| WM 2019 Doha

DLV-Zehnkämpfer und Kevin Mayer nach Tag eins in Lauerstellung

Die deutschen Zehnkämpfer Kai Kazmirek, Niklas Kaul und Tim Nowak übernachten bei der WM in Doha nach Tag 1 auf den Plätzen sieben, elf und 16. An der Spitze hat sich ein Quartett mit dem Kanadier Damian Warner schon ein wenig vom Rest des Feldes abgesetzt.
Silke Bernhart

Den Flow haben Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied), Niklas Kaul (USC Mainz) und Tim Nowak (SSV Ulm 1846) im Zehnkampf der WM von Doha noch nicht gefunden. Noch ist jedoch für das DLV-Trio ein Ergebnis im Bereich ihrer Saison-Bestleistungen in Reichweite. Am besten hat sich in den ersten fünf Disziplinen Kai Kazmirek platziert, der mit 4.315 Punkten auf Platz sieben übernachtet.

Der WM-Dritte von 2017 war mit einer Saison-Bestleistung von 10,82 Sekunden über 100 Meter gut in den Wettkampf gestartet, im Weitsprung ließ er jedoch mit 7,26 Metern viele Zähler liegen. In Ratingen war er erst bei 7,74 Metern gelandet, dort hatte er mit 8.444 Punkten seine Saison-Bestmarke aufgestellt. Ebenfalls herausragend war in Ratingen seine 400-Meter-Zeit gewesen. In Doha fehlten in 47,35 Sekunden 54 Hundertstel zu dieser Marke. Daher liegt er nach Tag eins 108 Punkte hinter dem damaligen Halbzeit-Stand.

Niklas Kaul nur knapp unter dem Kurs von Gävle

In Lauerstellung ist auf Platz elf U23-Europameister Niklas Kaul. Er hatte sich im Juli mit 8.572 Punkten in Gävle (Schweden) den U23-EM-Titel geholt und war damit auf Rang zwei der Weltjahresbestenliste nach vorne geprescht. In Doha zeigte er ähnlich gute Leistungen – wenngleich im Weitsprung zunächst Verwirrung und Zittern angesagt war: Sein erster Sprung war der weiteste, wurde aber nur mit 6,32 Metern vermessen. Nach einem Protest des DLV-Teams gab es im Anschluss an den Wettbewerb eine neue Messung und in den Ergebnislisten wurden 7,19 Meter notiert.

Eine starke Leistung zeigte Niklas Kaul im Kugelstoßen mit 15,10 Metern, zum Tagesende kam er über 400 Meter in 48,48 Sekunden nahe heran an seine Bestleistung innerhalb eines Zehnkampfs. Mit 4.164 Zählern hat der 21-Jährige nur 44 Punkte weniger auf dem Konto als nach Tag eins in Schweden. Sein besserer Tag ist der Zweite – mit dem wohl besten Endspurt der Welt im Speerwurf und über 1.500 Meter.

Fast genau auf Kurs seiner Saison-Bestleistung von 8.209 Zählern und somit nah dran am Bestleistungs-Zehnkampf von 8.229 Punkten ist Tim Nowak. Der Ulmer liegt mit 4.090 Punkten auf Rang 16. Auch er haderte mit dem Weitsprung, wo er sich mit 7,07 Metern zufriedengeben musste. 7,56 Meter ist er mit etwas zu viel Wind schon gesprungen, die letzten Tests waren vielversprechend gewesen. Dafür packte er über 400 Meter mit Saison-Bestzeit von 49,60 Sekunden sein Kämpferherz aus, auch mit 2,03 Meter im Hochsprung oder mit 11,12 Sekunden über 100 Meter konnte er zufrieden sein.

Kanadisches Duo vorne

Die Spitze des Feldes hat am ersten Tag ein Duo aus Kanada übernommen. Der Olympia-Dritte und mehrmalige Götzis-Sieger Damian Warner (4.513 Pkt) schlug wie schon so oft mit der schnellsten 100-Meter-Zeit des Tages in 10,35 Sekunden den Weg zur Halbzeit-Führung ein. Auf seinen Fersen: Landsmann Pierce Lepage (4.486 Pkt; 10,36 sec). Beide zeigten auch im Weitsprung mit 7,67 und 7,79 Metern die besten Leistungen der Konkurrenz.

Mit 4.483 Punkten übernachtet Weltkordler Kevin Mayer (Frankreich) auf Platz drei. Unter anderem dank eines überragenden Kugelstoßens (16,82 m) liegt der Weltmeister von London 2017 noch auf einem Kurs von mehr als 9.000 Punkten – wenn er denn einen ebenso guten Tag erwischt wie in Talence 2018, wo er auf 9.126 Punkte gekommen war. Zumindest aber hat er mit seinem ersten Tag einen großen Schritt in Richtung Titelverteidigung gemacht.

In Reichweite der Medaillen ist auch noch der derzeit viertplatzierte Lindon Victor (Grenada; 4.474 Pkt), der im Normalfall Pierce Lepage am zweiten Tag deutlich hinter sich lassen sollte. Auch Ilya Shkurenyev (ANA; 4.340 Pkt) und Maicel Uibo (Estland; 4.317 Pkt) machen einen guten Wettkampf.
 

STIMMEN ZUM ERSTEN TAG

Niklas Kaul (USC Mainz):
Das war alles in allem sehr in Ordnung. Am Ende bin ich jetzt ganz fröhlich, auch wenn überall ein Quäntchen Glück gefehlt hat. Ich liege immer noch auf einem Kurs in Richtung 8.400, 8.500 Punkte, was bei der ersten WM echt gut ist. Damit kann ich entspannt ins Bett gehen. Ich freue mich auf alles, was jetzt kommt. So ein Zehnkampf nur am Abend, das ist schon was anderes. Wir haben heute ungewöhnlich lange ausgeschlafen. Mir wäre eine lange Mittagspause lieber gewesen. Hier darf man sich keine Unkonzentriertheiten erlauben. Das nehme ich auch mit als Erkenntnis für morgen. Im Weitsprung haben sie im ersten Versuch 6,32 Meter gemessen, aber alle haben gesehen, dass der deutlich weiter war. Wir haben sofort Protest eingelegt, dem wurde ja auch stattgegeben. Aber trotzdem war es doof, da kommt man ganz anders in den Wettkampf rein. Sonst hätte ich dann noch zweimal Risiko gehen können, so musste ich zittern, beim dritten Versuch war mein Puls bei 180. Morgen folgt eher eine Punktejagd als eine Jagd auf Platzierungen. Vor den 1.500 Metern gucken wir, wo es hingehen kann. Morgen kann ich aufholen, der erste Tag ist meistens Schadensbegrenzung.

Tim Nowak (SSV Ulm 1846):
Ich bin mit allen Disziplinen zufrieden außer mit dem Weitsprung. Und das war direkt die Disziplin, die richtig Punkte gekostet hat. Und es war doof, weil es die Disziplin war, die vorher anlauftechnisch die sicherste war. Über 100 Meter habe ich ein bisschen den Start verpasst, dann war es okay. Im Hochsprung waren die gerissenen 2,05 Meter ein bisschen schade, weil ich das erste Mal seit Langem wieder auf Höhe gesprungen bin. Punktemäßig habe ich mir schon deutlich mehr vorgestellt am ersten Tag. Es ist insgesamt komisch. Man merkt, dass viele Probleme haben, besonders die, die in meinem Punktebereich liegen. Aber die Top Vier vorne gehen ab.
 

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