Alle drei deutschen Starterinnen haben bei der WM in Doha am Montag das 200 Meter-Halbfinale erreicht. Tatjana Pinto und Lisa Marie Kwayie erzielten in ihren Vorläufen neue Bestmarken. Bei Jessica-Bianca Wessolly reichte es mit etwas Glück als eine der sechs weiteren Zeitschnellsten.
Den Auftakt des deutschen Trios, das über 200 Meter an den Start ging, machte im dritten Vorlauf Lisa Marie Kwayie (Neuköllner SF). Die Berlinerin hatte auf eine Teilnahme über 100 Meter verzichtet und daher frische Beine. Nach einem rasanten Kurvenlauf lag die 22-Jährige auf Mitte der Zielgeraden zwischenzeitlich sogar in Führung und beendete den Lauf als Dritte in 22,77 Sekunden. Damit stellte die Staffel-EM-Dritte bei ihrer WM-Premiere eine Bestleistung auf und qualifizierte sich sicher fürs Finale. Schneller waren in ihrem Rennen die US-Amerikanerin Brittany Brown (22,33 sec) und Olympiasiegerin Elaine Thompson (Jamaika; 22,61 sec).
Eine starke Vorstellung zeigte im fünften Vorlauf Tatjana Pinto (LC Paderborn), die sich nach dem enttäuschenden Halbfinal-Aus über 100 Meter am Tag zuvor, wieder neu motivieren konnte. Die Deutsche Meisterin lag nach der Kurve vorne und konnte die Spitzenposition fast bis ins Ziel halten, nur die West-Afrikanerin Aminatou Seyni (Niger; 22,58 sec) zog noch knapp vorbei. Für die DLV-Sprinterin wurden 22,63 Sekunden gestoppt, auch das eine neue Bestleistung, die direkt ins WM-Halbfinale führte.
Tatjana Pinto mit Chancen auf Final-Teilnahme
Nach diesem Rennen schien die dritte deutsche Teilnehmerin Jessica-Bianca Wessolly (MTG Mannheim) zunächst ausgeschieden. Sie war in 23,10 Sekunden im vierten Vorlauf Sechste geworden und hatte sich bis dahin noch Hoffnungen gemacht, als eine von weiteren sechs Zeitschnellsten weiterezukommen. Dies gelang unverhofft, als die Nigerianerin Blessing Okagbare im Lauf von Tatjana Pinto nachträglich disqualifiziert wurde. Die Medaillenkandidatin übertrat die Linie ihrer Bahn. So rutschte Jessica-Bianca Wessolly als letzte Athletin über die Zeit ins Halbfinale.
Die schnellste Vorlauf-Zeit ging auf das Konto der Britin Dina Asher-Smith, die nach 100 Meter-Silber auf dem Weg zu ihrer nächsten Medaille in Doha ist. Die 23-Jährige zog mit 22,32 Sekunden eine Runde weiter und dürfte im Endlauf ganz vorne mitmischen. Das Finale will auch Tatjana Pinto erreichen.
STIMMEN ZUM WETTBEWERB
Tatjana Pinto (LC Paderborn):
Es war der Plan, in der Kurve flott anzugehen und aus der Kurve Druck zu machen bis 150 Meter. Am Ende war es noch nicht maximal, da habe ich rausgenommen. Heute habe ich einfach gemacht. Gestern [im 100-Meter-Halbfinale] habe ich vielleicht an zu vieles gedacht, das ist im Sprint tödlich. Heute war es step by step. Ich habe mir vorgenommen, nicht zu viel nachzudenken. Jetzt will ich definitiv ins 200-Meter-Finale! Da wird morgen Gas gegeben.
Lisa-Marie Kwayie (Neuköllner SF):
Es war echt ein guter Lauf! Es ist mir gut gelungen, den Schwung aus der Kurve mitzunehmen. Dann habe ich mir gesagt: Lisa, halte durch! Und ich wurde mit dem großen Q belohnt. Ich bin froh und glücklich, dass ich auf großer Bühne abgeliefert habe, das war heute „all-in“. Im Ziel war ich unglaublich erleichtert und habe den Moment einfach genossen. Hier neben Elaine Thompson zu laufen war schon ein anderes Gefühl. Ich war vor einem Wettkampf noch nie so aufgeregt! Im Halbfinale will ich noch mal meine Leistung abrufen und mein Bestes geben.
Jessica-Bianca Wessolly (MTG Mannheim):
Nach dem Zittern grad bin ich jetzt überglücklich! Mir fällt gerade ein Stein vom Herzen. Das Halbfinale zu erreichen war hier mein Ziel. Das habe ich auf den Punkt geschafft. Die ersten Schritte waren nicht so gut, dann kam ich ganz gut rein. Aus der Kurve heraus bin ich auf der Geraden etwas verkrampft, das ist nicht so einfach, wenn man die ganze Zeit ein bisschen hinterherhängt. Ich hatte mir schon den Lauf vorher angeguckt und gedacht: „Das wird schwer!“ Jetzt sind wir alle Drei im Finale, das ist doch schön!