen Land verzichten. Zweimal wurde Hendrik Pfeiffer an der rechten Ferse operiert, so dass er lange Wettkampfpausen in Verbindung mit einem kompletten Neuaufbau verkraften musste.
„Nach der ersten Operation haben wir nicht die richtigen Schlüsse gezogen, so dass das Problem wieder neu entstand. Ich musste viel Lehrgeld zahlen“, erzählt Hendrik Pfeiffer. Nach der zweiten Operation wurde die Ursache gefunden. „Ich laufe jetzt mit speziellen Einlagen und zudem hat mein rechter Laufschuh eine Einkerbung in der Fersenkappe.“
„Ich bin bereit, am Sonntag auf Risiko zu laufen und hoffe, dass ich dann die 2:11:30 Stunden unterbieten kann. Normalerweise wäre der nächste Schritt für mich eher eine Zeit im Bereich von 2:12 Stunden. Aber ich will natürlich die Olympia-Norm erreichen – auch wenn es sehr ambitioniert ist und das Risiko birgt, dass es nach 35 Kilometern sehr schwer werden kann“, erklärt Hendrik Pfeiffer, der hofft, dass er für die mutige Herangehensweise belohnt wird.
Halbmarathon-Bestzeit im Gepäck
Hendrik Pfeiffer setzt in Köln auf ein gleichmäßiges Tempo. So ist eine Halbmarathon-Durchgangszeit von 65:45 Minuten geplant. Sein Berliner Manager Christoph Kopp hat drei Tempomacher organisiert: Dickson Kirui (Kenia) soll bis 25 Kilometer laufen, Mitko Seboka (Äthiopien/LAC Quelle Fürth) zumindest bis 30 Kilometer und Patrick Ereng (Kenia) bis Kilometer 35.
Mut macht dem 26-Jährigen sicherlich, dass er in diesem Jahr zweimal seine Halbmarathon-Bestzeit steigern konnte. Zuletzt lief er am 21. September im tschechischen Usti Nad Labem 63:17 Minuten und gewann überraschend das Rennen. Während das Training bis dahin sehr gut verlaufen war, laborierte er danach einige Tage lang an einem muskulären Problem. Dies entstand offenbar nach einer Fehlbelastung in der Folge einer Blase am Zeh. Doch auch das ist nichts Neues für Hendrik Pfeiffer vor einem wichtigen Rennen. „Vor dem Düsseldorf-Marathon konnte ich damals zwölf Tage lang nicht laufen“, erinnert sich der Langstreckler, der die trainingsintensivste Phase ohnehin zuvor abgeschlossen hatte.
„Mental ist es gut zu wissen, dass man schon mal eine Olympia-Norm gelaufen ist – auch wenn diese jetzt natürlich schwieriger ist“, sagt Hendrik Pfeiffer. Wenn der Kenianer Eliud Kipchoge am Samstag in Wien versuchen wird, als Erster unter zwei Stunden zu laufen, wird sich der Wattenscheider das Rennen ansehen, wenn es zeitlich möglich ist. „Die mentale Stärke ist sehr wichtig. Und Kipchoge ist der, der das verkörpert wie kein anderer.“ Kipchoge zeigt dem Deutschen auch, „dass man das Beste aus seiner persönlichen Situation herausholen kann“. Das will Hendrik Pfeiffer am Sonntag machen.
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