Sie war die Top-Favoritin und hat sich den WM-Titel geholt. Mit 7,30 Metern war Malaika Mihambo im Weitsprung-Finale von Doha eine Klasse für sich und krönte eine herausragende Saison mit WM-Gold.
Malaika Mihambo nahm die Glückwünsche der Konkurrentinnen bereits nach drei Versuchen entgegen – und strahlte übers ganze Gesicht. Mit beeindruckender Leichtigkeit und Souveränität ist die 25 Jahre alte Weitspringerin von der LG Kurzpfalz am Sonntagabend in Doha zu WM-Gold geflogen. Der Druck als Topfavoritin? Mihambo segelte zum siebten Mal in dieser Saison über die Sieben-Meter-Marke hinaus. Nach ihren ganz starken 7,30 Meter steht jetzt nur noch Heike Drechsler in der deutschen Bestenliste vor ihr: Sie hält seit 1988 den nationalen Rekord mit 7,48 Metern.
Die heute 54 Jahre alte Thüringerin war 1983 in Helsinki und 1993 in Stuttgart die bisher einzige deutsche Weltmeisterin in der Sandgrube, 1992 in Barcelona und 2000 in Sydney außerdem Olympiasiegerin. „Der dritte Versuch war magisch“, sagte Heike Drechsler als Fernsehzuschauerin der Deutsche Presse-Agentur. „Ich werde jetzt eine Flasche Champagner aufmachen und auf sie anstoßen.“
Nur Jackie Joyner-Kersee war bei Weltmeisterschaften besser
Mit ihrer Siegerweite wurde die Europameisterin zur zwölftbesten Weitspringerin aller Zeiten. In den letzten 15 Jahren sprang nur die entthronte Titelverteidigerin Brittey Reese (USA; 7,31 m) weiter. In Deutschland ist Malaika Mihambo nun die zweitbeste Weitspringerin aller Zeiten. Nur die zweimalige Olympiasiegerin Heike Drechsler (7,48 m) war jemals besser. Bei Weltmeisterschaften sprang nur Siebenkampf-Weltrekordlerin Jackie Joyner-Kersee (USA) zweimal weiter.
Im dritten Versuch gelang es Malaika Mihambo, ihr enormes Tempo von mehr als 38 km/h am Brett in eine Top-Weite umzusetzen. Für die Europameisterin war es im zehnten Start in der Freiluftsaison der zehnte Sieg. Mit Respektsabstand ging Silber an die Ukrainerin Maryna Bekh-Romanchuk (6,92 m), Bronze an Sieben-Meter-Springerin Ese Brume (Nigeria; 6,91 m). Einen größeren Vorsprung gab es in der WM-Geschichte nie.
Mega-Serie: 7,30, 7,16, 7,09 Meter
Mit 6,52 Metern stieg Malaika Mihambo in den Wettkampf ein, verschenkte dabei aber etwa einen halben Meter beim Absprung. Der zweite Satz war ungültig – aber dann: Mit 7,30 Metern krönte sich Mihambo bereits im dritten Durchgang zur Weltmeisterin. „Da müsste jetzt schon ein Wunder passieren, dass jetzt noch was schiefgeht“, sagte ihr Trainer Ralf Weber auf der Tribüne. Nach einem ausgelassenen vierten Versuch legte die Weltmeisterin in den beiden finalen Sprüngen noch einmal 7,09 und 7,16 Meter nach.
Die Olympia-Vierte ließ sich auch nicht verrückt machen, als sie mit der Weltjahresbestleistung von 7,16 Metern bei den deutschen Meisterschaften im August in Berlin endgültig zur Goldkandidatin aufstieg. „Druck gehört nun einmal zum Spitzensport. Ich empfinde das sogar als angenehm. Ehre, wem Ehre gebührt“, hatte sie vor der WM in Katar erklärt.
WM-Belohnung: Vier Wochen Thailand-Urlaub
„7,20 Meter traue ich ihr zu“, hatte Heike Drechsler prophezeit, nachdem Mihambo in der Qualifikation in Doha auf 6,98 Meter kam - obwohl sie etwa 20 Zentimeter vor dem Balken absprang. Mihambo glänzte auch im Finale mit ihrer Schnelligkeit vor dem Brett. Sie hatte sogar die WM-Norm über 100 Meter geschafft, verzichtete aber auf einen Start, um sich ganz auf den Weitsprung zu konzentrieren.
Bei den Sommerspielen in Tokio gehört die gebürtige Heidelbergerin, deren Mutter aus Deutschland und Vater aus Sansibar stammt, nun zu den Medaillenhoffnungen – wenn sie gesund bleibt und ihre Form ins nächste Jahr bringen kann. Nach der WM geht's aber erstmal vier Wochen in Urlaub nach Thailand. Die Studentin der Umweltwissenschaften will den Tauchschein machen, aber auch Kultur und Berge erleben. Sand hat sie das ganze Jahr genug in ihrem Sport, Strandurlaub ist eigentlich nicht ihr Ding.
Mit Material der Deutschen Presse-Agentur dpa
STIMME ZUM WETTKAMPF
Malaika Mihambo (LG Kurpfalz):
Beim ersten Versuch war ich sehr nervös und habe die Schritte zu kurz gemacht, ohne genug Druck dahinter zu haben. Da war ich sehr weit vom Brett weg. Beim zweiten Sprung bin ich locker angelaufen, so wie beim Warmmachen, habe es hinten am Brett aber ein bisschen treiben lassen und dann war der übertreten. Das war wirklich hart. Ich wusste, dass ich dann alles bringen muss – auf jeden Fall einen Gültigen. Das war wie ein Mantra, das ich mir eingeredet habe: Dass der nächste Sprung gültig sein muss. Aber dass der dann so gut wird, das ist wirklich unfassbar. Der beste Sprung meiner Karriere. Bei 7,30 Metern hat man wirklich nicht viel falsch gemacht.