Saskia Feige hat am Sonntag bei den Weltmeisterschaften in Doha (Katar) für das beste deutsche WM-Ergebnis im Frauen-Gehen seit zwölf Jahren gesorgt. Im 20 Kilometer-Wettbewerb belegte die junge Potsdamerin als drittbeste Europäerin Rang elf.
Zwölf Jahre ist es her, dass eine deutsche Geherin bei Weltmeisterschaften über 20 Kilometer bis ins Ziel kam. 2007 war es Sabine Krantz, die in Osaka (Japan) Platz acht belegte. Saskia Feige war damals neun Jahre alt und weit entfernt vom Geh-Sport, mit dem sie erst vor vier Jahren begann. Am Sonntag zeigte sie in Doha (Katar), dass sie als erste DLV-Athletin seit mehr als zehn Jahren den Anschluss an die Weltspitze geschafft hat.
Die junge Potsdamerin, die im April die deutsche U23-Bestleistung auf 1:30:40 Stunden verbessert hatte, absolvierte ein couragiertes Rennen und zeigte sich unbeeindruckt von großen Namen. Zehn Kilometer lang ging sie in einer großen Gruppe das bis dahin noch verhaltene Tempo der Spitzenathletinnen mit. Als diese anzogen, machte sie ihr eigenes Rennen und wahrte einen Platz in den Top Zwölf. Nach Disqualifikation der bis kurz vor dem Ziel auf einem Medaillenrang liegenden Chinesin Jiayu Yang brachte sie in 1:37:14 Stunden Platz elf bis ins Ziel.
Deutscher „Glückshut“ wird zum Markenzeichen
Es war eine Leistung, die noch vor wenigen Woche in weiter Ferne schien. Eigentlich aussichtsreich in Richtung U23-EM in Schweden unterwegs, machten sich bei Saskia Feige im Frühsommer Rückenbeschwerden bemerkbar. Wettkämpfe, Training und zeitweise sogar Schlafen waren aufgrund der Schmerzen undenkbar.
Langsam kämpfte sie sich wieder zurück und präsentierte sich in Doha ähnlich wie am Vorabend die DLV-Geher über 50 Kilometer in bester Verfassung. Fast schon zum Markenzeichen der deutschen Gruppe wurde die markante Kappe, die mit Eis im Nacken und auf dem Kopf bei sehr schwülen, warmen Verhältnissen für ausreichend Kühlung von oben sorgte.
Weltrekordlerin schlägt Weltmeisterin
An der Spitze setzte sich nach der Halbzeit eine fünfköpfige Gruppe ab, in der neben vier Chinesinnen nur noch die Brasilianerin Erica Rocha de Sena mitging. Sie wurde schließlich wie schon zwei Jahre zuvor in London (Großbritannien) WM-Vierte. Die Medaillen machten die Chinesinnen unter sich aus, wobei ausgerechnet Titelverteidigerin Jiayu Yang leer ausging. Sie hatte in dem Versuch, das hohe Tempo mitzugehen, zu viel investiert und wurde aufgrund von vier Verwarnungen disqualifiziert.
Den Takt gab die Olympiasiegerin und Weltrekordlerin über 20 und 50 Kilometer Hong Liu vor. Die 32-Jährige feierte in 1:32:53 Stunden ihre dritte WM-Goldmedaille nach 2011 und 2015. Silber ging an die Olympia-Zweite von 2012 Shenjie Qieyang (1:33:10 h), Bronze holte mit Liujing Yang (1:33:17 h) ein 21 Jahre junges Talent, das die großen Erfolge ihrer Landsfrauen in Zukunft fortsetzen könnte.
STIMME ZUM WETTBEWERB:
Saskia Feige (SC Potsdam):
Die ersten zehn Kilometer sind alle verhalten angegangen, vielleicht auch aufgrund der Erfahrung der letzten Tage, von daher war das ganz gut für mich. Da konnte ich das Tempo mitgehen, auch wenn ich wusste: Irgendwann geht die Post ab. Dann habe ich versucht, so lange wie möglich Kontakt zu halten und mich mitziehen zu lassen. Irgendwann musste ich aber auf meinen Körper hören und mein eigenes Rennen gestalten. Mit der Hitze kam ich gut zurecht, wir hatten vorher auch eine sehr gute Anpassung, eine Woche Hitzetraining mit Dr. Kieb und Dr. Schmidt-Hellinger. Da wusste ich schon, welche Signale mein Körper sendet, wenn ich überhitze. Dadurch konnte ich das gut einschätzen, ich hatte einen Plan, wie ich mich runterkühle, der ist super aufgegangen. Während des Rennens dachte ich, dass ich eher im Mittelfeld bin. Die Gruppe vorne war weg, ich habe da nicht durchgezählt. Vom 11. Platz habe ich erst im Ziel erfahren. Das war schon überwältigend, damit habe ich nicht gerechnet. Die Temperaturen haben das Feld noch mal durchgemischt. Das war meine Chance!
WM 2019 Doha