Bei der WM in Doha hat Niklas Kaul am Donnerstag als jüngster Zehnkämpfer den Titel gewonnen, Kugelstoßerin Christina Schwanitz ist nach ihrer Babypause als Dritte zurück auf dem Podium einer Meisterschaft auf Weltniveau. Über 400 Meter sprintete Salwa Eid Naser die schnellste Zeit seit 34 Jahren.
Es war ein Hauch der Fassungslosigkeit, der im Angesicht des Zehnkampf-Ausgangs bei der WM in Doha (Katar) umging. Nur einer machte einfach das, was er immer macht. Niklas Kaul (USC Mainz) vertraute auf seine bekannte Stärke in den abschließenden beiden Disziplinen. Nachdem schon der Diskuswurf (49,20 m) und der Stabhochsprung (5,00 m) wie am Schnürchen liefen, feuerte der erst 21-Jährige den Speer auf 79,05 Meter. Eine solche Weite hat noch nie ein Athlet innerhalb des Zehnkampfes erreicht.
Vor den abschließenden 1.500 Metern stand damit fest, dass der EM-Vierte mit einem Rennen innerhalb seiner Möglichkeiten die gesamte verbliebene Konkurrenz auch im Gesamtklassement hinter sich lassen kann. Und auch das tat er. Mit einer schnellen Schlussrunde lief Niklas Kaul den dafür nötigen Vorsprung sicher heraus, kam nach 4:15,70 Minuten ins Ziel und beendete einen langen Tag mit 8.691 Punkten als jüngster Zehnkampf-Weltmeister der Geschichte. Silber ging an Maicel Uibo (Estland; 8.604 Punkte) vor Damian Warner (Kanada; 8.529 Punkte).
Dieser Coup wurde auch deshalb möglich, weil Weltrekordler und Favorit Kevin Mayer (Frankreich) unter Tränen im Stabhochsprung verletzt aufgeben musste. Schon durch Hürdensprint und Diskuswurf hatte er sich nur noch durchgequält. Zum Start in den zweiten Tag musste auch Kai Kazmierk (LG Rhein-Wied) eine herbe Enttäuschung hinnehmen. Im Hürdensprint blieb er hängen und war aus dem Rennen. Dennoch zog der Dritte der WM von 2017 den Wettkampf durch und landete mit Punkten aus nur neun Disziplinen (7.414 Punkte) auf Rang 17. Absolut im Soll verlief seine WM-Premiere für Tim Nowak (SSV Ulm 1846), der mit 8.122 Punkten Zehnter wurde.
Christina Schwanitz meldet sich zurück auf dem WM-Podest
Die WM 2017 in London (Großbritannien) hatte Kugelstoßerin Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) verpasst, weil sie in dem Jahr ihre Zwillinge zur Welt brachte. Zwei Jahre später ist sie zurück, und wie. Als Dritte (19,17 m) machte sie mit Bronze ihren WM-Medaillensatz komplett. 2013 hatte sich schon Silber gewonnen, 2015 die Goldmedaille.
Im fünften Versuch gelang der 33-Jährigen die entscheidende Steigerung in einem engen Kampf um Bronze zwischen fünf Athletinnen. Ganz vorne verteidigte die Chinesin Lijiao Gong (19,55 m) ihren Titel erfolgreich gegen eine stark aufkommende Danniel Thomas-Dodd (Jamaika; 19,47 m).
Drittschnellste 400-Meter-Zeit der Geschichte, Johnson-Thompson kratzt an 7.000 Punkten
Das Finale über 400 Meter entschied Salwa Eid Naser (Bahrain) in 48,14 Sekunden mit der drittschnellsten Zeit der Geschichte für sich. Nur DDR-Weltrekordlerin Marita Koch (47,99 sec) im Jahr 1985 und die Tschechin Jarmila Kratochvilova (47,99 sec) im Jahr 1983 waren jemals noch schneller. Als Zweite verbesserte sich Shaunae Miller-Uibo (Bahamas) in 48,37 Sekunden auf den sechsten Rang in der Geschichte und lief Nordamerika-Rekord. Bronze sicherte sich Shericka Jackson (Jamaika; 49,47 sec).
Hochklassig auch das Gold-Resultat im Siebenkampf. Die Britin Katarina Johnson-Thompson profitierte vor allem davon, ihre schwachen Wurfdisziplinen mit 13,86 Metern im Kugelstoßen und 43,93 Metern mit dem Speer für ihre Verhältnisse gut absolviert zu haben. Mit 6.981 Punkten übertraf sie den britischen Landrekord von Jessica Ennis-Hill (6.955 Punkten) und steigerte sich auf Rang sechs in der ewigen Weltbestenliste. Riesig war der Jubel der 26-Jährigen über ihren ersten großen Titel im Siebenkampf. Die am Ellenbogen angeschlagene Titelverteidigerin Nafissatou Thiam (Belgien; 6.677 Punkte) rettete Silber vor der Österreicherin Verena Preiner (6.560 Punkte).
Als Sechster im Vorlauf über 1.500 Meter zog außerdem Amos Bartelsmeyer (LG Eintracht Frankfurt; 3:37,82 min) eine Runde weiter. Er darf im Halbfinale am Freitag noch einmal antreten.