Nach seinem WM-Heldentag von Doha ist Niklas Kaul wie ein „König der Sportler“ empfangen worden. Der jüngste Zehnkampf-Weltmeister der Geschichte genoss die Huldigungen abgekämpft, aber in vollen Zügen. Nun hofft er auf einen Olympia-Coup. Aber: „Garantien gibt es nicht.“
Zehnkampf-Weltmeister Niklas Kaul erwies sich nach der Rückkehr aus Doha auch im Marathon der Ehrungen, Feiern und Interviews als unerschöpflicher, sympathischer Held. „Ich nehme das alles in mich auf, genieße den Moment und hoffe, dass es jetzt so weitergeht“, sagte der 21 Jahre alte Lehramtsstudent am Samstagabend im ZDF-„Sportstudio“ angesichts des Hypes in der Heimat und mit Blick auf die Olympische Spiele in Tokio. „Im Sport gibt es aber keine Garantien. Deshalb ist es umso wichtiger, das jetzt zu feiern, was man geschafft hat.“
Einen Vorgeschmack darauf, was alles auf ihn noch einprasseln wird, hat er schon bekommen: Vom großen Empfang am Flughafen Frankfurt ging es erst ins Rathaus von Mainz zur Eintragung ins Goldene Buch seiner Heimatstadt und danach weiter zum ZDF – nach „zusammen addiert“ nur drei Stunden Schlaf seit seinem WM-Triumph am Donnerstag. Auf das obligatorische Torwandschießen verzichtete er nicht aus Versagensangst und Ermattung: Allein die Blasen an den Füßen nach dem WM-Kraftakt waren der Grund.
Verstärkt an der Schnelligkeit arbeiten
Schließlich muss der jüngste Zehnkampf-Champion der WM-Historie ungeachtet der Fortsetzung der Jubeltour – bis zur „Sportler des Jahres“-Wahl im Dezember in Baden-Baden – die Olympia-Vorbereitung fix in Angriff nehmen. „Es ist wichtig, den Weg nach Tokio weiterzugehen und sich nicht auf dem Erfolg auszuruhen“, sagte Kaul, der den Triumph von Doha „als sehr großen Schritt“ für Tokio sieht – aber eben auch nur als Durchgangsstation.
„Ich glaube, dass es noch nicht der perfekte Zehnkampf war“, meinte Kaul – und das Ergebnis mit 8.691 Punkten nicht das Ende des Möglichen. Abgesehen von den bei der WM ausschlaggebenden Stärken im Speerwurf und über 1.500 Meter, habe er „in den ungeliebten Schnellkraft-Disziplinen“ noch das meiste Potenzial. „Einfach, weil es von einem geringeren Niveau leichter ist, sich noch zu steigern“, erklärte Kaul. „Fünf, sechs Meter im Speerwurf draufzupacken, wird eher schwierig.“
Aus seiner Geburtsstadt Saulheim wird „Kaulheim“
Im WM-Zehnkampf hatte der Mainzer den Speer auf 79,05 Meter geworfen und damit auf die zweitbeste Weite der Zehnkampf-Geschichte überhaupt. Nur der spätere Speerwurf-Spezialist Peter Blank (Bestleistung: 88,70 m), der seine Leichtathletik-Karriere als Hochspringer (Bestleistung: 2,23 m) begann, warf 1990 in Emmelshausen mit 79,80 Metern ein kleines Stück weiter. Deshalb wird Niklas Kaul im Winter an der Schnellkraft arbeiten und hoffentlich verletzungsfrei durch die Vorbereitung kommen. „Dann kann das Olympia-Jahr ein sehr, sehr gutes werden“, hofft Kaul, „aber das liegt noch in weiter, weiter Ferne.“
Erstmal will er auf einen Gruß der Bundeskanzlerin Angela Merkel warten. Um seine Postadresse wurde er schon gebeten. „Ich lasse mich mal überraschen“, sagte Kaul, der sich über eine Botschaft der Regierungschefin sehr freuen würde. „Auf jeden Fall“, versicherte der zum „Welt-Mainzer“ gewordene Ausnahmeathlet aus dem rheinland-pfälzischen Saulheim, das inoffiziell in „Kaulheim“ umbenannt wurde. Trotz aller Huldigungen und Überschwangs sieht der zum „König Nik, der Erste“ geadelte Kaul keinen Grund, abzuheben: „Warum soll man nicht weiter bescheiden sein?“
Quelle: Deutsche Presse-Agentur dpa