| Interview der Woche

Konstanze Klosterhalfen: „Ich bin noch nicht da, wo ich gerne sein möchte“

Es war erst ihr zweites Rennen der Saison. Nach Knieproblemen meldete sich Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen) am Sonntag bei der DM in Nürnberg über 1.500 Meter wieder zurück und rannte vor einer starken Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald; 4:06,51 min) in 4:06,34 Minuten zu einem Start-Ziel-Sieg. Im Interview berichtete sie anschließend von „der schwersten Zeit ihres Lebens“, der Liebe zum Laufen und von einem Rennen gegen ungewohnt starke Konkurrenz.
Silke Bernhart

Konstanze Klosterhalfen, herzlichen Glückwunsch zum 1.500-Meter-Titel! Über Ihrer EM-Saison stand aufgrund Ihrer Kniebeschwerden lange ein Fragezeichen. Wann war klar, dass Sie hier in Nürnberg antreten können?

Konstanze Klosterhalfen:

Gewissheit hatte ich eigentlich die gesamte Saison über nicht. Als ich das erste Mal wieder auf der Bahn stand, habe ich gesagt: Wenn, dann richtig. Mit der Zeit heute kann ich mich, denke ich, schon wieder sehen lassen. Umso schöner war es, dass ich heute hier gewinnen konnte.

Sie sind Mitte Juli mit der EM-Norm über 5.000 Meter eingestiegen, jetzt haben Sie über 1.500 Meter den Richtwert für Berlin unterboten. Welches Rennen fühlte sich besser an?

Konstanze Klosterhalfen:

Auf jeden Fall heute! Die 5.000 Meter waren direkt aus dem Trainingslager und aus dem vollen Training heraus. Da wusste ich noch nicht, wo ich stehe, und es war hintenraus hart. Aber heute hat es sich schon wieder ganz gut angefühlt.

Sie sind es gewohnt, national einsam vorweg zu rennen. Auch in Nürnberg haben Sie Tempo gemacht, die Konkurrenz konnte aber länger als gewohnt mithalten. Wie war das für Sie?

Konstanze Klosterhalfen:

Wir haben uns gestern überlegt, dass wir wissen wollen, wo ich stehe. Alles reinlegen! Ich hatte gedacht, dass die anderen nicht so lange mitlaufen. Aber ich wusste, dass alle fit sind. Und vor allem für Elena Burkard freut mich die Zeit. Die 1.500 Meter sind ja nicht ihre Strecke, das war schon stark! Ich musste am Ende kämpfen. Aber ich habe mich nicht umgedreht, und ich glaube, das war gut. Ich habe einfach alles gegeben und mich sehr gefreut, dass es gereicht hat.

Wie geht es Ihnen jetzt, wo Sie endlich wieder auf der Bahn stehen und vorne mitmischen können?

Konstanze Klosterhalfen:

Das ist ganz wichtig für mich. Es fühlt sich gut an, heute wieder die Beine zu spüren und zu wissen, dass es schon mal wieder ein bisschen schneller war. Aber ich bin auf jeden Fall noch nicht da, wo ich gerne sein möchte und auf dem Niveau, auf dem ich mich international zeigen möchte. Da ist im Training noch was zu tun.

In rund zwei Wochen beginnen aber schon die Europameisterschaften. Was ist da im Training noch möglich?

Konstanze Klosterhalfen:

Ich habe immer gesagt, dass ich bei der EM nicht einfach nur antreten möchte, um dabei zu sein. Ich möchte konkurrenzfähig sein. Was sich da in den zwei Wochen noch umsetzen lässt und wieviel die 1.500 Meter-Zeit für die 5.000 Meter wert ist, das müssen wir jetzt noch mal besprechen.

Hinter Ihnen liegen viele Wochen, in denen Sie auf das geliebte Laufen verzichten mussten – eigentlich die erste längere Verletzungsphase. Wie war diese Zeit für Sie?

Konstanze Klosterhalfen:

Das war bisher die schlimmste Zeit in meinem Leben. Weil ich so ungeduldig war, ist es vielleicht auch noch schlimmer geworden, als es hätte sein müssen. Aber die Zeit hat mir noch mal mehr gezeigt, dass Laufen meine Leidenschaft ist. Dass ich das Richtige mache. Es war hart, aber umso schöner ist es, jetzt wieder alles geben zu können.

Wer konnte Sie bremsen, als Sie ungeduldig waren?

Konstanze Klosterhalfen:

Am Anfang leider keiner so richtig. Da bin ich leider noch mit Schmerzen gelaufen, bis es gar nicht mehr ging. Dann hatte ich aber ein super Team um mich, bei dem ich mich auch noch mal bedanken möchte. Die Praxis in Köln, ich war fast jeden Tag dort. Meine Familie, andere Menschen, die mir immer Mut zugesprochen haben und gesagt haben: Das wird wieder! Das ist in so einer Situation wichtig. Das zeigt, dass es Menschen gibt, die sich mit einem freuen und auch für einen da sind, wenn es nicht so gut läuft.

Mehr:

<link video:18754>Video: Konstanze Klosterhalfen mit Start-Ziel-Sieg
<link>Alles zur DM in Nürnberg
<link>Alles zur EM in Berlin

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