Die deutschen Stabhochspringer haben im WM-Finale gute Platzierungen erreicht. Dabei überraschte Bo Kanda Lita Baehre mit einem starken vierten Rang, Ex-Weltmeister Raphael Holzdeppe wurde Sechster. Seinen Titel verteidigte der US-Amerikaner Sam Kendricks.
Beide DLV-Stabhochspringer erwischten im WM-Finale bei der Einstiegshöhe von 5,50 Metern einen starken ersten Sprung, das gab für den weiteren Wettbewerb ein gutes Gefühl. Dieses nahm Bo Kanda Lita Baehre (TSV Bayer 04 Leverkusen) mit in die nächste Höhe. Es lagen 5,70 Meter auf, die Bestleistung des U23-Europameisters beträgt nur zwei Zentimeter mehr. Gleich im ersten Anlauf flog der 20-Jährige drüber, das brachte ihn aufgrund der Fehlversuche der Konkurrenz im Zwischenklassement auf den vierten Rang nach vorne.
Dass er diesen Platz auch am Ende des Wettbewerbs noch inne hat, hätte Bo Kanda Lita Baehre vor dem Finale wohl nicht gedacht. Bis auf das Trio an der Spitze der Weltjahresbestenliste rissen alle Teilnehmer die 5,80 Meter und der Leverkusener durfte in seinem ersten WM-Finale über eine Top-Platzierung jubeln. Das freute auch Trainingskollege Torben Blech, der den Wettbewerb nach seinem Quali-Aus wegen Rückenproblemen im ARD-Livestream co-kommentierte.
Raphael Holzdeppe Sechster
Der Deutsche Meister Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) brauchte für die 5,70 Meter zwei Versuche und reihte sich auf Rang sechs ein, den er sich mit Valentin Lavillenie teilte. Vor allem bei seinem ungültigen letzten Sprung über 5,80 Meter zeigte der 30-Jährige Potenzial für größere Höhen. Der Weltmeister von 2013 und Vize-Weltmeister von 2015 hatte als Ziel im Vorfeld die Top Fünf ausgegeben, das verpasste er nur knapp. Zwischen den beiden Deutschen sortierte sich als Fünfter Olympiasieger Thiago Braz da Silva (Brasilien) ein.
Im Kampf um die Medaillen waren die drei Sechs-Meter-Springer des Jahres unter sich: Titelverteidiger Sam Kendricks (USA), Europameister Armand Duplantis (Schweden) und Polens Rekordhalter Piotr Lisek. Nur Zuschauer war diesmal Weltrekordler Renaud Lavillenie (Frankreich), der in der Qualifikation ausschied und seinen Bruder Valentin von der Tribüne aus unterstützte.
Seine Bronzemedaille quittierte Piotr Lisek (5,87 m), der sich als Erster aus dem Titel-Kampf verabschiedete, mit einem Rückwärtssalto. Die Entscheidung um Gold fiel zwischen Sam Kendricks und Armand Duplantis, die beide 5,97 Meter überquerten. Wegen der geringeren Fehlversuche konnte der US-Amerikaner seinen Titel verteidigen, der junge Schwede holte Silber. Die magischen sechs Meter überflog diesmal keiner.
STIMMEN ZUM WETTBEWERB
Bo Kanda Lita Baehre (TSV Bayer 04 Leverkusen):
Die Platzierung ist sehr gut. Ich habe sehr viel rausgeholt, ich bin als Zwölfter ins Finale gekommen und habe mich Schritt für Schritt hochgearbeitet. Mit der Höhe bin ich nicht ganz zufrieden, denn die Sprünge waren eigentlich ganz gut. Da dachte ich, es geht ein bisschen mehr. Es sollte nicht sein, aber wenn der vierte Platz dabei rausspringt, kann ich damit leben. Die Steigerung auf 5,80 Meter ging eigentlich. Die Anfangshöhe war ja schon 5,50 Meter, so hoch bin ich noch nie eingestiegen. Dann direkt 5,70 und 5,80 Meter. Ich wäre auch sonst so hochgegangen, insofern war es für mich nicht zu hoch. Man kann vorher immer schlecht sagen, mit welcher Höhe man welche Platzierung macht. Es gab viele, die mit einer hohen Vorleistung hier angereist sind und haben es dann auch nicht auf die Reihe bekommen. Wenn ich es besser mache, habe ich den Vorteil. Die Leistungen der Top Drei motivieren mich, mehr zu trainieren. Es war sehr gut, was sie abgeliefert haben. Aber das heißt für mich weiterarbeiten, um da auch mitzuspringen.
Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken):
Im Moment bin ich noch ein bisschen unentschlossen. Ich bin nicht so glücklich über den sechsten Platz, dass ich gerne Luftsprünge machen würde. Aber auch nicht so unglücklich, dass ich mich irgendwo verkriechen will. Irgendwo dazwischen. Auch wenn ich wusste, dass ich vom Potenzial her auch an die 5,87 Meter heranspringen könnte, im Ersten hätte das sogar Bronze bedeutet. Im Endeffekt haben mir aber ein paar mehr Sprünge über diese Höhen in den Wettkämpfen gefehlt. Ich weiß, was ich zu tun habe für das nächste Jahr. In den letzten Jahren kam immer was dazwischen, Verletzungen oder Stabbrüche. Dieses Jahr hat mal wieder alles funktioniert. Aber ich habe gemerkt, dass vielleicht in den letzten Jahren zu viel passiert ist, um alles jetzt schon wieder perfekt kontrollieren zu können.