Beim 77. Internationalen Stadionfest ISTAF werden am Sonntag im Berliner Olympiastadion zahlreiche internationale Spitzenathleten sowie Medaillengewinner der Europameisterschaften erwartet. Emotionaler Höhepunkt mit einigen Überraschungen wird der Abschied des Diskus-Helden Robert Harting sein. Zuschauer erleben spannende Wettkämpfe in 16 Disziplinen.
Der letzte Schrei soll es werden, wenn Robert Harting (SCC Berlin) am Sonntag zum letzten Mal in den Diskusring tritt und die Scheibe durch sein „Wohnzimmer“ fliegen lässt. Beim 77. Internationalen Stadionfest (ISTAF) beendet der mehrfache Welt- und Europameister sowie Olympiasieger von 2012 seine einzigartige Sportkarriere.
Ein letztes Mal will er die Stimmung im Berliner Olympiastadion genießen und in Anwesenheit von Freunden, Familie und Fans zum finalen Wurf ansetzen. Der gesamte „Harting-Block“ sei ausverkauft, verkündete Meeting-Direktor Martin Seeber am Freitag bei einer Pressekonferenz. Zudem würde der seit Wochen durch Berlin fahrende Bus mit dem riesigen Konterfei des Diskusriesen für Familie und langjährige Wegbegleiter zur mobilen Tribüne und direkt neben dem Diskusring eingefahren.
„Wenn mir dieses Jahr eines nicht gelungen ist, dann ist es eine sichere Prognose über meine zu erwartenden Leistungen im Wettkampf abzugeben“, entzieht sich Harting einer konkreten Aussage, was die Zuschauer am Sonntag sportlich von ihm erwarten können. „Über eine Saisonbestleistung würde ich mich freuen“, gibt er schließlich zu. Dennoch sei es für ihn mental schwer, in den Wettkampf zu gehen. Einerseits wolle er einen guten Wettkampf zeigen, andererseits fehle ein wenig der Antrieb – Konsequenzen habe er schließlich nicht mehr zu befürchten.
Abschied als emotionaler Höhepunkt
Seine Konkurrenten durfte er sich im Vorfeld selbst zusammenstellen – darunter der Pole Piotr Malachowski, der Este Gerd Kanter, sein Bruder Christoph (SCC Berlin) sowie Martin Wierig (SC Magdeburg) und Daniel Jasinski (TV Wattenscheid 01). Nur ein Starter war für ihn eine Überraschung: Zehnkampf-Europameister Arthur Abele (SSV Ulm 1846) hatte sich selbst ausgesucht, anstelle der Hürden den Diskuswurf zu bestreiten.
Danach gefragt, wie er seine Gegner bestechen werde, damit sie ihn gewinnen lassen, entgegnete der 33-Jährige: „Ich bin bis zur letzten Zelle Leistungssportler und freue mich auf einen harten, aber fairen Wettkampf. Es ist mein tiefsinniger Wunsch, mir nichts zu überlassen.
Einen Rücktritt vom Rücktritt schließt Robert Harting gleichermaßen aus, wie eine künftige Beschäftigung als Trainer. Dazu sei er zu ungeduldig. Zudem wolle er jetzt erst einmal Dinge angehen, für die der Sport keine Zeit gelassen habe. „Aber wenn mich in zehn Jahren bei den Olympischen Spielen jemand fragt, ob ich Lust habe, mich einzubringen, schließe ich nicht aus, das Angebot anzunehmen.“
Auch Kim Collins und Nadine Hildebrand sagen "Auf Wiedersehen"
Doch der Abschied von Robert Harting wird nicht der einzige emotionale Höhepunkt beim ISTAF sein. Auch Publikumsliebling Kim Collins aus St. Kitts und Nevis in der Karibik wird auf der blauen Bahn im Berliner Olympiastadion sein Abschiedsrennen laufen. Wie bei seinem Titelgewinn bei den Weltmeisterschaften 2003 startet er auch am Sonntag auf Bahn eins. „Mein Ziel ist es, meine Karriere so schnell wie möglich zu beenden. Mal sehen, was passiert“, verriet der 42-Jährige.
Ein letztes Rennen gibt es auch von Hürdensprinterin Nadine Hildebrand (VfL Sindelfingen). Die 30 Jahre alte Juristin, die mittlerweile auch Athletensprecherin im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) ist, war für die Qualifikation zur Heim-EM im Olympiastadion aufgrund von Verletzungssorgen nicht rechtzeitig in Topform gekommen. "So beende ich meine Karriere also an gleicher Stelle nur etwas später!" blickte die fünfmalige Deutsche Meisterin (Halle/Freiluft) und Olympia-Halbfinalistin von 2016 auf ihren ISTAF-Start voraus.
EM-Zugabe mit Chancen zur Revanche
Insgesamt haben 194 Athleten aus 45 Nationen für das ISTAF gemeldet – darunter 29 aktuelle EM-Medaillengewinner. Von den deutschen Goldgewinnern sind Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) im Weitsprung, Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen) im Hochsprung, Zehnkämpfer Arthur Abele im Diskuswurf und Christin Hussong (LAZ Zweibrücken) sowie Thomas Röhler (LC Jena) im Speerwerfen am Start.
„Nach der herausragenden EM als großes Leichtathletik-Festival versteht sich das ISTAF als Zugabe. Wir freuen uns auf ein sportlich tolles Fest“, sagte Martin Seeber. Stolz sei er vor allem auf die Live-Übertragung in der ARD (Sonntag, 16:30 bis 18 Uhr) sowie TV-Übertragungen in zehn weiteren Ländern. Und auch wenn das ISTAF in diesem Jahr im Zeichen des Abschiedes von großen Athleten steht, die die Sportart über Jahre geprägt haben, gibt es auch eine Neuerung. Erstmals wird ein Rennen über eine Meile bei den Frauen ausgetragen – mit deutscher Beteiligung durch Young-Star Konstanze Klosterhalfen aus Leverkusen.
Speerwurf-Gipfel geht in die nächste Runde
Eröffnet wird das ISTAF mit dem Speerwerfen der Frauen, wobei vor allem Christin Hussong ihre stabile Saison mit weiten Würfen fortsetzen will. „Diese Jahr habe ich einfach ein gutes Gefühl für den Speer und weiß, wie es geht“, erklärt sie sich ihre guten Leistungen.
Und auch eine Wiederholung des „Sommermärchens“ im Speerwerfen der Männer könne es geben. So steht neben dem Olympiasieger von 2016 und Europameister Thomas Röhler fast das komplette EM-Aufgebot auf der Starterliste. Spannend dürfte vor allem das Duell zwischen Andreas Hofmann (MTG Mannheim) und Röhler sein – zuletzt konnte sich der 26-jährige Mannheimer durchsetzen und am Donnerstag das Diamond League Finale in Zürich samt 50.000 Euro Preisgeld gewinnen.
Auf leichtathletik.de finden Sie am Sonntag mit Beginn des Hauptprogramms ab 15:00 Uhr einen <link>Live-Ticker und Live-Ergebnisse vom 77. ISTAF. Am Live-Ticker informiert Sie Jan-Henner Reitze topaktuell aus dem Berliner Olympiastadion und begleitet Sie mit Hintergrund-Infos und News durch die 16 Wettbewerbe.
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