Am achten Tag der Weltmeisterschaften von Doha waren die Ränge im Stadium zum ersten Mal gut gefüllt und es herrschte WM-Stimmung. Der Grund: Hochsprung-Überflieger Mutaz Essa Barshim begeisterte sein Heim-Publikum in Katar mit Gold. Über 400 Meter Hürden verbesserte US-Meisterin Dalilah Muhammad ihren eigenen Weltrekord. Für die stärkste deutsche Platzierung sorgte Christopher Linke mit Platz vier im 20 Kilometer Gehen.
Es war "Barshim Day" – am achten Wettkampftag war das Khalifa-Stadion in Doha zum ersten Mal fast gefüllt. Als Mutaz Essa Barshim im roten Nationaltrikot von Katar um 19:30 Uhr Ortszeit zum ersten Mal über die Latte rauschte, sie lag erst auf 2,19 Meter, da schrien die Zuschauer schon. Das Stadion bebte. Auch die 2,24 Meter, dann die 2,27 Meter nahm er im ersten Anlauf. Und hob beschwörend die Arme. 2,30 Meter, drüber, so hoch war Barshim in diesem Jahr noch nicht gesprungen.
In einem packenden Finale steigerte sich der 28-Jährige bis auf die Saisonbestleistung von 2,37 Meter und konnte seinen Titel bei seiner Heim-WM eindrucksvoll verteidigen. Er bescherte den Gastgebern die heiß ersehnte Goldmedaille. Die Silbermedaille gewann der unter neutraler Flagge startende Russe Michail Akimenko mit 2,35 Metern vor seinem höhengleichen Landsmann Ilja Iwanjuk.
Dalila Muhammad läuft wieder Weltrekord
Die US-Amerikanerin Dalilah Muhammad hat im Finale über 400 Meter Hürden ihren Weltrekord auf 52,16 Sekunden verbessert und sich damit den Titel gesichert. Die Olympiasiegerin rannte vier Hundertstelsekunden schneller als am 28. Juli bei der amerikanischen WM-Ausscheidung in Des Moines (USA). Zweite wurde US-Teamgefährtin Sydney McLaughlin in 52,23 Sekunden vor der Jamaikanerin Rushell Clayton, die in 53,74 Sekunden ins Ziel kam.
Auf den 400 Metern flach rannte bei den Männern Steven Gardiner Landesrekord. In starken 43,48 Sekunden gewann er Gold vor dem Kolumbianer Anthony José Zambrano (44,15 sec), der einen Südamerika-Rekord aufstellte. Die Bronzemedaille ersprintete sich knapp dahinter Fred Kerley (USA; 44,17 sec).
Mit einem packenden Zielspurt rettete Titelverteidiger Conseslus Kipruto über 3.000 Meter Hindernis auf den letzten Drücker die Siegesserie der Kenianer. Er gewann in Weltjahresbestzeit von 8:01,35 Minuten. Als Zweiter kam nur eine Hundertstel dahinter mit äthiopischem Landesrekord Lamecha Girma (8:01,36 min) an. Bronze holte der Olympia-Vierte Soufiane El Bakkali (Marokko; 8:03,76 min).
Christopher Linke geht auf Platz vier
Weltmeister im 20 Kilometer Gehen der Männer wurde unter erschwerten klimatischen Bedingungen der Japaner Toshikazu Yamanishi, der 1:26:34 Minuten für die Distanz brauchte – alles andere als eine Top-Zeit. Zu Silber und Bronze gingen unter neutraler Flagge Vasiliy Mizinov (1:26:49 h) und der Schwede Perseus Karlström (1:27:00 h). Als bester Deutscher kam dahinter schon als starker Vierter mit seinem besten internationalen Ergebnis Christopher Linke (1:27:19 h) ins Ziel. Team-Kollege Hagen Pohle (1:32:20 h) ging auf Rang 17. Nils Brembach (alle SC Potsdam) musste das Rennen vorzeitig beenden.
Die deutschen Diskuswerferinnen waren im WM-Finale zu dritt vertreten, konnten erwartungsgemäß aber nicht bei der Medaillenvergabe eingreifen. Beste Athletin des DLV-Trios war Vize-Europameisterin Nadine Müller (SV Halle) als Achte mit 61,55 Metern. Claudine Vita aus Neubrandenburg wurde mit 60,77 Metern Neunte, die Deutsche Meisterin Kristin Pudenz (57,69 m) vom SC Potsdam landete auf dem elften Rang.
Ihren ersten WM-Titel sicherte sich die Kubanerin Yaime Perez mit glänzenden 69,17 Metern vor ihrer Teamkollegin Denia Caballero (68,44 m) und Titelverteidigerin Sandra Perkovic aus Kroatien (66,72 m), der nach zwei WM-Goldmedaillen diesmal nur Bronze blieb.
DLV-Sprinterinnen im WM-Finale
Die deutsche 4x100-Meter-Staffel ist in neuer Besetzung knapp ins Finale gerannt. Das Quartett belegte im zweiten Vorlauf in 42,82 Sekunden den vierten Platz. Lisa-Marie Kwayie (Neuköllner SF), Yasmin Kwadwo (TSV Bayer 04 Leverkusen), Jessica-Bianca Wessolly (MTG Mannheim) und Gina Lückenkemper (SCC Berlin) kamen aber über die Zeit weiter. "Heute haben wir wirklich mal das Glück auf unserer Seite gehabt. Hoffentlich zeigen wir morgen, was wir können", sagte Gina Lückenkemper im ZDF.
Die deutsche Jahresschnellste über 100 Meter, Tatjana Pinto (LC Paderborn) musste auf einen Staffelstart verzichten. Die 27-Jährige hatte sich im 200-Meter-Halbfinale eine Muskelverletzung im Knie zugezogen. Für sie wurde Wessolly eingesetzt. Den Vorlauf mit dem DLV-Quartett gewannen die Jamaikanerinnen (42,11 sec). Die Titelverteidiger aus den USA siegten im ersten Vorlauf in 42,46 Sekunden.
DLV-Quartett um Julian Reus verpasst den Endlauf
Nicht im Finale steht die Männer-Staffel. Trotz Saisonbestzeit konnten sich die DLV-Sprinter nicht für den Endlauf qualifizieren, zu hoch das Niveau an der Spitze. Das Quartett mit Julian Reus (LC Erfurt Top Team), Joshua Hartmann (ASV Köln), Roy Schmidt und Marvin Schulte (beide SC DHfK Leipzig) schied auf Platz sieben des zweiten Vorlaufs in 38,24 Sekunden aus. Den Lauf entschieden die Südafrikaner mit Afrika-Rekord (37,65 sec) für sich. Eine Weltjahresbestzeit erzielten die Briten als Sieger des ersten Vorlaufs in 37,56 Sekunden.
Über 1.500 Meter verabschiedete sich der Deutsch-Amerikaner Amos Bartelsmeyer (LG Eintracht Frankfurt) im Halbfinale. Er versuchte so lange wie möglich im Kampf um die Final-Plätze vorne mitzuhalten. Als die Startplätze vergeben wurden, musste der Deutsche Meister die Konkurrenz ziehen lassen. Rang elf im zweiten Vorlauf in 3:37,74 Minuten. Den Vorlauf-Sieg in einem engen Finish fuhr Marcin Lewandowski (Polen; 3:36,50 min) vor Ronald Kwemoi (Kenia; 3:36,53 min) und Jakob Ingebrigtsen (Norwegen; 3:36,58 min) ein.
Mit Material der Deutschen Presse-Agentur (dpa)