Nach WM-Gold 2017 nun WM-Bronze in Doha. Johannes Vetter musste sich im Speerwurf-Finale in Doha nur knapp geschlagen geben. Julian Weber belegte Platz sechs.
Nach WM-Gold vor zwei Jahren in London hat sich Speerwerfer Johannes Vetter (LG Offenburg) am Sonntagabend bei der WM in Doha mit Bronze seine zweite WM-Medaille gesichert. Mit 85,37 Metern musste sich der Titelverteidiger nur dem Überraschungssieger Anderson Peters (Grenada; 86,89 m) und dem Esten Magnus Kirt (86,21 m), der sich im fünften Durchgang an der Schulter verletzte und auf einer Trage aus Stadion gebracht werden musste, geschlagen geben. Bundestrainer Boris Obergföll monierte bei seinem Schützling das zu flüchtige Setzen des Stemmbeins, um auf große Weiten zu kommen. Die Qualifikation am Samstag hatte Johannes Vetter noch mit 89,35 Metern dominiert.
Für Johannes Vetter war die Vorbereitung auf die WM alles andere als optimal gewesen. Immer wieder stoppten ihn Verletzungen. Erst plagten ihn Rückenschmerzen, dann verletzte er sich an den rechten Adduktoren und danach machten sich Probleme mit dem Fuß bemerkbar. Ein abgesplittertes Knorpelstück im linken Stemmbein behinderte die WM-Vorbereitung erheblich, sogar ein Start-Verzicht in Doha stand zur Debatte. Nach der WM wird er sich am Fuß operieren lassen, um beschwerdefrei in die Vorbereitung für die Olympischen Spielen 2020 in Tokio gehen zu können.
Julian Weber mit 81,26 Metern Sechster
Der zweite deutsche WM-Finalist Julian Weber (USC Mainz) belegte mit 81,26 Metern Platz sechs. Der Team-EM-Sieger war erst aufgrund des kurzfristigen Verzichts von Bernhard Seifert (SC Potsdam) ins WM-Team aufgerückt. Der Mainzer stellte die Speere zu flach an, um an seine Qualifikationsweite von 84,29 Metern heranzukommen.
Alle Speerwerfer hatten im WM-Finale im Khalifa-Stadion Probleme, die Top-Weiten zu erreichen. Der Wettbewerb wurde aufgrund des 10.000-Meter-Finals häufig unterbrochen. Dazu kam die längere Verletzungspause von Magnus Kirt.
STIMMEN ZUM WETTKAMPF
Johannes Vetter (LG Offenburg):
"Das Niveau heute war nicht ganz so hoch. Mit meinem Leistungsniveau hätte ich heute Gold holen können. Trotzdem würde ich nicht sagen, dass ich Gold verloren habe, sondern dass ich Bronze gewonnen habe. Es war ein anstrengendes Jahr. Ich laboriere schon seit den Deutschen Meisterschaften mit dem Fuß. Hinzu kommen Schicksale, die noch zu verarbeiten sind. Das alles in Kombination mit dem verkorksten Jahr und den vielen Verletzungen... Da war es eine Willensleistung, dass ich über meinen körperlichen Verstand hinaus gekämpft und noch Bronze gewonnen habe. Ich bin mit dem ersten Versuch nicht so gut in den Wettkampf reingekommen. Dann fängt man an zu struggeln. Es war nicht ganz so flüssig und stabil wie in der Qualifikation. Da im Wettkampf den roten Faden wiederzufinden, wenn man nicht die Wettkampf-Routine hat, das ist schwierig. Aber es ist Bronze geworden, und nach allem, was passiert ist, bin ich stolz auf meine Leistung. Am Freitag werde ich direkt operiert, in Frankfurt bei einem Fußspezialisten. Wenn alles gut läuft, wird das die Olympia-Vorbereitung nicht in Gefahr bringen. Jetzt machen wir Schritt für Schritt. Erstmal die OP, dann so langsam in die Off-Season. Und Kraft tanken. Das habe ich jetzt bitter nötig. Mitte November, Anfang Dezember sind wir dann hoffentlich startklar für die Vorbereitung auf Tokio."
Julian Weber (USC Mainz):
"Es ging mir schon mal besser körperlich. Ich habe mich gut gefühlt beim Einwerfen, da war alles gut, dann hat im Wettkampf der Arm angefangen "sauer" zu werden, fest, und hat wehgetan. Vielleicht war das zuletzt etwas zu viel, mit der kurzen Vorbereitung, da war alles nicht stabil genug. Auch wenn das medizinische Team hier super war und täglich zweimal an mir rumgeschraubt hat. Der Fuß hat nicht so richtig mitgespielt, ich konnte nicht voll draufgehen. Klar, die Erwartungen an die deutschen Speerwerfer waren hoch, Jojo hat uns hier gerettet, er hat einen guten Job gemacht. Meine Platzierung kann ich noch gar nicht so einschätzen. Gefühlt bin ich schon jetzt ganz vorne mit dabei. Ich brauche einfach mal ein paar Monate, in denen ich mich gesund vorbereiten kann. Naja, für die Umstände und meinen körperlichen Zustand bin ich zufrieden, da ging jetzt nicht mehr."