| Porträt

Nadine Müller: Nach sieben WM-Teilnahmen bleibt der Olympia-Traum

Seit Jahren zählt Nadine Müller zu den besten Diskuswerferinnen Europas. Zuletzt erreichte sie bei den Weltmeisterschaften in Doha (Katar) den achten Platz. Für das kommende Jahr hat die zweimalige Vize-Europameisterin sich nochmals Großes vorgenommen.
Ewald Walker

Ende Mai 2003 steht eine junge Hallenserin als Lokalmatadorin bei den Werfertagen am Mikrofon. Nadine Müller (SV Halle) ist 17 Jahre alt, große deutsche Hoffnungsträgerin mit dem Diskus, sie träumt von einer internationalen Karriere, von Erfolgen. Bei diesem Wettkampf belegt sie Rang drei in der weiblichen Jugend, auf 48,48 Meter fliegt ihr ein Kilogramm schweres Sportgerät. Im selben Jahr gewinnt die junge Athletin in Tampere (Finnland) mit Silber bei den U20-Europameisterschaften ihre erste internationale Medaille.

Über 16 Jahre später, Anfang Oktober 2019, steht Nadine Müller in der Mixed Zone des Khalifa-Stadions von Doha. Sie ist inzwischen 33 Jahre alt. Die sechsmalige Deutsche Meisterin bilanziert ihren achten Platz bei den Weltmeisterschaften. Beim Sieg der Kubanerin Yaime Perez (69,17 m) ist Nadine Müllers Diskus auf 61,55 Meter geflogen, sie war damit beste Deutsche. „Platz acht in der Welt, damit kann ich zufrieden sein, auch wenn es noch ein Stück weiter hätte gehen können“, sagt sie. „Ich hatte schon ein paar Tränen in den Augen." Eine Saison voller Verletzungen liegt hinter ihr. Auch privat musste die Olympia-Sechste von 2016 einige Herausforderungen bewältigen: ein Jahr mit vielen Höhen und Tiefen. 

In große Fußstapfen getreten

Seit Jahren gelten deutsche Diskuswerfer bei internationalen Meisterschaften als Medaillengaranten: Gabriele Reinsch, Ilke Wyludda, Franka Dietzsch bei den Frauen, Jürgen Schult, Lars Riedel, Wolfgang Schmidt und nicht zuletzt die Harting-Brüder bei den Männern feierten immer wieder Erfolge. Vor allem Franka Dietzsch hat als dreifache Weltmeisterin und Europameisterin große Spuren hinterlassen.

Doch auch Nadine Müller hat Zeichen gesetzt, seit sie als vielversprechende Nachwuchsathletin ins Wettkampfgeschehen eingriff. Siebenmal hat die von Bundestrainer Rene Sack betreute Athletin an Weltmeisterschaften teilgenommen, zweimal an Olympischen Spielen. Zwei WM-Medaillen konnte sie gewinnen: Silber 2011 in Daegu (Südkorea) und Bronze 2015 in Peking (China). Und auch bei Europameisterschaften hat sie es zweimal aufs Podest geschafft, zuletzt 2018 in Berlin („Das war eine herausragende Saison“).

Und mit 33 Jahren hat die 68-Meter-Werferin – ihre Bestleistung von 68,89 Metern stammt aus dem Jahr 2012 – immer noch einen ganz großen Traum. „Die Olympiamedaille fehlt mir noch, für einen Sportler gibt es nichts Größeres als eine Olympiamedaille“, sagt die Diskuswerferin und ein Lächeln huscht über ihr Gesicht. Olympia als Abschluss einer außergewöhnlichen Karriere? Erst nach den Olympischen Spielen in Tokio (Japan) will sie entscheiden, ob sie in Eugene (USA) 2021 ihre achte WM-Teilnahme anpeilen wird.

Im dritten Anlauf olympisches Edelmetall?

Der Sport habe ihr unheimlich viel gegeben in ihrem Leben, sagt Nadine Müller. „Ich bin in der Welt herumgereist, habe viele Menschen und Kulturen kennengelernt“, erzählt die Olympia-Vierte von London 2012. Auch die Möglichkeit, sich durch den Sport zu beweisen, sei ihr wichtig gewesen. Und doch ist die 33-Jährige noch nicht müde.

Gute zehn Monate bleiben ihr noch, um sich ihren größten Traum zu erfüllen. Am 3. August 2020 findet in der japanischen Hauptstadt das Diskuswurf-Finale der Frauen statt. 17 Jahre nach dem hoffnungsvollen Beginn ihrer Leichtathletik-Karriere möchte Nadine Müller in Tokio ihrer beeindruckenden Medaillensammlung ein weiteres Mal Edelmetall hinzufügen. Zwei Versuche hat sie schon unternommen, 2012 in London und 2016 in Rio. Im dritten Anlauf soll die „Mission Olympiamedaille“ nun endlich klappen.

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets