| WM 2019 Doha

Vierter! Christopher Linke geht zur besten WM-Platzierung seiner Karriere

Christopher Linke ist am Freitag im 20 Kilometer Gehen auf Tuchfühlung zu den Medaillenrängen ins Ziel gekommen. Mit Platz vier feierte er bei der WM in Doha das beste internationale Meisterschaftsresultat seiner Karriere. Ebenfalls so weit vorne wie nie zuvor war auf Rang 17 Hagen Pohle.
Silke Bernhart

Auf einmal war er verschwunden. Bei den 10-Kilometer-Zwischenzeiten war Christopher Linke (SC Potsdam) noch auf Rang acht zu finden. Dann tauchte sein Name nicht mehr in den Listen auf. Nicht einmal, als er längst im Ziel die ersten Interviews gab. Wer jedoch am Freitagabend auf der Geher-Strecke über 20 Kilometer der Weltmeisterschaften von Doha (Katar) genau aufgepasst hatte, der wusste zu diesem Zeitpunkt: Der 31-Jährige hatte gerade bei seinen fünften Weltmeisterschaften mit Rang vier das beste internationale Meisterschaftsresultat seiner Karriere erzielt.

„Ich habe unterwegs beide Transponder verloren“, klärte der Potsdamer die Anwesenden auf. Wenig später erhielt auch das Kampfgericht diese Information und fügte Christopher Linkes Leistung von 1:27:19 Stunden auf Platz vier in die Ergebnislisten ein. Nur 19 Sekunden hinter dem drittplatzierten Schweden Perseus Karlström. Gold ging wie schon im 50 Kilometer Gehen nach Japan an Toshikazu Yamanishi (1:26:34 h), Silber holte sich auf der letzten von 20 Ein-Kilometer-Runden der unter neutraler Flagge startende Russe Vasiliy Mizinov (1:26:49 h).

Bester Deutscher seit 2005

Die Bronzemedaille war nicht weit entfernt – und hätte vielleicht sogar noch näher rücken können, wenn Christopher Linke nicht ein kleines Missgeschick passiert wäre. Er hatte schon nach 19 Runden dem Zieleinlauf entgegengefiebert, dann sah er, dass die vor ihm Platzierten nach der Ziellinie weitergingen.

Die Uhr zeigte schon zu diesem Zeitpunkt eine Zeit an, die deutlich über den Siegerzeiten der vergangenen Jahre lag. Doch eine Runde musste noch absolviert werden. Ein Zeichen dafür, wie hart der Wettbewerb bei extremer Hitze und sehr hoher Luftfeuchtigkeit für alle Athleten war. Christopher Linke quälte sich eine weitere Runde um den Kurs, für einen Endspurt in Richtung Bronze reichte da die Kraft aber nicht mehr, auch wenn der Schwede Perseus Karlström immer näher rückte.

Mit Platz vier steigerte sich Christopher Linke im Vergleich zu den Olympischen Spielen 2016 und den Weltmeisterschaften 2017 um einen Platz. Und er sorgte für das beste deutsche Resultat in diesem WM-Wettbewerb seit 2005: Zuletzt war André Höhne vor 14 Jahren in Helsinki (Finnland) ebenfalls Vierter im 20 Kilometer Gehen geworden, dieses Mal zählte der Langstrecken-Bundestrainer zu den zahlreichen deutschen Teammitgliedern, die die Geher an der Strecke unterstützten.

Hagen Pohle 17., Nils Brembach steigt aus

Sie feuerten auch lautstark die beiden weiteren deutschen Teilnehmer Hagen Pohle und Nils Brembach (beide SC Potsdam) an. Hagen Pohle hatte sich das Rennen klug eingeteilt und konnte auf der zweiten Hälfte der Strecke ein um den anderen Athleten noch einsammeln. So kämpfte er sich in 1:32:20 Stunden auf Platz 17 ins Ziel. Auch für ihn war es die beste Platzierung seiner Karriere bei Weltmeisterschaften.

Nils Brembach hatte auf der ersten Rennhälfte mehr investiert, diese Taktik sollte sich für ihn am Ende nicht lohnen. Der Fünfte der Europameisterschaften 2018 in Berlin musste den Wettbewerb vorzeitig entkräftet beenden.
 

STIMMEN ZUM WETTBEWERB

Christopher Linke (SC Potsdam):
Der Platz ist natürlich sehr gut. Meine beste internationale Platzierung. Aber natürlich mache ich den Sport, um eine Medaille zu gewinnen. Ich hatte eine gute Saison, mit dem deutschen Rekord, es wäre schön gewesen, das mit einer Medaille zu krönen, aber ich bin als Zehnter angereist und beende den Wettkampf als Vierter, damit kann ich zufrieden sein. Die Bedingungen waren abartig. Aber zum Glück haben wir unter noch schlimmeren Bedingungen trainiert! Im Hinblick auf Tokio war das ein sehr guter Test, und wir müssen jetzt die Kühlungsmaßnahmen noch weiter optimieren. An den Zeiten sieht man, wie krass die Bedingungen waren. Ich habe die Führungsgruppe nicht zu weit weggehen lassen, bin sehr taktisch angegangen. Ich hatte nie das Gefühl, dass ich überhitze. Ich hatte nie das Gefühl, dass ich wegbreche – außer in der letzten Runde, da habe ich mich verzählt. Ich dachte, ich wäre schon im Ziel, und dann sehe ich, dass die anderen alle weiter gehen. Ich hatte mich ein bisschen an der Zeit orientiert, bei 1:23 Stunden bin ich normalerweise schon lange im Ziel. Mich hat überrascht, dass die Japaner in der Breite nicht so stark waren. Sie trainieren in Japan ja eigentlich bei ähnlichen Verhältnissen wie hier. Bei den Olympischen Spielen in Tokio möchte ich kein Japaner sein, der Druck wird extrem sein. Ich bin daran in Berlin im letzten Jahr zerbrochen, da konnte ich meine Leistung überhaupt nicht abrufen, und darauf spekuliere ich ein bisschen. Im Grunde ist es egal, wann ich meine erste internationale Medaille hole. Dann ist es eben Olympia!

Hagen Pohle (SC Potsdam):
Das war ein Wettkampf, der so nicht stattfinden dürfte. Es ist meine beste WM-Platzierung, damit bin ich schon zufrieden. Aber so langsam bin ich noch nie gegangen in meinem Leben. Man versucht, von Runde zu Runde zu gehen, geholfen hat ein bisschen, dass ich langsam angegangen bin und als Motivation ständig jemanden hatte, der von vorne wieder auf mich zukam. Es war extrem hart, von Beginn an. Das größte Problem war, überhaupt Luft zu bekommen. Ich habe fast alle 500 Meter einen Liter Wasser über mich gekippt. Die Bedingungen haben mich überrascht. Ich habe auch nicht dieselbe Vorbereitung gemacht wie die anderen, ich wollte nicht direkt aus der Höhe anreisen, daher war ich erst in St. Moritz und dann in Lüneburg bei meinem Bruder. Dort habe ich eine Woche trainiert und jeden Tag versucht, in die Dampfsauna zu gehen. Da wusste ich schon, dass das Atmen schwer wird. Die Vorbereitung war gut, ich denke, man muss sich sehr bewusst machen, dass man sich am Anfang sehr zurückhalten muss. Schade ist es, dass die Zeiten nicht so gut sind, da hilft der 17. Platz für das neue Ranking nicht so viel. Aber immerhin bin ich der einzige Deutsche, der seit 2014 international immer in die Top 20 gekommen ist.
 

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